Behörde für Stasi-Akten schließt - Aufarbeitung geht weiter

Die Stasiunterlagen sollen ab 17. Juni in das Bundesarchiv eingegliedert werden. Foto: dpa

Die Behörde, die sich bislang um die Erschließung der Stasiunterlagen gekümmert hat, wird geschlossen. Dieses bevorstehende Ende ist allerdings nicht unumstritten.

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HANNOVER. Der scheidende Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Roland Jahn, hat angesichts der bevorstehenden Schließung seiner Behörde betont, dass die Aufarbeitung der SED-Diktatur keineswegs beendet sei. "Die Aufarbeitung geht weiter", sagte er dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". "Die Akten sind Teil des Gedächtnisses der Nation geworden. Und es wird einen Beauftragten für die Opfer geben. Wir sorgen dafür, dass das Licht der Aufarbeitung weiter brennen wird."

Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, der lange Jahre in der Abteilung Bildung und Forschung der Stasiunterlagenbehörde gearbeitet hat, kritisierte deren Schließung. "Die Schließung bedeutet eine Zäsur, die unnötig ist", sagte er dem RND. "Die Gegner der Aufarbeitung feiern jedenfalls." Der Zweck der Behörde habe sich noch nicht erfüllt, so Kowalczuk.

Behörde für Stasiunterlagen geht in Bundesarchiv über

Im Gesetz heiße es, Auftrag der Behörde sei, die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zu erschließen und die Öffentlichkeit über die Tätigkeit des MfS zu unterrichten. "Beides ist nach Bekundungen aller Entscheidungsträger nicht abgeschlossen und soll fortgeführt werden", sagte er. Das Argument, erst unter dem Dach des Bundesarchivs könnten die Akten langfristig gesichert werden, sei angesichts der fast 30-jährigen Existenz der Behörde etwas kurios und entwerte die geleistete Arbeit.

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Die Behörde geht zusammen mit den 111 Kilometer langen Aktenbeständen am 17. Juni in das Bundesarchiv über. Der Bundestag soll bis dahin noch die DDR-Oppositionelle Evelyn Zupke zur Beauftragten für die Opfer der SED-Diktatur wählen.

Von epd