Die Skulpturen „Large Four Piece Reclining Figure“ (vorn) und „Large standing figure: Knife Edge“ von Henry Moore. Foto: dpa
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REMAGEN - Auf dem Grün der Wiese vor dem alten Bahnhof Rolandseck liegt eine neun Meter lange und vier Meter hohe Frauenfigur in strahlendem Fiberglasweiß. Ein Eyecatcher für jeden und gleichzeitig eine verführerische Einladung nachzuschauen, ob es davon nicht noch mehr gibt. Henry Moore hat mit monumentalen Skulpturen das Arp-Museum besetzt. Das Museum feiert sein 10-jähriges Bestehen, die Henry-Moore-Foundation wird 40 Jahre alt. Grund genug, gemeinsam Geburtstag zu feiern.
Die Künstler trafen sich 1936 zum ersten Mal
Und zum ersten Mal, seit Richard Meier den spektakulären Museumsbau in den Hang hinter dem Bahnhof Rolandseck geplant hat, zeigt das Museum, wofür es konzipiert wurde: als Skulpturenmuseum. Henry Moore und Hans Arp, zwei Künstler, die in ihrer Formensprache eine starke Ähnlichkeit aufweisen, trafen sich zum ersten Mal 1936 in der „International Surrealist Exhibition“ in London, wo sie gemeinsam ausstellten. In der direkten Gegenüberstellung, die die dritte Etage des Museums beherrscht, werden Gemeinsamkeiten wie das Interesse an in der Natur gefundenen Formen und Objekten wie Steinen, Wurzeln oder Knochen sichtbar. In der zweiten Etage des Meier-Baus ist Oliver Kornhoff, dem Museumsleiter, und seinen Kuratorinnen etwas gelungen, was es so noch in keinem Museum dieser Welt zu sehen gab. Monumentale Skulpturen aus dem Außenraum wurden in den Innenraum geholt.
Ohne Ablenkung durch Natur, Farben und Lichtwechsel, in einer neutralen Umgebung ergeben sich neue Sehweisen. Das Werk „Oval with points“ zeigt Spitzen, die sich nicht berühren, aber ein körperlich spürbares Spannungsfeld aufbauen. Die „Three Piece Sculpture“ oder aber die vier Meter hohe Skulptur „Large standing figure: Knife Edge“ von 1961 geben dem Moore’schen Satz „Das durchschnittliche Mittelmaß trennt eine Idee nicht genügend vom prosaischen Alltag “ den figürlichen Inhalt. Und im Außenbereich weiden Schafe neben einem weiteren Schwerpunkt, im Wortsinn, der Ausstellung, der „Large Four Piece Reclining Figure“. In der Moore-Foundation in Perry Green in Hertfordshire dürfen die Schafe sich an den Skulpturen reiben. So weit wollte man im Arp-Museum nicht gehen.
Wer oder was hat Moore inspiriert? Die Kunstkammer Rau, von Anfang an im Arp Museum beheimatet, zeigt zwei kaum bekannte Aspekte des Bildhauers. Seine Begeisterung für die italienische Renaissance, besonders für Pisano und Crivelli, und die französische Malerei des 19. Jahrhunderts bei Courbet und Renoir. Ungewöhnliche Kohlezeichnungen, ein Skizzenbuch und kleine Skulpturen stehen sich in der Kunstkammer gegenüber. Moores Beziehung zum Bahnhof Rolandseck ist alt. Johannes Wasmuth, Gründer des Museums Bahnhof Rolandseck, zeigte Moore 1977 mit einer Grafikausstellung, die vorher in Paris zu sehen war. Die Idee zu der 1979 vor dem ehemaligen Bundeskanzleramt in Bonn aufgestellten Figur „Two Large Forms“ sollen Helmut Schmidt und Moore in Rolandseck entwickelt haben. Das allerdings ist nicht bewiesen. Doch dieser meist gezeigten Figur im deutschen Fernsehen ist ein ganzer Raum mit Einblick in Moores Atelier gewidmet.