Verfolgungsjagd mit Hund: Mit einem ungewöhnlichen Gefährt hat die Polizei in Worms einen rabiaten Jogger verfolgt und gestellt.
Von Susanne Müller
Ein Dog-Scooter als Einsatzwagen bei der Wormser Polizei.
(Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke)
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WORMS - Strafverfolgung in Rosarot. Das gibt es allenfalls im Kino, sollte man meinen. Dann nämlich, wenn tollpatschige Uniformierte einem rosaroten Panther nachjagen. Und sich dabei keinesfalls als geistesgegenwärtig erweisen.
Mit rosaroter Hilfe findig und erfolgreich – das waren zwei Beamte der Polizeidienststelle in der Hagenstraße, die einen Mann erwischen konnten, der zuvor eine Joggerin mit Schimpfworten belegt hatte. Der, ein 51 Jahre alter Wormser, war am Sonntagnachmittag sportelnd hinter der Bürgerweide im Bereich des Schützenhauses unterwegs.
„Er kam mir joggend entgegen“, sagt Melanie Gerbig. Sie selbst war mit „Pinacolada“ unterwegs, einem Deutsch-Kurzhaar, der mit ihr als „Zugtier“ vor einem Dog-Scooter dafür sorgte, dass das Sport-Team gut und schnell unterwegs war. „Ich bin schon auffällig“, sagt die 36-Jährige, denn der Scooter ist in ihrer Wunschfarbe lackiert: Rosa.
Der tierische Jogger und die beiden zweibeinigen Sportler kamen also aufeinander zu, auf der gleichen Seite des Weges. Ein Wort gab das andere auf dem Deichradweg, schließlich fiel die Titulierung „blöde Kuh“ und dann fiel die Sportlerin selbst. Denn der Mann, so berichten sie und die Polizei, habe sie zu Boden gestoßen.
Der Angreifer rannte weiter, „ich verfolgte ihn und rief gleichzeitig die Polizei“. Die, nicht faul, war schnell vor Ort, die beiden Beamten mussten dann aber bei der Verfolgung des warmgelaufenen Sportlers klein beigeben. Der Mann in leichter Sportkleidung war zu schnell, die Männer in für Dauerläufe unpassender Uniform kamen dann doch außer Puste. Und Aufforderungen, stehen zu bleiben, fruchteten nicht, der Jogger ignorierte sie.
Aber wer ist schneller als ein trainierter Sportler? „Pinacolada“ und das rosa Gefährt.
Hund hört auf Befehl
Nach kurzer Einweisung der 36-jährigen Wormserin mit den wichtigsten Kommandos „vorwärts“, „rechts“, „links“ und „bleib stehen“ schwang sich ein 27-jähriger Uniformierter auf den rosafarbenen Scooter und verfolgte den Beleidiger, der inzwischen querfeldein sein Heil in der Flucht suchte. Vier Hundebeine sind schneller als zwei menschliche, und so war es schließlich ein Leichtes, den Flüchtenden zu erreichen – kurz vor dem Ziel drohte die Verfolgung in Rosa aber fast zu scheitern. Das „Stehenbleiben!“, das dem 51-Jährigen vom rosa Scooter aus zugerufen wurde, befolgte nur der Hund. „Er bremste abrupt ab“, schildert die Polizei das Geschehen. Der Abstand zum Jogger war aber mittlerweile so verkürzt, dass die weitere Verfolgung zu Fuß kein Problem mehr war und der 51-Jährige dingfest gemacht werden konnte. Er erklärte, von der Hundebesitzerin ebenfalls beleidigt worden zu sein. Die polizeilichen Verfolger führten mit allen Beteiligten ein klärendes Gespräch.
Auch wenn die Verfolgung von Erfolg gekrönt gewesen sei, meldeten die Beamten dann am Montag, werde die Polizei Worms künftig keine Dog-Scooter als Einsatzmittel anschaffen.
Wenn es mal schneller gehen soll, Täter per pedes zu verfolgen, kann die Polizei in Worms auch zurückgreifen auf zwei Fahrräder und ein Dienstmotorrad. Und im gegebenen Fall auch auf Hunde – die allerdings aus Mainz anreisen müssen. Sie wissen als Schnüffelfachkollegen dann zwar nicht, wie flüchtige Beleidiger zu verfolgen sind, aber bestimmt können sie Tote, Geld, Brandbeschleuniger oder Rauschgift erschnüffeln. Auch ohne rosa Gefährt.