Samstag,
30.11.2019 - 00:00
2 min
Kommentar zur Mobilität: Im Technikrausch
Stadtplaner und Verkehrsbranche taumeln berauscht von neuen technischen Möglichkeiten durch fremde Galaxien. Da sollen Menschen als Rohrpost durch unterirdische Röhren geschossen werden, Flugtaxis überfliegen den Stau und elektrifizierte Privatwagen oder Robo-Transporter fahren autonom durch Stadt und Land. Und smarte Straßenlaternen liefern dazu den Strom. Das alles wird dann durch Künstliche Intelligenz vernetzt, kontrolliert und gesteuert. Und finanziert wird es durch die ökonomische Verwertung der dabei anfallenden Daten. Schöne neue Mobilitätswelt. Viele dieser technischen Möglichkeiten eröffnen neue Wege, um den Verkehr in den völlig überlasteten Städten intelligenter zu steuern und zu bewältigen. Aber Technik allein ist keine Lösung. Es bedarf vielmehr eines umfassenden Konzepts, wie der jahrelang selbstverständlich vom Auto dominierte städtische Raum neu aufgeteilt wird. Denn wenn in den autonom fahrenden Autos weiterhin im Schnitt nur ein bis zwei Personen sitzen, werden die Straßen genauso verstopft sein wie bisher. Und ökologisch ist ein E-Auto auch nur, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Der dänische Architekt Jan Gehl hat völlig recht, wenn er fordert, dass die Stadtplanung aus der Perspektive eines Fußgängers – also dem schwächsten Glied in der Kette – erfolgen muss. Entscheidend bei der Neuaufteilung der Städte sind zentrale gut vernetzte Übergabepunkte zwischen Auto, Rad, Bus und Bahn sowie Logistikhubs, von denen aus die Lieferung zentral bis vor die Haustür erfolgt. Es kommt immer zuerst auf das Mobilitätsleitbild an, erst dann auf die dazu passende Technik.