Zigtausende bejubeln bunten Wiesbadener Fastnachtszug

Rappelvoll ist es überall, wie hier an den Quellen.

Unglaublicher Narren-Andrang beim Wiesbadener Fastnachtszug. Volle Straßen, bunte Kostüme und eine große Feier „uff de Gass”.

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Wiesbaden. Wiesbaden kann es. Die Fastnacht auf der Straße. Noch am Freitagabend müssen sich die Narren der Kurstadt im Fernsehen bei „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht” den üblichen Spott von der „ebsch Seit” über unsere Stadt, unsere Fastnacht und unseren Zug anhören. Am Sonntag haben sie gezeigt, wo der Narr die Fastnacht feiert - auch in Wiesbaden. Wetter wie im April, ein Wechsel von Regen und Sonne, es kümmert niemanden. Die Straßen entlang der Zugstrecke sind extrem voll, alle wollen dabei sein. Und sind es auch.

Die Dacho kommt.
Wiesbaden feiert Fastnacht.
Es wird gefeiert.
Vor dem Rathaus.
Hauptsache Wikinger

Pünktlich um 12.11 Uhr setzt sich der Zug am Rhein-Main-Congress-Zentrum in Bewegung, vorneweg der Musikzug Grebenstein, der mit der Titelmusik „Eye of the tiger” aus den Rocky-Filmen den Anfang und richtig Stimmung macht. Knapp zwei Stunden später setzt die Reinigungskolonne der Entsorgungsbetriebe den knallig orangenen Schlusspunkt des Zuges. Dazwischen gibt es viel Farbe, viel Musik und vor allem viel Spaß am Straßenrand und im Zug selbst. Die Narren haben darauf gewartet, wieder ausgelassen zu feiern. Das zeigt man, das spürt man.

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180 Zugnummern, 5000 Aktive, 55 teilnehmende Vereine, 20 Musikgruppen, 55 Fahrzeuge, das sind die nackten Zahlen. Und damit ist es gut mit der Statistik. Der Zug rollt relativ zügig auf seiner 4,2 Kilometer langen Strecke dahin, so, als wollte man die zwei ausgefallenen Jahre wieder einholen. Da kommen die närrischen Kommentatoren in den entlang der Strecke verteilten Moderatorenkabinen schon mal ins Schwitzen, verknotet sich die Zunge ein ums andere Mal. Sei es drum, deren spitzen Kommentare beleben das Geschehen gehörig, und die Menschen am Straßenrand haben ja auch Augen zum Schauen.

Ehren-Narren.
Gardetanz in Perfektion
Motivwagen zu Fachärzten.
Wohin gehört Amöneburg, zum Mainz oder Wiesbaden?
Die Nachhut - die Straßenreinigung

Und die sehen eine ganze Menge. Vorneweg den schier unsterblichen grünen Drachen der Dacho, der immer noch Feuer und Närrisches spuckt. Zum Beispiel über die Facharztpraxis Dr. Q. Uacksalber, der Termine nur nach Vereinbarung vergibt. Die Aufforderung „Sie werden aufgerufen” hat der Patient wohl zu wörtlich genommen. Er sitzt als Skelett auf dem Motivwagen. Auch die Wechselhaftigkeit in der Meinung so mancher Politiker wird aufs Korn genommen. Der Leitspruch der Grünen, „Frieden schaffen ohne Waffen” ist „Korrigiert”, der Soldat auf dem Motivwagen hat aber immerhin noch „Bio-Munition”. Optisch am auffälligsten sind natürlich die großen Motivwagen der am Zug teilnehmenden Vereine. Wie eh und je wird von diesen Süßigkeiten und, ganz vorsichtig, damit niemand verletzt wird, das ein oder andere Getränk unters närrische Volk gebracht. Aber auch ganz Praktisches findet seine Abnehmer. In der Nach-Corona-Zugzeit werden auffällig viele Taschentuch-Packungen ins Publikum geschleudert. Dazwischen sorgen die vielen Fußgruppen für Stimmung, mit Guggemusik, fastnachtstypischen Blechbläsern, Tanzgruppen oder ganz einfach nur verkleidet.

Und die Verkleidungen im Fußvolk am Straßenrand? Die sind so bunt wie die ganze Fassenacht. Der Trend: Man zieht an, was einem gefällt und wofür man einsteht. Darunter sind auffallend viele Statements für Cowboy und Indianer, aber auch queere Verkleidungen, die die Vielfalt propagieren, sind zu sehen. Politik am Straßenrand. Aber es geht auch ganz einfach, ohne politische Botschaft. Besonders häufig finden sich Ganzkörperkostüme. Bär, Hund und Frosch sind besonders beliebt, auch viele Bienen schwirren über den Zug. Und es gibt so viele Prinzessinen, große und kleine. Wie schön, dass es die Fassenacht gibt.