Schulöffnungen: Hessen würde mit Abschlussklassen beginnen

aus Coronavirus-Pandemie

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Im Universitätsklinikum Gießen/Marbug informierten sich (von links) Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), Kanzleramtschef Helge Braun (CDU), der hessische Sozialminister Kai Klose (Grüne) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag über die Lage im Gesundheitswesen. Foto: dpa

Entgegen der Empfehlung von Wissenschaftlern, zuerst die Grundschulen zu öffnen, würde Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier mit den Abschlussjahrgängen beginnen.

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WIESBADEN. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat sich ablehnend zum Vorschlag der Nationalen Akademie für Wissenschaften Leopoldina geäußert, so bald wie möglich zunächst Grundschulen wieder zu öffnen. Diese Empfehlung überzeuge ihn nicht, sagte der CDU-Politiker am Dienstag nach einer Sitzung des sogenannten Corona-Kabinetts, an der auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) teilnahm. Bouffier plädierte dafür, bei einer schrittweisen Öffnung der Schulen mit den Abschlussklassen zu beginnen. Bei älteren Schülern könne es eher gelingen, dass Abstands- und Hygieneregeln eingehalten würden als bei Kindern im Grundschulalter, sagte der Regierungschef. Beschränkungen im Einzelhandel werden geprüft

Unter Bedingungen könne er sich vorstellen, dass im Groß- und Einzelhandel Einschränkungen nach und nach aufgehoben würden, so Bouffier. Entscheidungen über eine Lockerung der Corona-Regeln sollten aber erst an diesem Mittwoch nach einer weiteren Beratung der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fallen. Weiterhin sei oberste Priorität, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Er sei dankbar für die Ratschläge der Experten, meinte Spahn. Am Ende gehe es aber um politische Entscheidungen. Es gelte, die richtige Balance zwischen Gesundheitsschutz und den gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Folgen der Einschränkungen zu finden. „Das dürfen wir nicht gegeneinander ausspielen“, sagte Spahn.

Beide CDU-Politiker äußerten die Erwartung, dass es bei möglichen Lockerungen ein einheitliches Vorgehen in den 16 Bundesländern und im Bund geben werde. Es dürfe keinen „Wettbewerb um Schnelligkeit und Originalität“ geben, sagte Bouffier. Spahn meinte, es gehe um möglichst abgestimmte, kleine Schritte hin zur Normalität. „Nichts wird von einem auf den anderen Tag werden wie vorher“, so Spahn. Daher halte er den Begriff „Exit“ für falsch gewählt. Der Gesundheitsminister zeigte sich zufrieden mit dem Verhalten der Bürger am Osterwochenende. Die Einschränkungen wegen der Corona-Krise hätten eine sehr, sehr hohe Akzeptanz und Unterstützung in der Bevölkerung gefunden. Das sei wichtig für das weitere Vorgehen und für mögliche Lockerungen der Corona-Regelungen. Auf Partys und Volksfeste könne am ehesten auch weiterhin verzichtet werden, sagte Spahn.

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An Ostern hielten sich die meisten Hessen an die Verordnungen

Nach Angaben des hessischen Innenministeriums hat sich an den Osterfeiertagen der Großteil der Bevölkerung an die geltenden Verordnungen der Landesregierung zum Schutz vor dem Coronavirus gehalten. Im Durchschnitt seien täglich etwa 300 Fälle von Personengruppen registriert worden, die gegen das geltende Kontaktverbot verstoßen hätten. Sie müssten jetzt mit Ordnungswidrigkeitsverfahren rechnen. Etwa 25 Verstöße pro Tag seien gegen die Schließung von Restaurants, Bars, Sport- oder Freizeiteinrichtungen festgestellt worden. Innenminister Peter Beuth (CDU) dankte den Bürgern für ihr Verständnis. Die hessische Polizei habe über die Osterfeiertage viel Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten. Das sei für die Einsatzkräfte ein wichtiges Signal. Die Zahl der mit dem Virus infizierten Menschen ist in Hessen am Dienstag um 86 auf 6179 gestiegen. Am Montag gab es 91 neue Fälle. Noch in der Woche vor Ostern wurden täglich mehr als 200 Neuinfizierte registriert. Die Zahl der Todesfälle liegt jetzt bei 147, elf mehr als am Vortag.

Die FDP plädierte dafür, die Schulen bereits von kommender Woche an für die Abschlussjahrgänge wieder zu öffnen. Auch kleinere Einzelhändler sollten dann wieder öffnen dürfen, forderte der Abgeordnete Yanki Pürsün. Die Infektionszahlen hätten sich erfreulicherweise günstig entwickelt, sodass es an der Zeit sei, einen Fahrplan für Lockerungen aufzustellen. Dabei gelte: Gesellschaftlich Notwendiges kommt vor Vergnügen, meinte Pürsün.