Das Paradies hat einen Haken, es zu besuchen ist in der Regel sehr teuer. Doch wer klug plant und sich auf das Land einlässt, kann bares Geld sparen und eine tolle Zeit haben.
Von Michaela Strassmair
Eine Tour mit dem Katamaran ist ein unvergessliches Erlebnis.
(Foto: SeyVillas)
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Hier ist der Begriff Traumstrand erfunden worden: auf den Seychellen im Indischen Ozean. Runde Granitblöcke rahmen kleine Buchten aus Palmen ein, Sand so weiß und fein wie Mehl und ein Meer, in Türkis, Flaschengrün und Blau. Weiße Segelboote ziehen am Horizont vorbei. Die Stimmung der 90 000 Einheimischen ist entspannt, 300 000 Touristen pro Jahr haben eher etwas mit Dornröschenschlaf als mit Massentourismus zu tun. Zum Vergleich: Auf die Insel Mallorca reisten im vergangenen Jahr 13 Millionen Urlauber. Die Zeiten, in denen die Seychellen nur den Reichen vorbehalten waren, sind vorbei. Wir zeigen, wie, wo und warum Sie einen Seychellen-Urlaub überraschend preiswert gestalten können.
Wer schon immer mal die Strände aus der Werbung von Bacardi-Rum und Raffaello-Kugeln kennenlernen wollte, ist auf den 115 Inseln der Seychellen richtig. Denn die Strände des kleinen Landes vor der Küste Ostafrikas sind für alle da. Privatstrände gibt es nicht. Die angenehmen Folgen: Es gibt keine Zäune und Absperrungen, keine Batterien von Liegestühlen, keine Eintrittsgebühren und Strandverkäufer – nur Natur pur. Ein kleiner Spaziergang zur nächsten Bucht lohnt sich. Denn dort ist noch weniger los als an den bekannten Stränden wie dem „Anse Source d’Argent“ auf der kleinen Insel La Digue, der wegen seiner makellosen Schönheit als der meist fotografierte der Welt gilt. Auf der Insel Praslin beispielsweise muss man 20 Minuten über den spektakulären Golfplatz des 5-Sterne-Hotels „Constance Lemuria“ gehen, um zum „Anse Georgette“ zu gelangen. Hier gilt die Ausnahme: Damit der Bilderbuchstrand nicht überlaufen ist, meldet man sich tags zuvor telefonisch im Constance-Hotel an.
Zum Nulltarif sind auch die Sonnenuntergänge, die sich bei einem selbst mitgebrachten einheimischen Seybrew-Bier für 1,40 Euro oder einer frischen Kokosnuss für 3 Euro, vielleicht auch mit einheimischem Takamaka-Rum verfeinert (Flasche ab 10 Euro), genießen lassen. Als einer der besten Sunset-Strände gilt der weitläufige „Anse Lazio“ auf Praslin, an dessen Ende sich eine urige Bar in die bewachsenen Felsen krallt. Die vor 40 Jahren ausgewanderte Oberstdorferin Uli betreibt die „Honesty-Bar“, wo sie für 3 Euro kalte Getränke verkauft.
Eine Tour mit dem Katamaran ist ein unvergessliches Erlebnis. Foto: SeyVillas
Ein Zimmer in einem Guesthouse gibt es schon ab 100 Euro. Foto: SeyVillas
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Auf der Hauptinsel Mahé, der zweitgrößten Insel Praslin und dem Romantik-Eiland La Digue gibt es nicht nur teure Luxusresorts mit Zimmerpreisen von mehreren Tausend Euro, sondern auch günstige Unterkünfte. Guesthouses heißt diese Kategorie, die sich an Urlauber richtet, die einfache, aber saubere und nett eingerichtete Zimmer oft auch mit Küche in kleinem Rahmen suchen. Im Hinterland beginnen die Preise für zwei Personen im Doppelzimmer bei 50 Euro. Das Zimmer direkt am Strand mit Frühstück unter Palmen kostet um die 100 Euro. Vorteil der Unterkünfte, die oft nur wenige Zimmer haben: Die Gastgeber kümmern sich rührend um ihre Gäste.
REISE-CHECK
Anreise: Ab Frankfurt zum International Airport Mahé auf der Hauptinsel hin- und zurück ab 500 Euro, Weiterflüge mit Air Seychelles nach Praslin ab 70 Euro pro Strecke.
Veranstalter: SeyVillas ist ein Reiseveranstalter, der sich auf die Seychellen spezialisiert hat. Er bietet zum Beispiel eine Katamaran-Reise an, 4 Nächte, 1800 Euro für 2 Personen mit Vollpension, zusätzlich 110 Euro Bordkasse. Auch günstige Hotels auf Praslin findet man bei SeyVillas, zum Beispiel Amitie Chalets, 87 bis 111 Euro pro Nacht für 2 Personen ohne Frühstück, www.seyvillas.com.
Auf dem Segelschiff durch die Inselwelt der Seychellen schaukeln – das klingt nach Hochzeitsreise und hochpreisiger Angelegenheit. Falsch! Eine mehrtägige Tour auf einem Katamaran ist gar nicht so teuer. Dafür aber gespickt mit unvergesslichen Erlebnissen wie dem morgendlichen Blick aus dem Kajütenfenster auf eine unbewohnte Mini-Insel mitten im Indischen Ozean. Oder dem Thunfisch, der während des Segelns an einer einfachen Leine anbeißt und abends vom Bordkoch als Carpaccio und Steak aufgetischt wird.
Fernreise ist gleich Jetlag. Diese Gleichung gilt nicht, wenn es auf die Seychellen geht. Denn der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt nur plus zwei Stunden im Sommer und plus drei Stunden im Winter. Die Flüge dauern um die elf Stunden, je nach Airline und Zwischenstopps. Im vergangenen halben Jahr haben etliche Fluggesellschaften ihre Frequenz erhöht oder das exotische Ziel neu in ihr Programm aufgenommen. Als eine der günstigsten gilt Turkish Airlines, die seit Herbst 2016 von 14 deutschen Städten über Istanbul fliegt – ab 500 Euro.
Auf Mahé und Praslin gibt es ein gut ausgebautes öffentliches Busnetz mit unschlagbaren Streckenpreisen von 50 bis 80 Cent. Die Busse verkehren meist halbstündlich und fahren auch viele Strände und Sehenswürdigkeiten an. Wer auf den kurvenreichen Straßen im Linksverkehr lieber selbst fährt, bucht sich einen Mietwagen ab 40 Euro pro Tag. Taxi fahren kommt teuer auf den Seychellen und auch einen Fahrer mit Fahrzeug für einen ganzen Tag zu engagieren ist mit 250 Euro nicht gerade billig. Auf La Digue, der kleinsten der drei bewohnten Hauptinseln, braucht es das alles nicht. Hier wird nur Fahrrad gefahren. Die paar Autos, die auf den wenigen befestigten Straßen entlang holpern, besitzen eine Sondergenehmigung. Die Inselgröße von fünf auf drei Kilometer eignet sich perfekt fürs Radfahren, das auch zur entspannten Stimmung passt – hier läuft das Leben langsam und gemütlich.
Ein Glück, dass die Seychellen bis ins 18. Jahrhundert unbewohnt waren. So konnte die Natur viele ihrer einzigartigen Schätze bewahren: Noch heute gibt es 75 endemische Pflanzenarten, darunter die berühmte Palme Coco de Mer, Hunderte von Vogelarten und Amphibien sowie 150 000 Riesenlandschildkröten, darunter auch die mehr als 240 Jahre alte und 400 Kilogramm schwere Esmeralda, die älteste Schildkröte der Welt. 60 Prozent der Landfläche zählen zu den geschützten Gebieten wie auch das „Vallée de Mai“ auf Praslin. Das Unesco-Weltnaturerbe gilt als eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten und kostet stolze 25 Euro Eintritt. Dschungel und Natur pur mit den nur hier wachsenden Coco de Mer-Palmen gibt es auch für deutlich weniger Geld: Im Naturschutzgebiet „Fond Ferdinand“ auf Praslin zahlt man nur 10 Euro Eintritt. Die einstündige Wanderung durch den dichten Urwald gipfelt auf einer Aussichtsplattform mit spektakulärem Panoramablick auf vorgelagerte Inselchen.
Frischer Fisch, das ist das Highlight der kreolischen Küche. Das gute Gewissen wird dazu serviert, denn große Teile der Seychellen-Gewässer sind Schutzgebiete, in denen nicht mit Schleppnetzen gefischt werden darf. Die auf traditionelle Art gefangenen Fische werden am Straßenrand oder am Markt in der Hauptstadt Victoria auf Mahé zu Spottpreisen verkauft. Ein zwei Kilogramm schwerer Bonito kostet 7 Euro und kann in den meisten Guesthouses auf den Grill gelegt werden. Die günstigste Alternative essen zu gehen heißt auf den Seychellen: Takeaway. Kleine Buden bieten überall verschiedene Gerichte wie Curry, gegrillten Fisch mit Reis, Kichererbsen, Salat und Chilisoßen an, zu Preisen von 4 Euro. Die Flasche Wasser kostet 1 Euro. Auf den Plastikstühlen vor dem Essensstand verspeisen auch viele Einheimische ihre Mahlzeit – eine gute Kontaktmöglichkeit, um die kreolische Gelassenheit kennenzulernen und von den schönsten Plätzen und Stränden zu erfahren.