Eine Passantin neben der Plastik „Pavillon de Vin“ von Joana Vasconcelos im Bad Homburger Kurpark. Foto: dpa
( Foto: dpa)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BAD HOMBURG - Überall Bänke, nichts als Sitzbänke. Als ginge es in einem Park immer nur ums Ausruhen. Doch wer sich im Bad Homburger Kurpark nicht vorsieht, landet auf einem vertrackten Sitzmöbel. Jeppe Hein hat dort drei weiße Bänke aufgestellt, die es in sich haben. Die erste ragt steil auf und lädt zum Blicken in den Himmel ein, die zweite ist auf den Boden gerutscht und lädt zum Sitzen im Gras ein, die dritte ist in der Mitte unterbrochen und lädt zum intimen Dialog ein.
Jeppe Hein ist einer von 34 Künstlern, die in Bad Homburg den Kur- und den Schlosspark mit 42 Skulpturen bespielen. Allein im Kurpark greifen drei weitere Künstler das Sitzen auf. Aber es gibt auch anderes zu sehen bei der Skulpturenbiennale „Blickachsen“, die vor 20 Jahren mit neun Künstlern begann. Längst wird auch die Region bespielt, von Kloster Eberbach über die Frankfurter Uni weiter nach Eschborn, Eppstein und dem Neu-Anspacher Freilichtmuseum bis nach Kronberg. Neu dabei ist Bad Vilbel. Acht Orte also, die zur Rundreise einladen, um etwa 80 Werke von 37 teils jungen, teils etablierten Künstlern zu sehen. Allerdings bleibt die Keimzelle in Bad Homburg, wo der Galerist Christian K. Scheffel die Biennale 1997 startete.
Oft spazieren die Besucher einfach drauflos oder orientieren sich am Plan – und zählen verblüfft allein 17 Künstler aus Österreich. Jede „Blickachsen“-Ausgabe kooperiert nämlich mit einem anderen Partnermuseum, das für neue Ideen sorgt. Jetzt ist das Museum Liaunig in Kärnten dran, das auf österreichische Kunst nach 1945 spezialisiert ist. Von dort kommen einige Leihgaben, zudem bat man Hauskünstler um neue Werke.
Co-Kuratorin Maria Schneider betont, dass eine Schau im Grünen „zwar ernst oder politisch, aber auch humorvoll und leicht sein sollte“. Die „Kreisgruppe“ von Joannis Avramidis etwa besteht aus eng zusammengerückten Figuren, sodass man nur ihre Rücken, nicht ihre Gesichter sieht. Eine verschworene Gemeinschaft, die sich abschottet. Ganz anders Erwin Wurms Beitrag, eine mehr als vier Meter hohe Gurke aus Bronze, die so keck auf einem Sockel steht, als sei sie etwas Besonderes. Ein Schelm, wer anderes in dem krummen Ding sieht – ohnehin gilt Erwin Wurm als Spaßvogel der Kunst, dem nichts heilig ist.
Was man außer Bad Homburg noch anschauen sollte? Auf jeden Fall Kloster Eberbach, wo Markus Lüpertz neun bemalte Bronzen zeigt, von Achilles über Mozart bis zu Sankt Sebastian. Auf dem Campus Westend der Frankfurter Uni stehen Ewerdt Hilgemanns Edelstahlsäulen, denen er mittels Vakuumpumpe die Luft entzogen hat. Jetzt sind sie faltig und verbeult, ähnlich wie seine Kuben im Homburger Kurpark. Hilgemann verrät, weshalb sie so lebendig wirken: „Ich entziehe die Luft und hauche damit Leben ein.“ Die „Blickachsen“ sind immer wieder erfrischend, haben aber im Super-Kunstjahr viel Konkurrenz. Neben der Biennale in Venedig und der „documenta“ in Kassel finden im westfälischen Münster die „Skulptur Projekte“ statt. Nicht zu vergessen die Skulpturen-Triennale in Bingen am Rhein.