Wormser Pfarrerin Zager geht vorzeitig in Ruhestand
Die Kirche ist ihr Leben, aber ihre Gesundheit geht vor: Pfarrerin Dorothea Zager verlässt die Friedrichsgemeinde zum 1. September. Verabschiedet wird sie schon am 26. Juni.
Von Ulrike Schäfer
Pfarrerin Dorothea Zager wird am Sonntag in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet. Der Abschied fällt ihr schwer.
(Foto: pakalski-press/Andreas Stumpf)
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WORMS - Das Bild von Christus, dem guten Hirten, der sein Schaf liebevoll auf den Schultern trägt, fällt als Erstes ins Auge, wenn man die Website der Wormser Friedrichskirche öffnet. Auf den farbenfrohen und nutzerfreundlichen Seiten wird man über die Menschen informiert, die in dieser Gemeinde mitarbeiten, und findet ein Inhaltsverzeichnis, das weiterleitet zum Gottesdienstplan, zum wöchentlichen Friedensgebet, zum kirchlichen „Service“, zur Geschichte der Kirche und schließlich auch zum Gemeindebrief „Brücke“.
In dessen jüngster Ausgabe gibt Pfarrerin Dorothea Zager nun bekannt, dass sie auf dringenden Rat ihrer Ärzte schon bald in den vorzeitigen Ruhestand gehen wird. Aus organisatorischen Gründen erfolgt die Verabschiedung durch Propst Dr. Klaus-Volker Schütz bereits am Sonntag, 26. Juni, 17 Uhr; ihren Dienst wird die Pfarrerin aber noch bis 31. August versehen.
Der Abschied fällt ihr schwer, und wenn sie das sagt, fällt ein Schatten auf ihr sonst so strahlendes Gesicht. Die Menschen sind ihr ans Herz gewachsen, der Kirchenvorstand und all die treuen Gemeindemitglieder, mit denen sie gerade auch in der schwierigen Coronaphase so vieles auf den Weg gebracht hat, Online-Gottesdienste, digitaler Adventskalender, gefilmtes Krippenspiel, Präsenttütchen an den Haustüren. Sie hat Frauen- und Seniorenarbeit betrieben, einen Flötenkreis geleitet und freute sich, dass die Mediationsabende „Klang und Stille“ und die Spielenachmittage „Café Würfel“ so gut und selbstständig funktionierten. „Es war eine gute Zeit“, resümiert sie.
Dorothea Zager ist sehr behütet in einem Pfarrerhaus im rheinhessischen Wörrstadt aufgewachsen. 1972, kurz nach Dorotheas Konfirmation, zog die Familie nach Frankfurt. Der Anfang in der Großstadt war schwer. Gehänselt von ihren Klassenkameradinnen, verleugnete die 13-Jährige zunächst ihre Bindung zur Kirche, doch dann drückte sie ihr Gewissen und sie beschloss, zu ihrem Glauben zu stehen. Dabei machte sie eine überraschende Erfahrung: „Wenn man Rückgrat zeigt, gewinnt man Achtung.“ Damals entschloss sie sich, Pfarrerin zu werden.
Nach dem Abitur studierte sie in Frankfurt, Tübingen, Heidelberg und Mainz. Ihr Vikariat absolvierte sie in Bad Homburg und erhielt danach ihre erste Stelle in Nieder-Moos (Vogelsberg), einem Kirchspiel mit drei Gemeinden aus zehn Dörfchen. „Ich habe an den unmöglichsten Orten gepredigt, sogar in einem Feuerwehrhaus“, erinnert sie sich. Gerne denkt sie an die Menschen zurück, die ihr dort anvertraut waren: „Sie waren zunächst zurückhaltend und spröde, später aber treu wie Gold.“ Schon in Frankfurt hatte Dorothea zum ersten Mal den jungen Theologiestudenten Werner Zager aus Worms – heute Leiter der Evangelischen Erwachsenenbildung Worms-Wonnegau – getroffen und gemeinsam mit ihm musiziert. Die beiden blieben danach in lockerem Kontakt, und schließlich gelang es Zager, die quirlige Dorothea davon zu überzeugen, mit ihm eine Familie zu gründen. Anderthalb Jahre war das junge Paar in Seeheim, danach in Eifa-Altenburg und schließlich sieben Jahre in Bochum, wo Werner Zager an der Uni lehrte. In dieser Zeit legte Dorothea eine Familienpause ein, denn zwischenzeitlich hatte sie drei Söhne, Michael, Raphael und Gabriel, geboren. Seit dieser Zeit unterstützt sie ihren Mann bei dessen wissenschaftlicher Arbeit.
Am 1. Januar 2016 trat sie ihren Dienst an
1998 kehrte das Pfarrerehepaar nach Rheinhessen zurück und Dorothea Zager versah in Wachenheim an der Pfrimm eine halbe Pfarrstelle, bis eine schwere Krankheit sie zwang, ihren Beruf vorübergehend aufzugeben. Als es ihr langsam wieder besser ging – mittlerweile wohnte die Familie in Worms im eigenen Haus – übernahm Dorothea Vertretungen und Teilzeitstellen in Pfeddersheim, Horchheim, Oppenheim und Gundersheim. In der Friedrichskirche predigte sie erstmals am zweiten Weihnachtsfeiertag 2015; am 1. Januar 2016 trat sie dort offiziell ihren Dienst an.
Dorothea Zager ist eine kraftvolle Predigerin. Das Wort Gottes verständlich und überzeugend zu vermitteln, ist ihr sehr wichtig. Doch ist sie nicht weniger ein Mensch der Tat mit großem organisatorischen Talent. Für jeden ansprechbar, hat sie alles und jeden im Blick. Sie wird der Friedrichsgemeinde fehlen, aber auch die Gemeinde ihr. Und so wird sie sich, wenn es ihr gesundheitlich möglich ist, sicher wieder in irgendeiner Form einbringen in die kirchliche Arbeit, denn Kirche ist, wie sie selbst sagt, nun mal ihr Leben.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 25.06.2022 um 01:15 Uhr publiziert.