Meine Freundin ist frustriert. „Ich bin nicht gut im Bett!“, meint sie traurig. Aber das glaube ich nicht. Zum einen, weil ich sie gut kenne und weiß, welche Erlebnisse sie zu dieser Aussage treiben. Und vor allem, weil ich überzeugt bin, dass niemand per se schlecht im Bett ist.
Meine ehemalige Mitbewohnerin hat es mal so gesagt: „Mit manchen Männern kann ich einfach gut Sex machen, mit anderen nicht.“ Ich weiß noch genau, dass sie „Sex machen“ gesagt hat, was ich total merkwürdig fand und weswegen ich dann abgelenkt war und tatsächlich auch jetzt nicht mehr weiß, wie das Gespräch weiterging. Aber dafür erinnere ich mich umso genauer an diesen einen Satz. Und was sie damit meinte, ist so alt wie der Spruch „Jedes Töpfchen findet sein Deckelchen“. Was dem einen nicht passt, findet der andere witzig oder schön oder erregend. Wäre auch ziemlich traurig, wenn es nicht so wäre und nur eine handvoll Menschen glücklich verliebt – und befriedigt – sein könnten, während allen anderen dieses Gefühl für immer verwehrt bleibt – egal wen sie kennenlernen.
Aber natürlich fällt es manchen leichter als anderen, ein Deckelchen als passend zu empfinden. Was im Endeffekt wohl bedeutet: Sie sind eher mit verschiedenen Menschen kompatibel, also vielleicht unkomplizierter, oder auch: massentauglich. Klingt das gut? Will man nicht lieber das Gegenteil sein? Damit versuche ich meine Freundin zu trösten, aber sie guckt noch ziemlich skeptisch.
„Was ist denn das Gegenteil von massentauglich?“, fragt sie mich. „Nische?“, frage ich zurück. „Männer wollen keine Nische!“, ist sie überzeugt. Als wären alle Männer gleich! „Die sind doch auch nur… lauter Nischen!“, sage ich. Da hellt sich ihr Gesicht schon ein bisschen auf. Das Problem meiner Freundin ist, dass sie zu ehrlich ist. Gerade als Single oder als jemand ganz am Anfang einer Beziehung ist das manchmal schwierig. Einmal war sie ganz überschwänglich verliebt, hat das sofort formuliert – und damit alles kaputt gemacht. Einmal hat sich das Kennenlernen von zwei verschiedenen Männern überschnitten, was sie ihnen natürlich gesagt hat, bis beide ihr den Rücken gekehrt haben. Ich bin ja eigentlich immer dafür, offen und ehrlich zu sein. Aber bei ihr denke ich manchmal: Hätte sie doch einfach nichts gesagt…!
Selbst im Bett ist sie so ehrlich. Was auch bedeutet, dass sie nichts vorspielt. Wenn ihr etwas nicht gefällt, macht sie keine Geräusche, die das Gegenteil nahelegen. Und ich bin sicher: Es gibt einen Nischen-Mann, der das vollkommen in Ordnung findet. Bestimmt ist er irgendwo da draußen und denkt, er sei nicht gut im Bett.
Felicitas Pommerening schreibt für uns über die Wirren der Liebe. Ihr aktueller Roman „Freunde fürs Lieben“ ist im Berlin Verlag erschienen.