Zum Tod Thomas Schäfers: Du fehlst, lieber Thomas, du fehlst
Menschen im Hinterland und im Landkreis trauern um den aus Biedenkopf stammenden hessischen Finanzminister Thomas Schäfer.
Von Susan Abbe
Redakteurin Biedenkopf
Thomas Schäfer im Jahr 2018 vor der Kulisse seiner Heimatstadt Biedenkopf: Viele Menschen hier kannten ihn seit seiner Kindheit und Jugend. Archivfoto: Christian Röder
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MARBURG-BIEDENKOPF - Die Region trauert um Thomas Schäfer. Der hessische Finanzminister und Vorsitzende der CDU Marburg-Biedenkopf stammte aus Biedenkopf, hatte im Hinterland seinen Wahlkreis. Viele kannten ihn persönlich - zum Teil schon seit seiner Kindheit. "Traurig", "bestürzt" und "fassungslos" äußern sich Hunderte - darunter Weggefährten und Freunde - auf Facebook.
"Wir sind gerade völlig fassungslos, und es fällt mir auch gerade schwer, irgendwelche passenden Worte zu finden. Unser Urgestein Thomas ist nicht mehr bei uns, warum, weshalb, wir wissen es zur Stunde auch nicht", schreibt die CDU Biedenkopf auf Facebook und spricht den Angehörigen ihr Beileid aus.
"Wie soll man Worte finden, wenn es keine Worte gibt, die das beschreiben, was man fühlt, was man nicht denken kann", schreibt der Biedenkopfer CDU-Fraktionsvorsitzende Siegfried Engelbach auf Facebook. Er kannte Thomas Schäfer seit der Schulzeit. "Bei meinen politischen Anfängen hat sich eine tiefe und feste Freundschaft entwickelt, die zwar durch die Entfernung und seine berufliche Karriere anders wurde, aber niemals eingeschlafen ist." Engelbach: "Ich bin traurig, leer und zutiefst verstört. Die einzig klaren Gedanken, die ich derzeit denke, drehen sich um seine Frau und seine Kinder. Möge Gott Ihnen Kraft geben. Ruhe in Frieden Thomas!"
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Freunde und Weggefährten zünden auf Facebook virtuelle Kerzen für Schäfer an, Profilbilder werden zu schwarzen Flächen der Trauer verändert - etwa bei der Jungen Union Marburg-Biedenkopf. Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Werner Waßmuth, äußert seine tiefe Trauer; und der Marburger CDU-Landtagsabgeordnete Dirk Bamberger schreibt: "Mir fehlen die Worte. Ich fühle nur unendliche Trauer und tiefen Schmerz."
Über die Parteigrenzen hinweg zeigen sich Politiker betroffen. "Wir sind bestürzt über diese Nachricht. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen", schreibt die Biedenkopfer SPD. Landrätin Kirsten Fründt (SPD) teilt mit: Thomas Schäfer habe sich "immer offen, ehrlich und engagiert" für den Landkreis Marburg-Biedenkopf eingesetzt. "Da spielte Parteizugehörigkeit keine Rolle."
"Du fehlst, lieber Thomas. Du fehlst", schreibt die aus Marburg-Biedenkopf stammende hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) auf Facebook. "Thomas war ein beeindruckend kluger, weitsichtiger und erfolgreicher Politiker - den Begriff Tausendsassa benutze ich selten, hier passt er." Dorn schreibt weiter: "Er brachte Dinge in Bewegung, bei denen manche sich die Augen reiben mussten. Er hat wahrlich vieles Bleibendes für unser Bundesland vorangebracht." Schäfer sei ein Mensch gewesen, "der auf dem Teppich blieb" und "auf den man zählen konnte, wenn man ein Problem hatte. Sein Wort zählte, sein Rat war ehrlich."
"Du warst immer geradeaus, tatkräftig und von Deinen christdemokratischen Werten und Deiner Region geprägt. Mit Dir konnte und musste ich hart verhandeln und ringen, aber du hast Dein feines Gespür für den richtigen Humor im richtigen Moment nie verloren", würdigt Sören Bartol, SPD-Bundestagsabgeordneter, den Verstorbenen.
Jörg Behlen, Chef der FDP-Kreistagsfraktion, schreibt: "Wir verlieren alle einen der fähigsten Politiker Deutschlands und unseren nächsten Ministerpräsidenten."
"Innerlich zutiefst erschüttert", äußert sich Karl-Hermann Bolldorf - als CDU-Politiker und Biedenkopfer Bürgermeister einst Weggefährte Schäfers, in den letzten Jahren aber AfD-Landtagsabgeordneter. Thomas Schäfer sei "stets von großer Authentizität und Verbindlichkeit geprägt" gewesen und habe einen "respektvollen Umgang mit politisch Andersdenkenden gefunden".
Neben den Politikern zeigen sich unzählige Bürger "schockiert" und "traurig". Auf den Facebook-Seiten "Dr. Thomas Schäfer" und "Thomas Schäfer" stehen am Sonntag insgesamt mehr als 300 Beileidsbekundungen - darunter viele aus dem Hinterland.
"Mach's gut Thomas, mein lieber Kindergartenfreund. Du warst ein toller Mensch. Ich bin fassungslos und bestürzt. Du wirst uns sehr fehlen", schreibt etwa eine Nutzerin. "Mach's gut Thomas, mein lieber Schulfreund. Du wirst uns allen sehr fehlen und hinterlässt viele Fragezeichen in meinem Kopf!?", heißt es an anderer Stelle. Auch Sätze wie "Du warst 'n Guter, Thomas, wir werden dich vermissen." oder "Wir sind alle tief erschüttert. Was hast du alles für unsere Region getan. Unser Herz weint.", sind dort zu lesen. In einem anderen Kommentar heißt es: "Die besten gehen immer zuerst. Wir werden deine liebenswürdige Art sehr vermissen".
Deutlich wird in den Kommentaren immer wieder die Fassungslosigkeit derer, die Schäfer kannten und ihn ähnlich erlebten wie der hessische Finanzstaatssekretär Martin Worms, der in einer Pressemitteilung vom Sonntag schreibt: "Man weigert sich, es zu glauben - und ist zugleich zutiefst erschüttert und geschockt. Wir alle sehen ihn noch vor uns: stabil wie kein Zweiter, jederzeit Herr der Lage, kompetent, durchsetzungsfähig, bodenständig, mit ausgesprochenem Humor ausgestattet."
Ein Facebook-Nutzer schließlich postet ein Foto: Es zeigt Thomas Schäfer lachend beim Biedenkopfer Grenzgang. Der Nutzer schreibt dazu: "So werde ich ihn in Erinnerung behalten - Ruhe in Frieden."