Mannheim, ehemalige Residenzstadt der Kurpfalz und heute Universitätsstadt, ist gitternetzförmig angelegt. Tobias Blank war in der Quadratestadt unterwegs - durch Fressgass, zum Wasserturm und ins Technoseum.
Von Tobias M. Blank
Von 1720 bis 1760 entstand das 400
Räume umfassende Barockschloss. Foto: Tobias M. Blank
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Mannheim - Der Mannheimer liebt Vergleiche. "Wir haben einen Stadtplan wie sonst nur New York" – das hört der Zugereiste oft. Das Quadrat ist dem Mannheimer zum Sinnbild für seine Heimatstadt geworden. Von der Touristinformation am Hauptbahnhof geht es auf zum ersten Wahrzeichen der Stadt, dem Wasserturm. Das Jugendstiljuwel entstand 1886 bis 1889.
Shoppen in Mannheims Mitte
Ab in die Mitte! Heidelberger Straße und Planken (früher legte man hier Planken aus, damit die feschen Schuhe der Damen nicht im Morast versanken) bilden eine Mittelachse der Innenstadt. Hier findet man reichlich Gelegenheit zum Geldausgeben.
Die "Fressgass‘" verläuft parallel. Die Bezeichnung kennt man aus anderen Städten und sie bedeutete auch in Mannheim viel internationale Kost. Wer die Augen aufhält, kann traditionelle Gastwirtschaften entdecken, in denen Linsen, Spätzle und heimische Spezialitäten auf dem Teller landen.
Stadtbummel informativ – auch Mozart war in Mannheim
Ein Stadtbummel ist angenehm informativ. An jedem historisch wichtigen Gebäude – oder seinem Nachfolger – hängt eine Tafel mit interessanten Geschichten über bekannte Mannheimer. Da geht es um Unternehmerwitwen mit sozialer Ader, Chemiepioniere mit fragwürdigem Lebenswandel, Arbeiterführer – an sie alle wird erinnert. Auch bekannte Naziopfer und ihr Schicksal werden dem Besucher ins Gedächtnis gerufen.
Mannheim ist ein wenig wie Wien. Zumindest für Klassikfans, schließlich ist ein Aufenthalt Wolfgang Amadeus Mozarts historische Tatsache. Zum Beispiel an der Jesuitenkirche – ein prächtig ausgeschmückter Barockbau aus dem Jahr 1740 – wird an die Besuche des großen Komponisten erinnert.
Mannheimer Barockchloss und Technoseum
Versailles – auch damit vergleicht der Mannheimer sich beziehungsweise sein Schloss gern. Da schadet es dem Kurpfälzer Selbstbewusstsein kaum, dass die Heimstatt des Sonnenkönigs noch bombastischer ist als die "größte Barockanlage Deutschlands". Neben einem Museum ist dort ein Teil der Universität untergebracht. Das Gelände ist so großzügig, dass man die Mensa im Garten fast übersehen könnte.
An der Stadtgrenze liegt das Technoseum. Der Vergleich zum Deutschen Museum in München liegt nahe, auch wenn Mannheim eine Nummer kleiner als der "Maßstab" daherkommt.
Neben der Technik geht es um die sozialen Veränderungen, die Eisenbahn und Industrialisierung ausgelöst haben. Während Kinder experimentieren, können sich die Väter in der Arbeiterkneipe ein Bier gönnen – und nach weiteren Vergleichen für Mannheim suchen.
EXTRA
MANNHEIM
Die Innenstadt Mannheims hat keine gewöhnlichen Straßen, sondern Quadrate. Zwischen Neckar und Schloss verläuft die Kurpfalzstraße. Links und rechts davon sind die Straßen wie auf einem Schachbrett angeordnet. Die einzelnen Abschnitte heißen entsprechend auf einer Seite A 1 bis K 7, auf der anderen L 1 bis U 6. Die einzelnen Häuser haben dabei Nummern, wie anderswo auch. Außerhalb des Innenstadtrings haben aber auch die Straßen Mannheims ganz normale Namen.