Samstag,
12.03.2016 - 00:00
5 min
Eine Reise zum Tee in Sri Lankas Hochland

Von Ute Strunk
Reporterin Politik

Auf den Teeplantagen arbeiten überwiegend Tamilen, deren Familien im 19. Jahrhundert nach Sri Lanka kamen. Foto: Ute Strunk ( Foto: Ute Strunk )
Die Engländer haben schon gewusst, warum sie Nuwara Eliya für sich als Luftkurort beanspruchten. In der höchstgelegenen Stadt Sri Lankas kann es richtig kühl werden und es regnet häufig – ein Klima, das den Briten aus ihrer Heimat wohlbekannt war. Die Touristen, die heute aus der warmen Küstenregion hierher kommen, freuen sich sehr über die flauschig-dicke Decke, die sie im Hotelbett vorfinden – die kann man nämlich gut gebrauchen.
1826 hatten einige Offiziere den Ort auf 1890 Metern Höhe entdeckt, als sie sich bei einer Elefantenjagd dorthin verirrten. Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das damals unbedeutende Dorf zu einem „Klein-England“ mit etlichen vornehmen Landhäusern angewachsen. Sogar eine Pferderennbahn und einen Golf-Club gab es.
Heute zeugen von der britischen Blütezeit Nuwara Eliyas, kurz Nureliya, ein Postamt und etliche Hotels im kolonialen Stil. Am Nachmittag treffen sich hier die Touristen zum High-Tea. Dazu werden kleine Häppchen wie Gurken-Sandwiches, Mini-Wrapps und süße Törtchen gereicht. Die Briten waren es auch, die den Tee ins Hochland von Sri Lanka brachten. Dieser ist auch heute noch einer der wichtigsten Exportgüter des südasiatischen Landes – nach Textilien und Bekleidung.
1867 legte der Schotte James Taylor die erste Teeplantage im damaligen Ceylon an. Er ist damit der Pionier der Teeindustrie auf Sri Lanka. Weltweit berühmter jedoch wurde Thomas Lipton, der ab 1890 Teeplantagen auf der Insel kaufte. Die Briten hatten erkannt, wie günstig das Klima im Hochland für den Anbau von Teepflanzen war. Zumal eine Pilzseuche damals gerade den bis dahin vorherrschenden Kaffeeanbau vernichtet hatte.
Am schönsten ist die Fahrt in das Reich des Ceylon-Tees mit der Eisenbahn. Von der ehemaligen Königsstadt Kandy aus sind es rund 90 Kilometer bis Nanu-Oya, der kleinen Station, an der man aussteigen muss, um nach Nureliya zu gelangen. Zwar benötigt die Bahn gut vier Stunden für diese Strecke, doch lohnt sich diese entschleunigte Art des Reisens: Es gibt so viel zu sehen. Da steht zum Beispiel kurz hinter Kandy eine magere Kuh nur einen Meter vom Gleis entfernt an der Böschung angeleint. Beim Halt in dem kleinen Bahnhof kann man sie fast mit der Hand berühren. Auf der anderen Seite winkt eine alte Frau im bunten Sari mit zahnlosem Lächeln. Und beim nächsten Stopp kommt ein Händler an die Tür und verkauft frische Mandarinen an die Reisenden.
INFORMATIONEN
Anreise: Zum Beispiel mit Emirates von Frankfurt nach Colombo mit Zwischenstopp in Dubai, Preis ab 668 Euro pro Person.
Einreise: Erforderlich ist ein noch sechs Monate gültiger Reisepass sowie ein Elektronisches Visum (ETA), das für etwa 32 Euro und 30 Tage Aufenthalt unter www.eta.gov.lk beantragt wird.
Reisezeit: Im Bergland muss man zu jeder Jahreszeit auf Niederschläge gefasst sein und wenn nach 17 Uhr die Sonne hinter den Bergen versinkt, wird es ausgesprochen kühl. Im übrigen Land liegt die Durchschnittstemperatur bei 30 Grad.
Veranstalter: Meier’s Weltreisen hat eine Rundreise „Tempel, Tee und Traditionen“ im Katalog Indischer Ozean: 4 Übernachtungen in Mittelklassehotels im Doppelzimmer inklusive Halbpension, Rundreise ab / bis Colombo über Sigiriya, Polonnaruwa, Dambulla, Kandy, Peradeniya, Nuwara Eliya und Horton Plains. Preis pro Person ab 555 Euro. Auch buchbar als Privatrundreise im Pkw mit deutschsprachigem Chauffeur. Preis pro Person ab 876 Euro, buchbar in jedem Reisebüro mit Meier’s Weltreisen-Programm oder unter der Service-Hotline 069-9588-5929.
Einreise: Erforderlich ist ein noch sechs Monate gültiger Reisepass sowie ein Elektronisches Visum (ETA), das für etwa 32 Euro und 30 Tage Aufenthalt unter www.eta.gov.lk beantragt wird.
Reisezeit: Im Bergland muss man zu jeder Jahreszeit auf Niederschläge gefasst sein und wenn nach 17 Uhr die Sonne hinter den Bergen versinkt, wird es ausgesprochen kühl. Im übrigen Land liegt die Durchschnittstemperatur bei 30 Grad.
Veranstalter: Meier’s Weltreisen hat eine Rundreise „Tempel, Tee und Traditionen“ im Katalog Indischer Ozean: 4 Übernachtungen in Mittelklassehotels im Doppelzimmer inklusive Halbpension, Rundreise ab / bis Colombo über Sigiriya, Polonnaruwa, Dambulla, Kandy, Peradeniya, Nuwara Eliya und Horton Plains. Preis pro Person ab 555 Euro. Auch buchbar als Privatrundreise im Pkw mit deutschsprachigem Chauffeur. Preis pro Person ab 876 Euro, buchbar in jedem Reisebüro mit Meier’s Weltreisen-Programm oder unter der Service-Hotline 069-9588-5929.
Was in Deutschland undenkbar wäre, bereitet in Sri Lanka niemandem Kopfzerbrechen: Die Türen der Waggons bleiben die ganze Fahrt über weit geöffnet. Das ist praktisch, wenn man in der ersten Klasse sitzt und mal ein Foto von der Landschaft machen möchte. Weil der Wagen klimatisiert ist, lassen sich hier die Fenster nämlich nicht öffnen. Dafür muss man eben etwas aufpassen, dass man aus der offenen Tür nicht herausfällt, wenn es gar zu sehr ruckelt. Wer nicht ganz so viel Wert auf eine Klimaanlage legt, sitzt besser in der zweiten Klasse. Hier ist es zwar deutlich stickiger, jedoch sorgen die Schiebefenster für angenehmen Durchzug und ermöglichen dann auch noch den optimalen Blick auf die Fotomotive, die draußen vorbeiziehen. Noch mehr Abenteuer verspricht die Fahrt in der dritten Klasse. Hier sitzen Einheimische, junge Backpacker und eine chinesische Reisegruppe, deren Kinder auf dem Boden spielen. Da gibt es reichlich Möglichkeiten für ein nettes Gespräch. So erzählt die junge singhalesische Studentin, die gemeinsam mit ihren Eltern auf dem Weg zu ihrem Studienort ist, dass sie ihrem Vater unbedingt endlich die neue Heimat zeigen will. Dieser lebt und arbeitet nämlich in Italien und kann nur alle vier Jahre seine Familie in Sri Lanka besuchen.
Nach rund zweieinhalb Stunden Fahrt kommen kurz hinter dem Ort Watawala die ersten Teefabriken in Sicht. Die mehrstöckigen Gebäude stehen inmitten hügeliger, saftig grüner Teefelder. Dazwischen sieht man die Wellblechdächer der kleinen Hütten, in denen die Teepflücker wohnen. Fast ausschließlich Frauen verrichten die schwere Arbeit – bis zu 18 Kilogramm Teeblätter sammeln sie in den großen Beuteln auf ihrem Rücken. Sorgfältig werden jeweils nur zwei Blätter und eine Knospe für den qualitativ besten Tee geerntet. Etwa 1 000 Rupien verdient eine Teepflückerin am Tag mit dieser Arbeit. Das entspricht ungefähr sechs Euro. Schon zur Kolonialzeit war die harte Arbeit auf den Plantagen bei den einheimischen Singhalesen nicht besonders beliebt. Weil sie sich weigerten dort zu schuften, holten die Briten damals die Tamilen aus Indien auf die Insel. Noch heute arbeiten deren Nachfahren als Teepflücker. Sie sind jedoch nicht zu verwechseln mit den einheimischen Sri-Lanka-Tamilen, die schon vor 2000 Jahren auf die Insel kamen. Sie leben heute überwiegend in den Nord- und Ostprovinzen des Landes – dort wo jahrzehntelang der Bürgerkrieg tobte.
Auch Kalaivani Sivakavi stammt von den indischen Teepflücker-Tamilen ab, die im 19. Jahrhundert nach Nureliya kamen. Die 35-Jährige führt als Guide täglich Touristengruppen durch die Fabrik der Teeplantage „Pedro“. Bei dem Rundgang erleben Reisende, wie der Tee vom Strauch in die Tasse gelangt. Nur 24 Stunden benötigt der Broken Orange Pekoe für diesen Weg, dann ist er für den Export bereit. Kalaivani zeigt, wo die Blätter getrocknet, gewalzt und fermentiert werden.
Auch hier arbeiten überwiegend Frauen. „Die Männer übernehmen dagegen solche Arbeiten wie das Zurückschneiden der Teepflanzen“, erklärt die Führerin. Der Fabrikbesuch endet – wie überall auf der Welt – im Firmen-Shop. Es darf ordentlich eingekauft werden. Zum Abschluss der Reise in das Reich des Ceylon-Tees trinken die Touristen dann noch ein Tässchen Orange Pekoe auf der Terrasse der Teefabrik. Über den sanften grünen Hügeln ziehen dunkle Regenwolken auf. Bald wird es wieder nieseln – hier fühlt man sich wirklich fast ein wenig so, als sei man in England.