
Das 60. Landesfest, das nach 50 Jahren zum zweiten Mal in Pfungstadt gefeiert wird, ist nun offiziell eröffnet.
Pfungstadt. Um 15.52 sprach Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) die Worte: „Und damit ist der 60. Hessentag eröffnet.“ Seifenblasen stiegen auf und es gab Applaus von den etwa 300 Gästen, die gekommen waren, um den offiziellen Auftakt mitzuerleben. Geöffnet war der Hessentag zuvor schon, aber der Andrang hielt sich noch in Grenzen. Erst am Nachmittag wurde es dann langsam voller.
Während des 13. Hessentags 1973 wurden an den neun Veranstaltungstagen rund 160.000 Besucher in Pfungstadt gezählt. Nun, 50 Jahre später, erwartet die Stadt rund 600.000 Besucher an zehn Tagen. Und die begrüßte Hessentagsbotschafter Hans-Joachim Heist, der als Schauspieler nicht nur aus der „Heute Show“ bekannt, sondern auch Stadtrat in Pfungstadt ist, mit einem herzlichem „Ei Gude!“ Und er erklärte auch, wie universell der hessische Gruß ist: „Mit Ei Gude ist man immer auf der sicheren Seite. Da fühlen sich Männer und Frauen und auch Diverse angesprochen.“ Zudem leben in Pfungstadt laut Heist Menschen aus 120 Nationen. „Und auch die fühlen sich mit Ei Gude angesprochen und mitgenommen“, sagte er.
Heist spielte damit auf das Motto des Hessentags an: „Mach den Hessentag zu Deinem Tag!“ Mit diesem Kampagnen-Motto möchte die Stadt Pfungstadt verdeutlichen, dass der Hessentag ein Tag für alle ist. Jede und jeder, unabhängig von der Generation oder aus welcher Region man kommt, um den Hessentag zu besuchen, soll etwas für sich mitnehmen und den Hessentag ganz für sich gestalten können. Dass das Landesfest für viele Pfungstädter eine „Herzensangelegenheit“ sei, sagte Bürgermeister Patrick Koch (SPD). Er und seine Frau Jutta waren zur Eröffnung in Odenwälder Tracht gekommen, weil es eben keine Pfungstädter gibt. Das Hessentagspaar Natalie Reining und Simon Schmitz war zwar in Tracht dar, aber eben in keiner, die es wirklich gibt. „Sie ist an die Mühlentradition Pfungstadts angelehnt“, erklärte Koch.
Erste Eindrücke vom Hessentag gibt es hier:
„Einen Hessentag auszurichten, braucht Mut“
Darmstadt-Dieburgs Landrat Klaus Peter Schellhaas (SPD) wagte es als einziger, ein wenig in Richtung Landesregierung zu sticheln. „Die einzige Stadt, die sich getraut hat, den Hessentag auszurichten, war Pfungstadt“, sagte er. In der Tat war die Kommune der einzige Bewerber in Hessen. Und dann kam es rund sechs Wochen vor dem Start noch zu einer überraschenden Preissteigerung von 1,9 Millionen Euro. Die Stadt ging per Parlamentsbeschluss in Vorleistung und hofft nun darauf, wenigstens einen Teil dieser Mehrkosten nach dem Fest wieder vom Land ersetzt zu bekommen. Ministerpräsident Boris Rhein allerdings gab keinen Hinweis, ob dies tatsächlich auch passiert. Er umschrieb die vielen Debatten, die es auch in Pfungstadt um die Ausrichtung des Landesfestes und schließlich auch um die Übernahme der Mehrkosten gab, lieber: „Einen Hessentag auszurichten, braucht Mut“, sagte er. „Man muss bereit sein, Diskussionen zu führen.“ Er habe „großen Respekt“ vor dem, was die Stadt stemme. „Der Hessentag dauert zehn Tage, aber er bleibt länger“, sagte Rhein. Aber eben nicht, ob das Land der Stadt weiter unter die Arme greift.
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Der erste Eindruck, den die Ehrengäste vom ersten Tag des Landesfestes hatten, war jedenfalls ein guter. „Es sieht sehr schön aus“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete von Darmstadt-Dieburg, Lutz Köhler (CDU): „Wir hatten als Landkreis ja auch eine Menge Arbeit mit dem Hessentag. Man kann sagen, es hat sich gelohnt.“ „Ich bin voller positiver Erwartungen“, sagte Heike Hofmann (SPD), die Vizepräsidentin des Hessischen Landtags, „ich habe ein gutes Gefühl.“ Das hat auch Dr. Jens Zimmermann (SPD), Bundestagsabgeordneter aus Groß-Umstadt: „Es gab ja einige Diskussionen im Vorfeld, aber es ist halt was anderes, wenn man es erleben kann. „Ich bin auch mit dem Auto gekommen, das ging reibungslos.“
Facebook-Post zum Hessentag
Und in der Tat gab es nur am Morgen einige Staus, weil vielen Ortsfremden wohl die Umleitungen noch nicht geläufig waren. Am Mittag und Nachmittag floß der Verkehr relativ reibungslos. „Es ist immer so, dass sich die Verkehrsteilnehmer erst daran gewöhnen müssen“, sagte Sebastian Trapmann als Sprecher der Polizei. Ansonsten habe es keine größeren Probleme gegeben. Friedlich blieb der erste Tag bis zum Nachmittag auch. „Es war ein Fest, wie wir es uns vorstellen“ sei es am ersten Tag gewesen, so Trapmann. In der „Hauptstadt Hessens“, zumindest während des Hessentags, wie es Ministerpräsident Boris Rhein ausdrückte. Ein Satz, den die Pfungstädter wieder mit viel Applaus honorierten.