Was den Wormsern auf dem Wochenmarkt fehlt

Mario und Nathalie Bogner kaufen am Stand von Michael Bernatz ein, wo es mediterrane Spezialitäten gibt. Foto: BilderKartell / Christine Dirigo
WORMS - Es ist ein grauer Samstagmorgen, der da über der Stadt hängt, später wird es noch regnen. Dennoch ist gegen 9.30 Uhr einiges los auf dem Marktplatz. Und wir fragen uns: Warum gehen die Menschen auf den Wochenmarkt? Wie nehmen sie die Auseinandersetzung um die Attraktivität des Marktes wahr? Was ist den Wormsern wichtig, für die der Markt gedacht ist, den Kunden? Ist der Marktgang für viele ein Ritual, das allen Veränderungen trotzt?
„Wir kommen immer“ – diesen Satz hört man bei den Gesprächen mit den Kunden oft.
Das Ehepaar Anette und Stefan Vollrath sagt ihn etwa, die beiden sind klassische Marktgänger „Es ist nicht viel teurer als im Supermarkt und hier weiß man, wo die Produkte herkommen“, finden die Horchheimer. Es sind also vor allem die Produkte. Ihretwegen kommen die Besucher. Das hört man an diesem Vormittag deutlich heraus. Und auch das ist der einheitliche Tenor: Man wird gut bedient. In Zeiten des Online-Handels sucht der Kunde doch noch den Kontakt, den Austausch, das Gespräch, das Schwätzchen am Morgen.
Das Ehepaar Anette und Stefan Vollrath sagt ihn etwa, die beiden sind klassische Marktgänger „Es ist nicht viel teurer als im Supermarkt und hier weiß man, wo die Produkte herkommen“, finden die Horchheimer. Es sind also vor allem die Produkte. Ihretwegen kommen die Besucher. Das hört man an diesem Vormittag deutlich heraus. Und auch das ist der einheitliche Tenor: Man wird gut bedient. In Zeiten des Online-Handels sucht der Kunde doch noch den Kontakt, den Austausch, das Gespräch, das Schwätzchen am Morgen.
Seit 1970 kommt Anneliese Jacob aus Abenheim auf den Markt. Sie kann sich noch an andere Budenkonstellationen als die heutigen erinnern. „Man ist einfach individueller Kunde“, freuen sich Mario und Nathalie Bogner, ebenfalls regelmäßige Wochenmarktbesucher, dass sie nicht nur einer von vielen sind. Peter Kissel kommt mit Familie auf den Markt, er hätte gern noch mehr Bio-Produkte und freut sich, wenn neue Stände den Markt bereichern. „Das Allgäu kommt zu uns“, sagt Sybille Keller, die sich glücklich schätzt, besonderen Käse aus dem Allgäu in der Nibelungenstadt zu bekommen.
Kommentare

Claudia Wößner
Kommentar zum Wormser Wochenmarkt: Ausgerottet
Sind also alle zufrieden mit dem Markt, der auf den ersten Blick doch etwas trostlos wirkt? „Unter der Woche ist das Ganze eine Lachplatte“, ärgert sich der Rentner Hans-Joachim Schober, auch Stammkunde. Er vermisst einiges. „Ich war in Freising, da gab es sogar Blasmusik!“ Schober beschreibt das Flair kleiner Bauernmärkte, dazu fehlt ihm ein größeres, ausgewogeneres Essensangebot. „Die Politiker sollten noch viel mehr auf die Wormser Bürger hören“, ergänzt er noch. Überhaupt im Vergleich werden an diesem Samstag häufig andere Städte bemüht: Offenbach, Frankfurt, Frankenthal, gar Märkte in Südfrankreich wurden dem der Nibelungenstadt gegenübergestellt. Alle sind bunter, haben ein besseres Angebot („Wo bitte ist denn Fisch?“), warum nicht auch Textilien oder Bettwäsche mal im Angebot haben? Was allen, und das ist ein verbindendes kritisches Element, fehlt: die Atmosphäre.
Trostloser Markt, schwierige Parksituation
„Eben schreiben sie wieder auf“, ärgert sich Elisabeth Meyer aus Lampertheim, die den Markt als „trostlos“ empfindet und auch, und da ist sie nicht die einzige, die schwierige Parksituation bemängelt und sich über die verteilten Knöllchen ärgert. „Flair ist etwas anderes“, meint Norbert Gispert, der mit seiner Frau den Markt seit vier Wochen für sich entdeckt hat. Der 24-jährige Sohn Fabian schwärmt vom Käseangebot. Generell vermissen die Jüngeren Angebote, mit denen sie etwas anfangen können. Tatsächlich scheint sich das Marktpublikum grob um die 40 plus bis hin zum Rentner zu bewegen. Ein weiterer Fakt: Die Leiselheimer Michael und Elke Feldmann werden mit ihrem Obst- und Gemüsestand schmerzlich auf dem Markt vermisst. Die Feldmanns sind mit ihrem Stand in die Kaiser Passage umgezogen, wo sie ordentlich zu tun haben. Martina Perfler-Jungnik pendelt deshalb zwischen Kaiser Passage und Markt, denn auf das Feldmann'sche Angebot will sie nicht verzichten. „Ich ärgere mich, dass die Marktwinzer immer als Bereicherung für den Markt angesehen werden“, sagt Perfler-Jungnik. Sie hat eher den Eindruck, dass Marktwinzer und Marktstände zwei getrennte Veranstaltungen sind. Und: „Es gehen ja nur noch Alt-Wormser hin. Das ist schade.“ Ein Wormser Ehepaar, das namentlich nicht genannt werden will und ebenfalls Stammkunde bei Feldmanns ist, hat für sich den Markt abgehakt. Sie sind mit Angebot und Preis am Platz nicht einverstanden: „Für mich ist der Markt schon lange verlaufen“, sagt der Mann.
Was bleibt an Erkenntnis von diesem Vormittag: Die Stammklientel ist treu, vermisst mehr Vielfalt, Gastronomisches und Kreatives, mehr Parkplätze, die Stände sind viel zu weit auseinander, zum einen nur noch Wormser Besucher, zum anderen zu wenig Wormser. Man merkt, es besteht Redebedarf, doch eines eint fast alle: Sie hängen an ihrem Wochenmarkt.