Zecken sind immer früher aktiv

Die Auwaldzecke breitet sich zunehmend in Deutschland aus.

Steigende Temperaturen machen Zecken in Rheinland-Pfalz und Hessen zur ganzjährigen Plage. Neue Arten aus dem Süden bringen Krankheiten wie Hundemalaria. Wie man sich schützt.

Anzeige

Rhein-Main. Tagelang lauern sie auf einem Grashalm und warten auf ihr Opfer. Sobald sich ein Tier oder ein Mensch nähert, registrieren Zecken mit ihren Vorderbeinen die Körperwärme, den Geruch und das ausgeatmete Kohlendioxid. Dann geht alles ganz schnell. Innerhalb von Millisekunden krallen die Spinnentiere sich an ihrem Wirt fest, dessen Blut sie von nun an versorgen soll.

Solche Szenarien treten infolge der steigenden Temperaturen inzwischen das ganze Jahr über auf, heißt es beim Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Zeigt das Thermometer mehr als sieben Grad an, erwachen die Parasiten aus der Winterstarre und kriechen aus dem Boden. Die Auwaldzecke beginnt schon ab 4 Grad nach Wirten zu suchen. Die aus Mitteleuropa stammende Art breitet sich in Deutschland aus. Insbesondere im Rhein-Main-Gebiet, wie der Zeckenatlas des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt. Vorzugsweise lebt die Auwaldzecke in lichten Waldgebieten, in Flussnähe, auf (Feucht-)Wiesen und in Mooren. Im Gegensatz zum Gemeinen Holzbock, der meistverbreiteten Zeckenart in Deutschland, wartet die Auwaldzecke nicht an einem Grashalm ab, bis ihr Opfer vorbeizieht. Sie bewegt sich aktiv auf es zu. Der Mensch wird aber nur selten von ihr gestochen. Sie bevorzugt Hunde, Pferde, Rinder und Füchse. 

Neue Arten, neue Krankheiten

Mit der Auwaldzecke verbreitet sich auch die Hundemalaria (Babesiose). Sie kann für den Hund tödlich enden, wenn sie nicht früh genug behandelt wird. Es gibt zwar Impfstoffe dagegen, aber eine Impfung wird in Deutschland aktuell nicht allgemein empfohlen. Auf Menschen überträgt sich die Krankheit sehr selten.

Anzeige

Sommer sind zu trocken und heiß für Zecken

Die Hochsaison für Zecken ist aber im Frühling und Herbst. Am wohlsten fühlen sich die Tiere zwischen 15 und 25 Grad. Und da sie Wasser nur über die Luft aufnehmen, brauchen sie eine hohe Luftfeuchtigkeit.

In den zunehmend heißen und trockenen Sommern sind sie weniger aktiv. Außerdem profitieren auch Gegenspieler der Zecken von höheren Temperaturen, wie etwa Ameisen, Wespen und andere Spinnen. 

Warum sind Zecken gefährlich? 

Ein Zeckenstich tut nicht weh. Allerdings können die Tiere beim Blutsaugen Krankheiten übertragen, wie zum Beispiel FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) oder Lyme-Borreliose. In Hessen gilt vor allem der Süden als FSME-Risikogebiet (siehe Karte). In Rheinland-Pfalz betrifft das nur den Landkreis Birkenfeld (westlich von Bad Kreuznach). Wobei das nicht heißt, dass FSME-Erkrankungen in anderen Gebieten nicht vorkommen. Die Viruserkrankung kann zu einer Hirnhautentzündung und in seltenen Fällen zum Tod führen. Aber selbst in Risikogebieten ist es unwahrscheinlich, sich zu infizieren. Im Kreis Darmstadt-Dieburg etwa gab es in den vergangenen fünf Jahren weniger als acht Fälle pro 100.000 Einwohner. 

Anzeige

Eine weitere von Zecken übertragbare Krankheit ist Lyme-Borreliose. Sie wird von Bakterien ausgelöst und kann die Gelenke, das Nervensystem und die Haut angreifen. Erkennbar ist sie oft an einem geröteten Ring um die Einstichstelle. Das RKI nimmt an, dass 0,3 bis 1,4 Prozent aller Zeckenstiche die Krankheit auslösen. 

Wie kann man sich schützen?

Wer in einem Risikogebiet lebt, sollte sich gegen FSME impfen lassen. Gegen Lyme-Borreliose gibt es keine Impfung, aber Antibiotika. 

Ist man in der Natur unterwegs, sollte man lange Hosen und Oberteile mit langen Ärmeln tragen, sodass die Haut möglichst bedeckt ist. Außerdem sollte man offene Stellen an der Kleidung vermeiden. Also Hemd in die Hose und Hosenbeine in die Socken stecken. Wer helle Kleidung trägt, kann die Tiere schneller entdecken. 

Nach einem Ausflug in die Natur sollte man sich gründlich absuchen. Vor allem Achseln, Leisten, Genitalbereich, Bauchnabel und Kopfhaut. Hunde- und Katzenhalter sollten ganzjährig ihre Haustiere nach dem Gassigehen oder Freigang absuchen.

Auch Zeckensprays helfen. Deren Wirkstoffe sind für die Parasiten abstoßend, aber nicht giftig. Die Sprays sollten Sie alle drei Stunden erneut auftragen, auch wenn die Hersteller mit einem Schutz von bis zu acht Stunden werben. 

Bei Zeckenfallen für den Garten sollte auf das Mittel Permethrin verzichtet werden. Das Insektizid ist für den Menschen ungefährlich, aber sehr giftig für Katzen, Bienen und Fische.

Was tun, wenn man eine Zecke findet?

Wenn eine Zecke gefunden wurde, sollte man sie schnell mit einer Pinzette oder Zeckenzange entfernen. Ergreifen Sie die Zecke knapp über der Haut und ziehen sie langsam und gleichmäßig heraus. Wichtig: Die Zecke nicht drehen oder quetschen, da sonst Erreger in die Wunde gelangen könnten. Sollte sich die Zecke aber nicht lösen, hilft vorsichtiges Hin- und Herdrehen. Auf Hilfsmittel wie Öl verzichten, da die Zecke als Abwehrreaktion Speichel in die Wunde abgeben könnte.

Nach dem Entfernen die Wunde desinfizieren. Eventuell übrig gebliebene Mundwerkzeuge werden von der Haut abgestoßen. Die Zecke kann man am Leben lassen, zusammen mit einem feuchten Küchenpapier in eine verschließbare Plastiktüte stecken und per Post an das RKI senden. Das Forschungsinstitut untersucht die Tiere auf Krankheiten und erstellt aus den Informationen den Zecken-Atlas. Weitere Infos dazu gibt es auf https://zepak-rki.de/einsenden.