Ermittlungen auf Kurpfälzisch

Umringt von Zuhörern gab Arnim Töpel in der StadtbüchereiKostproben aus seinen Mundartkrimis zum Besten.Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin  Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin

Eine gleich dreisprachige Lesung – kurpfälzisch, hochdeutsch und musikalisch – erwartete die Besucher des Literaturfrühstücks am Sonntag in der Stadtbibliothek. Der...

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WORMS. Eine gleich dreisprachige Lesung – kurpfälzisch, hochdeutsch und musikalisch – erwartete die Besucher des Literaturfrühstücks am Sonntag in der Stadtbibliothek. Der Walldorfer Musiker und Kabarettist Arnim Töpel las zum ersten Mal in Worms aus seinen fünf Mundartkrimis, die sich alle um Kommissar Günda, den im tiefsten Dialektmilieu der Kurpfalz ermittelnden „Tschief vun doo“ und seinen ambitionierten Sidekick Fritjof Freese drehen. Letzterer schlägt sich allerdings mit einem gewaltigen Handicap herum: Er spricht und versteht nur hochdeutsch. Ein Mangel, den das Publikum beim Literaturfrühstück offenbar nicht teilte und sich deshalb nur umso besser über Freeses Sprachverwirrung amüsieren konnte. Beispielsweise wenn sein Chef ihn auffordert: „Geh mol dange!“ und er fragt „Wofür?“ Nach Gündas Antwort: „Isch weeß net, was fan Fusl du zum Audofahre brauchsch, mia nämme Benzin,“ dämmert es dann schließlich: „Ah, verstehe, Sie meinen tanken.“ Oder wenn aus der Vernehmung einer mehrfach vorbestraften Gewalttäterin im mittleren Alter bei dem jungen Berufsanfänger ungewollt ein schlüpfriger Flirt wird und am Ende nur noch Prosecco geht – wegen der Romantik. Gern gibt der in Heidelberg geborene und in Walldorf in einem hochdeutschen Elternhaus aufgewachsene Töpel, der erst jenseits der Zwanziger den Dialekt „ganz tief in sich drin“ entdeckt habe, Hilfestellung bei Verständnisproblemen, denen er in seinen Büchern schon mal mit Fußnoten und Untertiteln auf die Sprünge hilft. Allzu weit entfernt ist das Kurpfälzische aber nicht vom Rheinhessischen und selbst wenn „Plätteln“ (Fliesen legen) den Zuschauern nichts sagte, stand dem Hörgenuss doch nichts im Wege, weder bei den literarischen Texten noch bei Töpels Mundart-Liedern, die er auf dem Piano begleitete. Er sieht Ähnlichkeiten bei Musik und Dialekt: „Der erreicht die Menschen auf ähnlich emotionaler Ebene, selbst wenn sie ihn nicht immer verstehen.“ In seinen Krimis, die seit 2013 jährlich erscheinen, gehe es ihm nicht um „reine Dialekt- oder Heimattümelei“, sondern auch um die Kombination mit dem Hochdeutschen, so Töpel. Der Dialekt diene nicht als bloße Witzeplattform, – sein Kommissar Günda ist schließlich kein Dabbes – sondern es gehe ihm um die Wertschätzung und Pflege der Sprache, die für ihn letztlich Heimat, Verwurzelung und Identität bedeute. Als Hauptschauplatz seiner Romane hat der begeisterte Krimileser, der ein gepflegtes Whodunit von Agatha Christi den blutrünstigen Schwedenkrimis von Mankell oder Larsson vorzieht, einen fiktiven Ort in der Kurpfalz gewählt, wo er seine Milieustudien durchführt. Nicht etwa Gewaltverbrechen und deren Aufklärung stehen bei Töpels nach bewährtem Muster gestrickten Geschichten im Vordergrund, weil es ihn belaste, sich einen Mord auszudenken. Stattdessen gibt es für das ungleiche Ermittlerduo jede Menge zwischenmenschlicher Rätsel zu lösen. Situations- und Sprachkomik zeichnen diese liebevoll in Mundart gearbeiteten Vignetten aus, von denen seine Romane leben: „Ich schreibe lieber Heile-Welt-Krimis, in denen nicht hinter jeder Ecke ein Serienkiller lauert.“

Von Michaela Weber