Zwei Nordic-Walking-Routen gibt es auf dem Geländerücken der Rochuskapelle in Bingen. Die eine führt zum Aussichtspunkt "Goethe-Ruh", die andere zum Kaiser-Friedrich-Turm, von dem aus man einen weltweit einmaligen Blick genießt.
Von Wolfgang Blum
Editor Zentraldesk
Die Rochuskapelle oberhalb von Bingen. Foto: Wolfgang Blum
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Bingen - Ihr wichtigstes Werk heißt "Scivias - Wisse die Wege", und wer ihren Spuren folgt, kann ihre Spiritualität überall spüren: Hildegard von Bingen ist in der Geschichte unserer Region allgegenwärtig. Die Äbtissin gehörte zu den einflussreichsten Frauen des Mittelalters; Kaiser und Könige schätzten ihren Rat. Die Ordensfrau wurde zwar nie vom Vatikan, wohl aber vor Jahrhunderten schon vom Volk heilig gesprochen.
Wer sich der beeindruckenden Persönlichkeit behutsam annähern will, sollte hinaufwandern zum Plateau des Rochusberges (es geht auch mit dem Stadtbus oder dem Touristenbähnchen). Dort oben steht die Rochuskapelle, die nach dem gleichnamigen Pestheiligen benannt ist. Der jetzige Bau wurde nach einem Blitzschlag 1895 vollendet.
Vom „Goethe Ruh“ zum „Kemptner Eck“
Auf dem Geländerücken sind zwei Nordic-Walking-Routen beschildert, die auch Spaziergängern gefallen. Die kurze (2,8 Kilometer) führt vom großen Parkplatz am Hildegard Forum vorbei (Einkehrmöglichkeit) zur Rochuskapelle. Von dort geht es am Rande der Pilgerwiese auf dem Kreuzweg zum Aussichtspunkt "Goethe-Ruh" und weiter zum Ruheplatz am "Kemptner Eck". Dort blickt man auf den Inselrhein, der hier seine breiteste Stelle hat.
Die Eilande sind als europäisches Schutzgebiet und wichtiger Ruheplatz für Tausende Zugvögel ausgewiesen. Die längere Route (3,9 Kilometer) führt vom Parkplatz in Richtung Westen auf einem schattigen Waldweg an der Säulenhalle vorbei zum Kaiser-Friedrich-Turm. Wer seine 116 Stufen erklimmt, wird mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Von der obersten luftigen Plattform blickt man - weltweit einmalig - auf vier Weinanbaugebiete: Rheinhessen, den Rheingau, das Nahetal und den Mittelrhein.
Grand Canyon der Romantik
Bei Bingen beginnt das Engtal des Rheines. Es wird als Grand Canyon der Romantik beschrieben. Die UNESCO hat das Tal im Sommer 2002 zum Welterbe geadelt. Nach der Wanderung lohnt ein Bummel an der 2,8 Kilomer langen Binger Rheinuferpromenade. Sie wurde für die Landesgartenschau 2008 in eine Park- und Erlebnislandschaft verwandelt. Im ehemaligen Elektrizitätswerk ist das Historische Museum am Strom - Hildegard von Bingen eingerichtet. Auf einer kleinen Felseninsel im Rhein reckt sich der Mäuseturm empor. Sein Name wird von musen (= spähen) oder Maut (= Zoll) gedeutet.
Spannender ist die Sage vom bösen Bischof Hatto, den Tausende Mäuse ins Innere des Turms verfolgten und töteten. Aufmerksame Spaziergänger stoßen am Ufer auf ein Kuriosum: den kürzesten Kilometer am Rhein. Aber das ist eine andere Geschichte im sagenhaften Mittelrheintal.
EXTRA
BURG KLOPP
Über der Stadt wacht die Burg Klopp, im 13. Jahrhundert auf einem Hügel (Klopp = Fels) errichtet. Sie gehörte mit der Burg Ehrenfels und dem Mäuseturm zum Ensemble der Zollwächter. Die Gefolgsleute des Erzbischofs von Mainz konnten an der Felsenbarriere im Rhein Kaufleute abkassieren. Die Ruine der Burg wurde 1875-1879 wieder aufgebaut. Seit 1897 residiert die Stadtverwaltung in dem historischen Gemäuer. Richard Wagner soll hier die Orchestereinleitung zu „Rheingold“ komponiert haben.