So hat die Corona-Angst keine Chance: Die Darmstädter Psychotherapeutin Isabella Sand gibt Tipps, wie man den Panikkreislauf durchbrechen kann.
. Viele Menschen haben Angst vor dem, was da noch so alles mit dem neuen Coronavirus auf sie zukommt. Viele sind verunsichert, denn klar ist: Das Leben verläuft in der nächsten Zeit anders als bisher. Doch wie kommt man gut durch diesen Ausnahmezustand? "Was wir brauchen, ist eine feste Tagesstruktur", sagt die Darmstädter Psychotherapeutin Isabella Sand etwa mit Blick auf all diejenigen, die Homeoffice machen und nebenher noch ihre Kinder betreuen müssen.
Angst leitet sich laut Wikipedia von den lateinischen Wörtern angustus und angustia ab: Sie stehen für Enge, Beengung, Bedrängnis. Angst hat eine Schutzfunktion und ist in Gefahrensituationen für Menschen wichtig und hilfreich. In brenzlichen Situationen schütten die Nebennieren die Hormone Adrenalin und Noradrenalin aus. In der Folge schlägt das Herz schneller, und das Blut bindet mehr Sauerstoff. Angst führt zu Anspannung und versetzt Menschen in die Lage, sich zu verteidigen oder zu fliehen. Das Problem: "Bei ganz starker Angst ist der Reaktionsmodus reduziert", erklärt Isabella Sand.
Angespannt, gereizt und aggressiv
Glücklich sind in Zeiten des Coronavirus also all diejenigen, die gelassen bleiben und die Situation so nehmen, wie sie ist. Wem dies nicht gelingt, der kann traurig werden, sich wie gelähmt und handlungsunfähig fühlen. Manche hören auch ständig in ihren Körper hinein, achten auf körperliche Symptome, checken dauernd die Nachrichtenlage. Wieder andere sind angespannt, gereizt oder sogar regelrecht aggressiv. "Das erhöht zusätzlich den Leidensdruck, und damit erhöht sich auch der Stress", sagt Isabella Sand. Außerdem verliere man dann die Fähigkeit, angemessen zu reagieren.
Doch wie kommt man runter von der Coronavirus-Angst? Schließlich sind wir alle derzeit in einem Ausnahmezustand. Der Tipp der Psychotherapeutin: Sich auf seine Stärken besinnen und sich, so gut es eben geht, an die Umstände anpassen. Das reduziert Stress.
Positiv auf die Welt blicken
Was auch hilft: Positiv auf die Welt blicken. Dies fällt Optimisten in der Regel um einiges leichter als Pessimisten. Trotzdem, so die Psychotherapeutin, sollte man sich immer wieder selbst daran erinnern, nicht nur nach negativen Informationen zu suchen und sich in Katastrophenszenarien verlieren. Das verstärkt die Angst nur. Besser ist, diesen Panikkreislauf ganz bewusst zu durchbrechen.
Also sich nicht irgendwelche düsteren Zukunftsszenarien ausmalen, sondern aufs Hier und Jetzt schauen. Wie geht's meinen Nachbarn? Wo kann ich helfen? Was kann ich ganz besonders gut? "Gerade im zwischenmenschlichen Bereich geht vieles, wenn wir wohlwollend miteinander umgehen, einander stärken und keine Panik machen", erklärt die Psychotherapeutin. Die eigentliche Herausforderung in diesen Tagen ist die Anpassung an die aktuelle Lage - und die Akzeptanz. "Dies hat nichts mit Resignation zu tun", sagt Isabella Sand. Die Situation anzunehmen, bedeute auch nicht automatisch, dass man alles gut finden müsse, was da gerade um einen herum passiert.
Pläne und Regeln halten vom Grübeln ab
Und was heißt das nun konkret? Im Alltag? Für uns alle, denen schon jetzt, nach einer Woche, die Decke auf den Kopf fällt, weil Kinos, Fitnessstudios, Kitas, Spiel- und Sportplätze und all die anderen Ablenkungen gestrichen sind?
"Es ist eine angespannte und schwierige Situation", weiß Isabella Sand, die selbst Kinder zuhause hat. "Was wir brauchen, ist eine feste Tagesstruktur und Routinen." Wenn man zwei Wochen Urlaub hat, mag Nichtstun ja mal ganz schön sein, aber da man nicht weiß, wie lange diese besondere Situation anhält, sind Regeln und Pläne besser. Dann kommt man auch nicht so leicht ins Grübeln. Also vormittags beispielsweise regelmäßig die Schulaufgaben miteinander machen oder im Garten arbeiten, dann Mittagessen kochen, etwas ausruhen und danach mit den Kindern spielen oder mit dem Partner Schach: "Ein geregelter Tagesablauf gibt Sicherheit, auch wenn die Welt um einen herum wackelt."
Was auch gut ist: Sich bewegen und etwas Sport machen: Yoga im Wohnzimmer, Gymnastik auf dem Balkon, Hanteltraining im Garten. Oder man nutzt die freie Zeit, um Entspannungsmethoden zu lernen. Angebote gibt es im Internet zuhauf. "Von Achtsamkeitskursen profitiert man auch über die Coronakrise hinaus", sagt Isabella Sand. Stress gehöre für viele Menschen zum Leben dazu. "Wir alle sind immer sehr stark im Aktivierungsmodus." Wer sich entspannt, tut sich und vor allem dem Immunsystem etwas gutes.