Schnee wie Cappuccino-Schaum und leere Pisten: Das sind gute Gründe für einen Ski-Urlaub in den Rocky Mountains.
Von Anna Röttgers
Zentrale Reporterin VRM
Foto: Anna Röttgers
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Die kanadischen Rocky Mountains sind bei Urlaubern in erster Linie für ihre türkisblauen Seen und eine beeindruckende alpine Kulisse bekannt. Im Winter wird es in den Nationalparks Banff und Jasper im Bundesstaat Alberta richtig kalt. Minus 10 Grad sind es im Durchschnitt, doch die Temperaturen können auch bis zu minus 40 Grad fallen. Vom Türkis der Seen ist dann nichts mehr zu sehen. Sie liegen unter einer dicken Decke aus Eis und Schnee. Und genau dieser Schnee ist es, der dann die Besucher in die Rocky Mountains lockt.
1. Schnee wie Cappuccino-Schaum
Schnee ist nicht gleich Schnee. Das kann man vielleicht erst so richtig verstehen, wenn man es einmal erlebt hat. Der Schnee in den Rocky Mountains jedenfalls gilt als einer der besten der Welt. Nicht umsonst zieht es auch Ski- und Snowboard-Profis immer wieder nach Nordamerika.
Was macht diesen Schnee also aus? Er ist trockener. Fluffiger. Pulveriger. Die Kanadier bezeichnen ihn als „Champagne Powder“ – also als Schnee, der sich anfühlt wie die Kohlensäure im Sekt. Andere sagen, er sei wie der Milchschaum eines besonders guten Cappuccino.
Skigebiet Sunshine Village bei Banff Foto: Anna Röttgers
Bei einem geführten Spaziergang durch den Maligne Canyon können Besucher das gefrorene Wildwasser bestaunen. Foto: Anna Röttgers
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So weit die poetische Erklärung. Die etwas wissenschaftlichere lautet, dass das Wetter der Rocky Mountains sich an der kanadischen Westküste zusammenbraut. Bis die Wolken vom Ozean an der massiven Bergkette der Rockies angekommen sind, haben sie schon den Großteil ihrer Feuchtigkeit an anderen Gebirgsketten abgegeben.
Wer in den Alpen schon einmal bei sehr trockener Witterung mit Ski oder Snowboard über frischen Neuschnee gefahren ist, kann sich in etwa vorstellen, was das bedeutet. Mit der Ausnahme, dass diese Beschaffenheit dort keine Ausnahme ist. Selbst präparierte Pisten fühlen sich deshalb weicher an.
2. Leere Pisten und kurze Wartezeiten
REISE-CHECK
Anreise: Direkt von Frankfurt nach Calgary mit Air Canada, im Durchschnitt zwischen November und April, 829 Euro, inklusive Skigepäck, www.aircanada.com.
Veranstalter: Der Skireisenanbieter Stumböck Club hat verschiedene Skisafaris im Angebot, z.B. „Winter Wonderland“, Banff und Jasper, 8 Tage, davon 6 Skitage, inkl. Flug, Hotel mit Frühstück, Skipass, Skiguide und Transfers, ab 2798 Euro p.P im Doppelzimmer, www.stumboeck.com/de
Canyon Walk: z. B. mit Sundog Tours im Maligne Canyon, 69 CAD, www.sundogtours.com, oder mit Discover Banff Tours im Johnston und Grotto Canyon, 79 CAD, www.banfftours.com/things-to-do/banff-icewalks/
Auskunft: Travel Alberta, www.travelalberta.com.
Weil einige von Kanadas schönsten Skigebieten in den Nationalparks Banff und Jasper liegen, sind die Skipässe dort limitiert. Die Besucheranzahl ist begrenzt. Das führt auch dazu, dass die großen, sehr breiten Pisten häufig leer sind und man selbst an Wochenenden oder in den kanadischen Ferien selten am Lift warten muss.
3. Viel Platz für Freerider und Tourengeher
Prinzipiell gilt in Kanada: Alle Abfahrten, die vom Lift aus zu erreichen sind, sind offiziell auch zum Skifahren freigegeben. Es gibt zahllose Buckelpisten und sogar gänzlich unpräparierte Pisten. Das Fahren ist am ganzen Berg erlaubt. Das schätzen nicht nur Freerider, sondern auch Skitourengeher.
Auch mehrtägige Backcountry-Ausflüge und Heliskiing sind bei Skifahrern und Snowboardern sehr beliebt. Denn sie führen in den Teil der kanadischen Wildnis, der sich noch wie echte Wildnis anfühlt, weil oft keine Spuren von anderen Menschen oder von Zivilisation zu sehen sind.
4. Die Bären sind im Winterschlaf
Für Wildtierbeobachter ist es schade, für Freerider und Tourengeher aber sehr beruhigend: Die Grizzlys und Schwarzbären, die in den Rocky Mountains leben, sind während der kalten Monate im Winterschlaf. Unvorhergesehene Bärenbegegnungen sind also nahezu ausgeschlossen.
Der Icefields Parkway, also die Hauptverbindungsstraße zwischen den Nationalparks Banff und Jasper gilt als eine der schönsten Routen der Welt. Im Sommer ist die Strecke oft so überlaufen, dass schon früh morgens alle Wanderparkplätze entlang der Straße belegt sind.
Im Winter zeigt der Highway, der an mächtigen Berggipfeln, Wanderwegen und zahlreichen Gletschern vorbei führt, ein ganz anderes Gesicht. Das strahlende Türkis der Flüsse und Seen wird ersetzt durch die zahlreichen Blauschattierungen von Eis und Schnee. Wer mit dem eigenen Mietwagen unterwegs ist, sollte auf die passende Ausrüstung achten und sich über eventuelle Straßensperrungen informieren. Denn der Icefields Parkway ist zwar durchgängig offen, kann aber für kurze Zeitabschnitte zum Beispiel für Lawinensprengungen gesperrt werden.
6. Märchenlandschaft aus Eis
Die Seen und zum Teil auch die Flüsse zwischen Calgary und Edmonton frieren schon zu Beginn des Winters so dick zu, dass es vielerorts problemlos möglich ist, sogar mit dem Auto oder mit Jetski über das meterdicke Eis zu fahren.
Die Kanadier nutzen ihre Wasserflächen dann zum Schlittschuhlaufen, Eishockey spielen oder Eisklettern. Denn nicht nur die Seen frieren zuverlässig zu – auch die Wasserfälle erstarren im Winter. Dann werden auch die Canyons, durch die im Sommer wildes Wasser rauscht, zu stillen, magischen Eisschlössern.
7. Après-Ski? Fehlanzeige!
Beim Après-Ski scheiden sich bekanntlich die Geister. Für die einen gehört er zum Skiurlaub, die anderen möchten der Feierei lieber entfliehen um am nächsten Morgen früh, fit und nüchtern wieder auf der Piste zu stehen. Après-Ski wie in den Alpen ist in Kanada unbekannt. Nach einem Tag auf der Piste trinkt man zwar auch hier gerne noch ein Bier oder einen Glühwein. Doch dabei bleibt es in den meisten Skigebieten auch.