Wer es sich bei Präsentationen neuer Autos, vor allem aber bei Fahrberichten, vermeintlich leicht machen möchte und zu stark an den großen Leitmedien oder den von den...
. „Wenn hier ein Autos stünde, das wir noch nicht ausführlich vorgestellt hätten, dann hätten wir etwas falsch gemacht“, gab mir einst der damalige Chefredakteur von „Auto, Motor und Sport“ im Vorfeld der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt mit auf den Weg. Ein für meinen Geschmack etwas zu hochnäsiger Kollegen-Hinweis, der in der Praxis allerdings - wie ich heute weiß - durchaus seine Berechtigung hat.
Teil des Systems
Während das neueste Modell auf dem Messestand noch - von einem weißen Tuch verhüllt - auf seine vollmundig angekündigte „Weltpremiere“ wartet, sind die Details darüber bei den Großen der Branche in der Regel längst nachzulesen gewesen. Das ist durchaus so gewollt und Teil des Systems. Warum sich also nicht einfach bei den „Profis“ bedienen?
Unterschiedliche Zielgruppen
Die Frage lässt sich leicht beantworten: Zum einen, weil das mit der Zeit auffällt und nicht nur im Kollegenkreis nicht eben zur eigenen Glaubwürdigkeit beiträgt. Zum anderen aber auch, weil besagte Fachzeitschriften zumeist auch eine ganz andere Zielgruppe haben. Oder interessiert sich „mein“ Tageszeitungs-Leser/User tatsächlich für das veränderte Lenkverhältnis bei 55 Grad minus?
Verführerische Pressetexte
Zumindest ebenso „verführerisch“ ist es, sich bei der eigenen Berichterstattung buchstäblich an die mitgelieferten Pressetexte zu halten. Zumal dann, wenn diese auch noch wohl formuliert sind. Zu wohl formuliert für den einstigen Geschmack eines französischen Herstellers, der seine Texte fortan wieder im eigenen Haus, statt von einer hierauf spezialisierten Agentur abfassen ließ.
Immer die gleichen Formulierungen
Zum einen, weil in den so genannten Pressespiegeln immer wieder die gleichen Formulierungen auftauchten. Zum anderen aber auch, weil der Leser/User zwischen mit Superlativen gespickten Werbetexten aus Postwurfsendungen und der fachlich-sachlichen Wiedergabe eigener Eindrücke sehr wohl unterscheiden kann. Eine erfreuliche Erkenntnis, wie ich finde.
Eine Frage des Geschmacks
Dass letztendlich die ersten Eindrücke eines neuen Autos oftmals aber auch eine Frage des Geschmacks sind, lässt sich wohl am besten an der Farbwahl ablesen, aber das ist schon wieder ein ganz anderes Thema…
(Seit 25 Jahren berichtet der Autor über Neuheiten der Autobranche. Über seine Erlebnisse bloggt er hier unter dem Pseudonym Carlos.)