Samstag,
16.06.2018 - 00:00
5 min
Zu Gast im namibischen Ovamboland bei einer coolen Königin und wilden Tieren
Von Michaela Strassmair

Der Affenbrotbaum ist 750 Jahre alt und hat einen Umfang von 27 Metern. Foto: Michaela Strassmair ( Foto: Michaela Strassmair)
Im unentdeckten Norden Namibias liegt das Ovamboland, in das sich bislang kaum ein Tourist wagte. Doch wer wagt, der gewinnt – und zwar unvergessliche Begegnungen mit einer echten Königin, dem zweitgrößten Baum Afrikas und wilden Tieren.
300 Tage im Jahr Sonnenschein, Amtssprache Englisch, eine der niedrigsten Bevölkerungsdichten der Welt, keine Impfungen vorgeschrieben und viele landschaftliche, kulturelle und tierische Highlights: Namibia boomt als Reiseziel in Afrika. Doch eine Region im Land ist bislang nur Abenteurern vorbehalten, weil sie bis 1990 Kriegsgebiet war: Das Ovamboland im Norden, in dem es noch traditionelle Königreiche gibt.
Für eine Frau im Alter von 57 Jahren trägt Ihre Majestät zum rosa Kostüm eine coole Frisur. Ins melierte Haar sind graue Dreadlocks eingeflochten und zu einem gewaltigen Dutt aufgetürmt. So außergewöhnlich gestylt wie Königin Lisa am Sonntagmittag im Gottesdienst mit 200 Dorfbewohnern sitzt, so ungewöhnlich ist auch ihr Leben: Sie ist Lehrerin und in zweiter Ehe mit dem Stammesführer der Uukwaluudhi verheiratet, dem 82-jährigen König Josia Taapopi, der über 42 Dörfer mit 80 000 Menschen herrscht. Für die Monarchin ist es selbstverständlich, dass sie in ihrem Beruf weiterarbeitet. Im traditionellen Königs-Kral mit Rundhütten in der Nähe von Otapi empfängt sie auch Touristen, denn die Monarchin liebt das Reisen und Deutschland. 2011 reiste das Königspaar nach Deutschland, was großen Medienrummel verursachte. Stolz öffnet Königin Lisa eine dicke Mappe mit Zeitungsausschnitten und schwärmt vom Schnellzug ICE. Während sie im Schatten einer gewaltigen Makalani-Palme auf ihrem Löwenthron sitzt, hält sie lachend ein Foto in der Hand, das sie auf der Zugspitze zeigt.
Weiter geht die abenteuerliche Fahrt auf der geteerten Hauptstraße, entlang der sich das Leben abspielt. Rinder trotten in Zeitlupe über die Straße, Ziegen hüpfen am Bankett auf und ab und plötzlich entschließt sich ein Esel die Seite zu wechseln. Langsam fahren heißt die Devise und anschnallen, denn wer ohne Gurt von der oft präsenten Polizei erwischt wird, zahlt 100 Euro. Angesichts der unzähligen Autoersatzteil-Händler entlang der Straße greift man freiwillig zum Gurt, denn so viele schrottreife Autos – darunter auch etliche Oldtimer wie VW-Bullis oder Golf 1 – sieht man selten auf einem Fleck.
Mitten in einer unscheinbaren Siedlung von flachen Häusern ragt er in die Luft: Der Baobab-Baum in Otapi ist mit einem Umfang von 27 Metern und einer Höhe von 28 Metern eine ungewöhnliche Erscheinung. Genauso ungewöhnlich ist seine 750 Jahre alte Geschichte, denn der Baum hat schon viele Menschenleben gerettet. In seinem Stamm prangt eine türgroße Öffnung, die in einen riesigen Hohlraum führt. 30 Menschen passen hier hinein.
INFORMATIONEN
Anreise: Air Namibia fliegt beispielsweise täglich nonstop per Nachtflug in 9,5 Stunden von Frankfurt nach Windhoek ab 610 Euro, bis nach Ondangwa ab 725 Euro, www.airnamibia.com.
Unterkunft: Die Ongula Village Homestead Lodge in der Nähe von Ondangwa besteht aus sechs traditionellen Lehm-Rundhäusern, deren kreative Einrichtung aus recycelten Ölfässern und Stahl handgefertigt ist, hier lernen Gäste das Landleben in der eigenen Töpferei und im Dorf kennen, ab 80 Euro pro Person mit Halbpension, www.ongula.com.
Rundreisen und Touren: Bei „Abendsonne Afrika“, 9 Tage durch den Norden kosten ab 1935 Euro, www.abendsonneafrika.de.
Beste Reisezeit: Mai bis Oktober, wenn angenehme Temperaturen zwischen 20 und 27 Grad Celsius herrschen und es so gut wie nie regnet. In Namibia ist Winter, wenn in Deutschland Sommer ist.
Natur: Das Ongava Game Reserve liegt an der südlichen Grenze des Etosha-Parks und zählt zu den erlesensten Naturreservaten des Landes mit drei Öko-Tourismus-Lodges, von Zeltcharakter bis zu luxuriösen Villen mit Pool, ab 340 Euro p.P. mit Vollpension und Safari, www.ongava.com.
Kostenloses Infopaket: vom Namibia Tourism Board in Frankfurt bestellbar unter www.namibia-tourism.com/ infopaket.
Unterkunft: Die Ongula Village Homestead Lodge in der Nähe von Ondangwa besteht aus sechs traditionellen Lehm-Rundhäusern, deren kreative Einrichtung aus recycelten Ölfässern und Stahl handgefertigt ist, hier lernen Gäste das Landleben in der eigenen Töpferei und im Dorf kennen, ab 80 Euro pro Person mit Halbpension, www.ongula.com.
Rundreisen und Touren: Bei „Abendsonne Afrika“, 9 Tage durch den Norden kosten ab 1935 Euro, www.abendsonneafrika.de.
Beste Reisezeit: Mai bis Oktober, wenn angenehme Temperaturen zwischen 20 und 27 Grad Celsius herrschen und es so gut wie nie regnet. In Namibia ist Winter, wenn in Deutschland Sommer ist.
Natur: Das Ongava Game Reserve liegt an der südlichen Grenze des Etosha-Parks und zählt zu den erlesensten Naturreservaten des Landes mit drei Öko-Tourismus-Lodges, von Zeltcharakter bis zu luxuriösen Villen mit Pool, ab 340 Euro p.P. mit Vollpension und Safari, www.ongava.com.
Kostenloses Infopaket: vom Namibia Tourism Board in Frankfurt bestellbar unter www.namibia-tourism.com/ infopaket.
Versteck vor Angreifern, Postamt und Bar
Früher diente dieses Baumzimmer oft als Versteck vor Angreifern, dann wurde in ihm das erste Postamt der Gegend eröffnet, bevor er zur Kapelle und dann zum Gefängnis wurde. Während des Unabhängigkeitskampfes gegen Südafrika diente er als geheimer Ort für konspirative Treffen und schließlich wurde er als Bar genutzt. Seit 2003 steht der Wunderbaum, dessen Früchte man essen kann, in der Liste der namibischen Monumente und heißt „Ombalantu Baobab Heritage Center“. Der Betreuer des alten Baumes heißt Gebhard. Liebevoll streicht er über die glatte Baumrinde, die wie Elefantenhaut aussieht: „Er wächst nur sehr langsam, etwa drei bis vier Millimeter pro Jahr“ erklärt der junge Mann. Affenbrotbaum, afrikanischer Lebensbaum oder auch „Upside-Down-Tree“ (die Äste sehen von unten aus wie Wurzeln) heißen Baobabs auch, die mehr als 3000 Jahre alt werden können.
Über seine Aktivitäten lässt sich streiten, doch was der finnische Missionar Martti Rautanen in Olukonda hinterlassen hat, kann sich noch 147 Jahre später sehen lassen. Rautanen war ein begnadeter Handwerker, Fotograf und ein Sprachgenie. In seinem Wohnhaus aus Lehm sind Alltagsgegenstände und beeindruckende Fotos aus der Zeit um 1900 von Owambo-Frauen mit Haarextensionen aus der Makalani-Palme, die bis zu den Knöcheln reichten, ausgestellt und gut erklärt. Dazu gehören auch Schränke, Mausefallen und eine Übersetzungsmaschine, die der Geistliche selbst gebaut hat. Er lernte Oshiwambo, die Sprache der Einheimischen, übersetze die gesamte Bibel und schrieb Lehrbücher. Nebenan steht die erste Kirche der Region, die er 1889 aus Lehm mit Palmblattdach bauen ließ – ein erstaunlicher Bau mit tollem Raumklima. All die Aktivitäten des Finnen hatten allerdings nur bescheidenen Erfolg: Nach 30 Jahren Missionsarbeit waren gerade mal 220 Leute zum Christentum übergetreten. Denn die Könige der örtlichen Tribes sträubten sich gegen den neuen Glauben.
Weiterführende Links
Großer, weißer Ort bedeutet das Wort Etosha in Oshivambo. Der Nationalpark, der die Größe von Hessen hat, besteht aus einer Kalksalzpfanne – dem Ort an dem früher ein Salzsee gewesen ist, aus Grasfeldern, Kurzstrauch- und Dornsavanne sowie Trockenwäldern. Aufgrund des Salzes tummeln sich hier besonders viele Wildtiere, was Etosha zu einem der bekanntesten Ziele Namibias macht. Selbstfahrer lieben den Park, durch den man mit dem Auto fahren darf – aussteigen ist allerdings streng verboten. Am Wegesrand grüßen Zebras, Springböcke, das Nationaltier Oryx-Antilope, Gnus und Giraffen. Wer Glück hat, sieht gegen späten Nachmittag Raubtiere wie Löwen und Geparden, auch Elefanten, Leoparden und Spitzmaulnashörner leben in der Etosha-Pfanne. An den Wasserlöchern sind sie oft zu finden, insbesondere in der Trockenzeit zwischen Mai und Oktober: Drei junge Elefantenbullen bespritzen sich mit Wasser und beschließen unter den Blicken zweier Giraffen die ankommende Herde Zebras zu vertreiben.
Sie schwingen ihre Rüssel und wackeln mit den riesigen Ohren. Die meisten Zebras stört das nicht, sie trinken weiter. Erst als der Elefant mit dem Rüssel Wasser auf sie spritzt, suchen sie das Weite. Eine Elefantenmutter mit zwei Jungen marschiert an und versetzt dem frechen Kerl einen Kopfstoß, woraufhin dieser beleidigt abzieht. 340 Vogelarten leben im Park mit 114 Säugetierarten zusammen.
Ein Tag ist für das riesige Gebiet viel zu kurz, weshalb man am besten eine Übernachtung in einem der vier Camps und Lodges einplant. Sonnenuntergang, Sternenhimmel und Sonnenaufgang über der weißen Salzpfanne setzen dem Trip durchs Ovamboland die Krone auf.