
Die „Caravan, Motor, Touristik“ (CMT) in Stuttgart zeigt alles, was Campingfreunde begeistert. Ein Trend belegt: Größer ist nicht immer besser, wie Mini- und Micro-Caravans zeigen.
Stuttgart. Auf der Messe „Caravan, Motor, Touristik“ (CMT) in Stuttgart ist Mitte Januar alles zu sehen, was die Herzen von Camping- und Wohnmobilfreunden höher schlagen lässt. Das Angebot der rollenden Unterkünfte reicht von winzig bis riesig. Wer ein Budget von jenseits einer Million Euro hat, kann sich eine „Landyacht“ der Nobelmarke Concorde zulegen. Das ist eine Art rollendes Appartement auf einem LKW-Fahrgestellt mit allem nur erdenklichen und teuren Luxus an Bord. In der Heckgarage dieses gigantischen Fahrzeugs ist sogar Platz für einen kleinen PKW.
Doch ein neuer Trend beim Camping setzt auf Minimalismus und der schlägt sich vor allem bei den Wohnwagen nieder. Daher sehen wir auf Messen wie aktuell der CMT in Stuttgart eine wachsende Zahl von Mini- und Micro-Caravans. Schauen wir uns beide Konzepte einmal an.
Mini-Caravans - ein guter Kompromiss
Mini-Caravans sind kleine und kompakte Wohnwagen, in denen der Nutzer aber noch stehen kann, meist durch aufklappen eines Aufstelldaches. Mini-Caravans haben in der Regel eine Sitzecke, die nachts zum Bett umgebaut wird. Eine kleine Küche gehört ebenfalls zur Ausstattung. Was bei den kürzesten beziehungsweise kompaktesten Vertretern dieser Gattung aus Platzgründen fehlt, sind Toilette und Bad oder besser die „Nasszelle“. Diese gehört in der Regel erst ab einer Innenlänge von vier Metern zur Ausstattung.
Ein bekannter Klassiker dieses Segments ist seit über 60 Jahren der Eriba Touring, dessen kleinstes Modell Touring 310 mit einer Gesamtlänge von 5.06 sehr kompakt ist. Dieser Mini-Caravan hat den Spitznamen „Puck“, übriggeblieben von seinem früher offiziellen Produktnamen. Das aktuelle Modell des „Puck“ bietet auf einer Innenlänge von 3,66 Metern und bei 1,90 Metern Breite die beschriebene zum Bett umbaubare Sitzecke und eine Küche mit zweiflammigem Gasherd und Kühlschrank nebst Staufächern. Die Stehhöhe von 1,95 Metern wird über das Hubdach erreicht. Die weitere Ausstattung wie Gasheizung, ein kleiner Frischwassertank, eine Elektroinstallation, die neben 12-Volt und USB-Steckdosen bei „Landstromanschluss“ 220 Volt-Steckdosen nutzbar macht, und Ähnliches sind so auch bei vergleichbaren Modellen anderer Hersteller zu finden.
Vor- und Nachteile der Mini-Caravans
Der Vorteil eines solchen Mini-Caravans sind die kompakten Maße. Nicht nur, dass der Besitzer dieses Wohnwägelchens mit einem normalen Kleinwagen problemlos ziehen kann und nicht mit einem gigantischen Wohnwagengespann durch die Gegend navigieren muss. Ein Mini-Caravan braucht vor allem einen weniger großen Stellplatz, wenn der Eigentümer nicht unterwegs ist und ihn beispielsweise auf seinem Grundstück abstellen will. Die kompaktesten Fahrzeuge dieser Art wie der Puck passen mit eingeklapptem Aufstelldach oft sogar in eine Garage, wenn diese lang genug ist. Trotzdem hat der Urlauber einen richtigen Wohnraum, in dem er nicht nur schlafen, sondern „auch sonst wohnen“ und kochen kann. Der Nutzer hat trotz der kompakten Maße einen Wohnraum als „Schlechwetterreserve“, wenn durch die Witterung das Urlaubsleben im Freien mal eingeschränkt oder unmöglich ist.
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Aber der Besitzer muss mit Einschränkungen im Komfort leben. Da es kein separates Bett gibt, heißt es „entweder sitzen oder schlafen“. Wenn Paare den Wagen nutzen, kann der eine nicht noch gemütlich sitzen und beispielsweise ein Buch lesen, wenn der andere schon schlafen will. Bei den ganz kleinen Wohnwägelchen muss in Ermangelung eines Bades zum Duschen und für den Gang zur Toilette entsprechende Infrastruktur beispielsweise auf einem Campingplatz vorhanden sein. Duschen könnte man eventuell noch in einer einfachen mobilen Außendusche. Manchmal wird eine Art primitive „Nottoilette“ mitgeführt, die man aus einem Staufach hervorholen kann. Damit verrichtet der Nutzer sein Geschäft aber dann quasi mitten drin im Wohnwagen, wenn er sie nicht draußen benutzen und im freien sitzen will. Wenn die Innenmaße eine Nasszelle zulassen, ist diese dennoch recht beengt und man wird auf Campingplätzen eher die dortigen Einrichtungen nutzen.
In Stuttgart auf der CMT zeigten die meisten der gängigen und großen Hersteller solche Mini-Caravans. Bei den Preisen geht es hier ab circa 18.000 Euro los. Bei einigen spezialisierten Anbietern bekommt der Käufer diese Wohnanhänger mit einer Art Doppelfunktion. Über eine große Tür an der Rückseite können dann ein Motorrad oder mehrere Fahrräder in dem Anhänger auf entsprechenden Schienen verzurrt und transportiert werden. Die Sitz- und Schlafgelegenheit ist dazu an die Wand geklappt. Auf dem Campingplatz angekommen, werden die Zweiräder dann entladen und der Innenraum auf den Wohnbetrieb umgebaut.
Micro-Caravans - wie zelten nur besser
Deutlich asketischer geht es mit den winzigen Micro-Caravans zum Camping. Das sind sehr kleine und kompakte Anhänger, die wir eher als rollende „Schlafkapsel“ bezeichnen könnten. Im flachen Innenraum, der keinerlei Stehhöhe bietet, sind im Wesentlichen nur ein Bett und etwas Stauraum untergebracht.
Im Anhänger wird nur geschlafen, das gesamte restliche Camping-Leben findet draußen rund um den Anhänger statt. Die Küche ist in Ausziehschubladen oder Klappfächern an der Außenseite untergebracht. Gekocht wird also im Freien. Trotzdem sind diese Küchen oft gut ausgestattet und bieten teils mehrflammige Gaskocher, ein kleines Waschbecken und eine Kühlbox, die mit Strom aus einer Batterie im Anhänger betrieben wird.
In der Regel ist am Micro-Caravan eine Markise oder abspannbarer „Tarp“ – eine solide wetterfeste Plane – angebracht, um außen eine überdachte und damit halbwegs wettergeschütze Wohnfläche zu schaffen. Oft ist in dem Anhänger ein gewisser Wasservorrat vorhanden, sodass neben dem kleinen Waschbecken der Küche eine Außendusche über eine elektrische Pumpe mit Wasser versorgt wird. Der Nutzer kann so im Freien duschen. Sollte hier ebenfalls eine Nottoilette dabei sein, dann sitzt man auf jeden Fall draußen auf dem Klo. In dem niedrigen Innenraum, der ja im Prinzip nur aus der Matratzen des Bettes und Staufächern an den Wänden besteht, kann die Nottoilette nicht aufgestellt und erst recht nicht darauf gesessen werden.
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Diese Art des Campings mit dem Micro-Caravan können wir am ehesten mit dem Zelten vergleichen. Nur dass sich das Bett eben in einer Art festen Unterkunft anstatt in einem Zelt befindet. Durch die in der Regel gute Wärmedämmung der Anhänger ist das Bett deutlich besser gegen Kälte und Regen oder Unwetter, aber auch Geräusche geschützt. Es schläft sich darin nicht zuletzt dank der guten Matratzen deutlich bequemer, als auf Isomatte oder Luftmatratze im Zelt.
Vor- und Nachteile der Micro-Caravans
Der große Vorteil dieser Micro-Caravans ist das sehr kompakte Maß, das sich vor allem nach dem Urlaub beim Abstellen bewährt. Diese Anhänger brauchen nicht mehr Fläche als ein normaler PKW und sind so flach, dass die problemlos in einer Garage, einem normalen Carport oder einer Tiefgarage eines größeren Mietshauses untergebracht werden können. Zudem sind die Anhänger meist leichter als 750 Kilo, sodass es kaum Einschränkungen in Sachen Führerschein gibt. Abstriche muss der Käufer bei der Allwettertauglichkeit machen, denn nur das Bett ist „drinnen“ und geschützt. Das Kochen und alle andere Aktivitäten finden draußen statt. Bei Dusche und Toilette ist auch hier die Infrastruktur eines Campingplatzes nötig, wenn man nicht mit Klappspaten und Klopapier im Gebüsch verschwinden oder im Freien auf der Nottoilette sitzen will. Immerhin waren auf der CMT Konzepte mit zusammenfaltbaren Außenduschkabinen zu sehen, denn oft haben die Anhänger wie beschrieben einen Wasservorrat an Bord.
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Micro-Caravans bislang nur vom Spezalisten
Anhänger dieser Bauart sucht man bei den üblichen großen Platzhirschen der Branche bislang vergeblich. Hier sind derzeit nur kleine Firmen auf dem Markt, die sich auf den Bau dieser Micro-Caravans spezialisiert haben. Beispielsweise Miniatouring aus Nieder-Olm. Da hier keine Fließbandproduktion läuft, sondern eher in Manufakturqualität gearbeitet wird, bekommt der Käufer meist innovative Lösungen und sehr gute Verarbeitungsqualität.
Die Micro-Caravans gibt es bei manchem dieser Hersteller mit robustem Offroad-Fahrwerk, so dass diese „Schlafkapsel“ hinter einem Geländewagen problemlos über unwegsame Strecken oder einen Acker gezerrt werden kann. So kann sich der Outdoorfan damit an die abgelegensten Plätze stellen. Ob derlei Wildcampen dann dort erlaubt ist, steht auf einem anderen Blatt. Bei den Preisen gibt es ab 12.000 Euro etwas Vernünftiges, wobei der kleinste und billigste „Bettenanhänger“ auf der CMT für unter 6000 Euro zu haben ist. Dann aber ohne signifikante Wärmedämmung, Küche und jegliche andere Extras. Also eher eine rollende Notunterkunft. Je nach gewählter Ausstattung und dem Zubehör klettern die Preise dann schnell auf und über 20.000 Euro.
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Fazit: Klein, aber durchaus fein
Wer beim Camping-Urlaub auf keinerlei Luxus verzichten will, vielleicht etliche Wochen im Jahr auf Reisen ist oder den Wohnwagen ortsfest als Dauercamper auf einem Campingplatz nutzt, wird sicher nicht zum Mini-Caravan und noch viel weniger zum Micro-Caravan greifen. Dort wo der Wohnwagen gelegentlich und sehr mobil an immer neuen Orten oder als eine von mehreren Urlaubsformen genutzt wird, ist der Mini-Caravan eine gute Wahl.
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Wer Camping eher als Abenteuer im Freien sieht und dabei komfortabler als mit einem Zelt unterwegs sein möchte ohne direkt ein rollendes Wohnzimmer dabei zu haben, der findet in den Micro-Caravans mittlerweile ausgesprochen durchdachte und solide Lösungen. Geschlafen wird bequem im Anhänger mit optimalem Schutz vor ungünstiger Witterung. Aber das ganze Camping-Leben findet wie beim Zelten im Freien statt. Und nach dem Urlaub ist der kompakte Anhänger recht gut und einfach abzustellen. Zudem ist der Besitzer damit deutlich mobiler als mit einem großen Wohnwagen und kann auch mal – zumindest dort, wo es erlaubt ist – abseits eines Campingplatzes stehen.