Was macht dieser junge Mann da nur? Er hat eine Brille auf, die aussieht wie eine übergroße Taucherbrille. Dabei ist weit und breit kein Wasser zu sehen. Und dann fuchtelt er...
WORMS. Was macht dieser junge Mann da nur? Er hat eine Brille auf, die aussieht wie eine übergroße Taucherbrille. Dabei ist weit und breit kein Wasser zu sehen. Und dann fuchtelt er noch mit einem Griff herum und behauptet, dass sich genau da in der Ecke, wo die WZ-Reporterin steht, eine Sanduhr befindet. Der junge Mann, der Marcel Schader heißt und zum „schaz“-Team gehört, ist nicht des Wahnsinns. Er ist mit seiner Brille und seinem Griff nur in einer anderen Welt.
Der Informatik-Student steht mit beiden Beinen in einem Hochschul-Büro. Doch während sein Körper dort auch bleibt, ist der Geist weit weg. Im Worms des Jahres 1521, mitten auf dem Schlossplatz vor dem Dom. Reisen zurück in die Vergangenheit, dank magischer Bilderrahmen und Sanduhren – auch das ist Teil des „schaz“-Projekts für den Rheinland-Pfalz-Tag. Denn das Gesamtpaket, das die Hochschule strickt, besteht nicht nur aus den Mini-Spielen der Smartphone-App, sondern auch aus sogenannten VR-Stationen. VR steht für virtuelle Realität. Mit den übergroßen Taucherbrillen, die offiziell VR-Brillen heißen, und dem Steuerungsgriff geht es beim Rheinland-Pfalz-Tag an ausgewählten Standorten in die virtuelle Realität. Genau das ist die Welt, in der sich Marcel Schader gerade befindet. An acht VR-Stationen können sich die Besucher beim Rheinland-Pfalz-Tag auch im Worms zu Zeiten Martin Luthers wiederfinden. Und noch in vielen anderen Welten mehr – egal, ob auf dem Backfischfest oder beim Spectaculum. Vier der VR-Stationen werden im Heylshof stehen und jeweils eine am Bahnhofsvorplatz, auf dem Festplatz, am Rheintorplatz und am Nibelungenmuseum. Die Besucher erwartet eine Spielwiese, um Spaß zu haben. Es ist aber auch eine Welt zum Wegträumen und zum Wundern, was heutzutage alles möglich ist.
Was das alles sein kann, führt Sascha Keuchel vor. Er ist Forschungsassistent im Fachbereich Informatik. Als er die Brille aufhat, geht es direkt in die Scha(t)zkammer. Dort wird auf pfiffige Weise der Schatz der Nibelungen in die Wormser Veranstaltungswelt transportiert. Also zum Beispiel mitten aufs Backfischfest. Mit dem Weinkelch in der Hand geht es über den Rummel. Der Kelch ist auch dabei, als Keuchel in der Wilden Maus zur rasanten Fahrt ansetzt und als er bei der Riesenradweinprobe in der Gondel sitzt. Immer und überall kommt der Kelch zum Einsatz. Keuchel trinkt und trinkt, aber er wird nicht betrunken. Weil eben alles nur in der virtuellen Realität spielt; einer Welt, die täuschend echt wirkt. Vor allem auch, als Sascha Keuchel zum Schluss auf dem Backfischfest noch Luftballons hinterherjagt und sie kaputt schlägt. In der virtuellen Realität ist unglaublich viel möglich. Selbst, dass Marcel Schader behauptet, dort in der Ecke neben einem stünde eine Sanduhr. Für alle anderen unsichtbar, dreht Schader sie genüsslich um. Und verschwindet in der Vergangenheit.
Von Claudia Wößner