Freitag,
15.01.2016 - 01:00
4 min
Auf Safari in Botswana
Von Claudia Diemar

Impalas leben in großen Herden im Chobe Nationalpark. Foto: Claudia Diemar ( Foto: Claudia Diemar )
Das erste, was dem Reisenden auffällt, ist der Duft der Wildnis: Ein starkes Aroma von Wildsalbei, das mit überwältigender Intensität über dem sonnenwarmen Land liegt und die aufgekratzten Sinne wie ein schwaches Narkotikum beruhigt. Die Anreise mit ihren drei Flugstrecken war lang und anstrengend: Im Jet ging es von Frankfurt nach Johannesburg, dann in der nagelneuen Propellermaschine der Air Botswana nach Maun, und von dessen kleinem Flughafen weiter nach Kasane, ganz im Norden des Landes. Hier grenzt Botswana an Namibia, Sambia und Zimbabwe. Aber jetzt ist man endlich da und atmet beseligt das Parfüm Botswanas.
Der Weg vom Airport zum Chobe Nationalpark dauert gerade einmal eine Viertelstunde. Schon gleich hinter dem Flughafen sehen wir Herden von Büffeln neben der großen Überlandstraße. Jenseits der Parkgrenze aber beginnt eine Parade von Tieren. Giraffen und Elefanten schlendern gemächlich durch den Busch, Warzenschweine spuren mit hochgerecktem Schwanz vorbei, Impalas hetzen in Hundertschaften über die Piste. In der Ferne planschen ganze Familien von Flusspferden im Chobe River, an dessen anderem Ufer schon Namibia liegt.
Kaum hörbar schnurrt der Elektromotor des offenen Allradwagens. „Der ist so leise wie ein Elefant“, sagt Lynn, die am Steuer sitzt. Ihr Lieblingstier ist die Giraffe. Aber Lynn bremst auch für kleine Tiere, wie die Leopardenschildkröte, die gerade gemächlich über die Erdpiste stakst. Die Landschildkröte ist so etwas wie der Riese unter den „Small Five“, zu denen auch der kleine Nashornkäfer, der amselgroße Büffelwebervogel, der libellenähnliche Ameisenlöwe und die Elefantenspitzmaus gehören. So erzählt es Lynn, die zu „120 Prozent hinter ihrem Job steht“. Lynn Tebalo ist „PG“, wie die Abkürzung für Professional Guide lautet. „Wildführerin“ könnte man den Beruf auf Deutsch nennen. Die 37-Jährige gehört zu den Chobe Angels, einer Gruppe von weiblichen Safari-Guides in der Chobe Game Lodge, jenem legendären Buschhotel im Norden Botswanas, in dem Liz Taylor und Richard Burton einst zum zweiten Mal heirateten.
Viele Reisende beginnen im Vierländereck des Nordens ihre Rundreise durch Botswana. Von hier aus sind auch Ausflüge zu den spektakulären Victoria-Falls möglich, jenem gigantischen Wasserfall des Sambesi an der Grenze zwischen Sambia und Zimbabwe. Wir aber wollen erst einmal ankommen in der Chobe Game Lodge, der einzigen Lodge innerhalb des Nationalparks. Vielleicht ein wenig im Pool zwischen den Felsen planschen oder gefahrlos auf der auf Stelzen gesetzten Promenade spazieren. Sie führt hoch über dem Flussufer vorbei an den Elefantenherden. Oder einfach mit einem Drink in der Hand unter trägen Deckenventilatoren auf der überdachten Terrasse sitzen und dem Stöhnen der Löwen lauschen, wenn die Nacht fällt.
INFORMATIONEN
Anreise: Nonstop-Flüge mit South African Airways von Frankfurt und München nach Johannesburg ab circa 800 Euro hin und zurück. Von dort mit SAA / Airlink oder Air Botswana nach Maun ab circa 350 Euro hin und zurück und weiter mit kleinen Cessnas.
Visum: Für Botswana wird kein Visum benötigt.
Reisezeit: Moderat ist der trockene Winter (Juni bis September) mit kalten Nächten und circa 22 bis 25 Grad am Mittag. Die sommerliche Regenzeit (Dezember bis März) hat ein feuchtheißes Klima mit bis zu 40 Grad.
Gesundheit: Malariaprohylaxe ist (besonders im Okavango-Delta) angeraten.
Unterkünfte: Ab circa 500 Euro pro Person für 24 Stunden im Busch. Botswana wird von zahlreichen Veranstaltern angeboten. Aufenthalte in der Chobe Game Lodge sind z. B. bei Afrikarma Safaris www.afrikarma.de buchbar.
Visum: Für Botswana wird kein Visum benötigt.
Reisezeit: Moderat ist der trockene Winter (Juni bis September) mit kalten Nächten und circa 22 bis 25 Grad am Mittag. Die sommerliche Regenzeit (Dezember bis März) hat ein feuchtheißes Klima mit bis zu 40 Grad.
Gesundheit: Malariaprohylaxe ist (besonders im Okavango-Delta) angeraten.
Unterkünfte: Ab circa 500 Euro pro Person für 24 Stunden im Busch. Botswana wird von zahlreichen Veranstaltern angeboten. Aufenthalte in der Chobe Game Lodge sind z. B. bei Afrikarma Safaris www.afrikarma.de buchbar.
Botswana ist ein Staat mit stabiler Demokratie und dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen Schwarzafrikas. Gut zwei Millionen Einwohner verteilen sich auf der Fläche eines Landes von der Größe Frankreichs und Belgiens. Weltweit weist Botswana den höchsten Wert an geschützter Fläche für Naturerhaltung auf. Doch auch in diesem Musterländle sind mehr als 90 Prozent der Wildführer männlichen Geschlechts. Das war schon zu Zeiten der Großwildjagd ehernes Gesetz und ist bis heute praktisch in ganz Afrika so geblieben. Nur nicht in der Chobe Game Lodge.
Die Logde am Chobe River beschäftigt ausschließlich weibliche Safari-Guides. Wie es dazu kam? Hoteldirektor Johan Bruwer steckt hinter dem Konzept und dem Namen der Ladys. Der Film „Drei Engel für Charlie“ inspirierte ihn bei der Begriffsfindung „Chobe Angels“. Allerdings war es zunächst gar nicht einfach, genug Engel der Wildnis aufzutreiben. 2005 gab es in Botswana landesweit nicht einmal eine Handvoll weiblicher Guides. Immerhin zwei davon arbeiteten in der Chobe Game Lodge.
„Es zeigte sich, dass Frauen einfach die besseren Guides waren“, sagt Johan Bruwer. Die Busch-Ladys seien umsichtiger, geduldiger und vor allem viel bessere Fahrer, erklärt er. „Also stellten wir nach und nach für jeden Guide, der uns verließ, einfach eine weitere Frau ein“, erläutert Johan Bruwer. Gleichzeitig ging er eine Kooperation mit dem Botswana Wildlife Training Institute ein, damit dieses gezielt die Ausbildung von Frauen förderte.
Heute gibt es laut Bruwer rund 40 Wildführerinnen in Botswana. 16 davon leben und arbeiten in der Chobe Game Lodge, die inzwischen ganz ohne männliche Guides auskommt. „Wir können auf den Testosteron-Faktor gut verzichten“, sagt Bruwer und merkt noch an, dass Frauen darüber hinaus kommunikativer seien und einfach besser erklären und erzählen können.
Die Guides selbst sind da bescheidener. Angel Baitshepi Puoitsile, genannt Bee, spricht zwar augenzwinkernd von „Girls Power“, ihre Kollegin Lebo Kgoleng aber findet, dass man letztendlich genau denselben Job wie männliche Kollegen mache. Dem pflichtet auch Lynn bei, deren Mann ebenfalls als Guide in einer anderen Lodge arbeitet. Die drei gemeinsamen Kinder leben bei den Großeltern. Aber einmal im Jahr dürfen sie für eine Woche bei den Game Drives, den Pirschfahrten, in der Chobe Lodge mit den Angels im Busch unterwegs sein. Dann platzen sie fast vor Stolz über den coolen Job der Mama.
Morgen werden wir weiterfliegen in das feuchte Naturparadies des Okavangodeltas, zu noch mehr Löwen, Flusspferden, Nashörnern und weiteren großen Tieren. Aber die selbstbewussten Engel im hohen Norden Botswanas werden wir nicht vergessen.