Seen, Berge und Regenwald: Fünf Trekking-Routen am anderen Ende der Welt. Wir stellen vier Klassiker und einen Geheimtipp in Neuseeland vor.
Von Katrin Schreiter
Great Walk Milford Track im Fiordland-Nationalpark, Südinsel.
(Foto: Rob Suisted)
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Über sattgrüne Berge, an traumhaften Stränden entlang und durch tropische Regenwälder hindurch: Die Great Walks in Neuseeland gehören zu den schönsten Trekking-Routen der Welt. Wir stellen vier Klassiker und einen Geheimtipp vor.
Klassisch attraktiv: Milford Track
An einem sonnigen Tag bieten sich unzählige Postkartenmotive, aber einige Wanderer behaupten, dass sich sein wahrer Zauber nur an Regentagen zeigt, wenn Ströme von Wasser-Kaskaden die steilen Berghänge hinabstürzen. Fakt ist, dass der Milford Track unbestritten Neuseelands berühmtester Wanderweg ist. Er lockt schon seit mehr als 100 Jahren Outdoorfreunde ins neuseeländische Fjordland.
Die viertägige Tour beginnt an der Spitze des Lake Te Anau. Von dort geht es die ersten zwei Tage nur bergauf: über wippende Hängebrücken und schmale Holzstege, vorbei an unberührten Seen zum MacKinnon Pass. Schon allein für diese Aussicht hat sich das Kraxeln gelohnt! Im Norden liegen Arthur Valley und Milford Sound, eine Aussicht, die von mächtigen Berggipfeln umrahmt ist. Schließlich erreichen die Wanderer die Sutherland Falls. Der 580 Meter hohe Wasserfall wird von mehreren Gletschern gespeist und stürzt mit mächtigem Tosen und viel fotogenem Potenzial über drei Stufen in die Tiefe.
REISE-CHECK
Anreise: Nach Neuseeland fliegt man entweder auf der West- (USA) oder Ostroute (Asien). Die Flugzeit liegt zwischen 22 und 24 Stunden.
Einreise: Bei einem Aufenthalt bis zu drei Monaten ist kein Visum erforderlich. Der Reisepass muss noch drei Monate über das Rückreisedatum hinaus gültig sein.
Deutsche Staatsangehörige benötigen eine elektronischen Einreisegenehmigung NZeTA. Zusätzlich wird seit Oktober 2019 bei Registrierung auch eine neu eingeführte Tourismussteuer in Höhe von derzeit 35,- NZD verlangt.
Beste Reisezeit: Die Jahreszeiten in Neuseeland sind genau entgegengesetzt zu denen in Deutschland. Die wärmsten Monate sind Januar und Februar. Doch auch von März bis Mai lohnt sich ein Besuch am anderen Ende der Welt: Dann zeigt sich Neuseeland herbstlich.
Auskunft: www.newzealand.com. Details zu den Wanderungen und Buchung: www.doc.govt.nz, www.humpridgetrack.co.nz
Die Wanderungen sind in der Regel geführt – wer teilnehmen will, muss sich vorher anmelden und die Unterkünfte buchen. Auf der Strecke, die immer von Süden nach Norden begangen wird, gibt es drei öffentliche Hütten und drei private Lodges, Camping ist hier nicht gestattet (Dauer 4 Tage, Länge 53,5 Kilometer).
Unheimlich schön: Lake Waikaremoana Track
Am Lake Waikaremoana geht es ein wenig mystisch zu. Vielleicht liegt es daran, dass häufig lange Nebelschwaden übers Wasser ziehen. Oder aber an der geheimnisvollen Maori-Legende, nach der das Gewässer entstanden sein soll, als das Stammesoberhaupt Maahu-tapoa-nui nach einem Streit versucht hat, seine ungehorsame Tochter zu ertränken.
Doch kein Grund zur Sorge: Wer den Lake Waikaremoana Track zu seinem Programm macht, der kann sich auf eine faszinierende Wanderung freuen. Der Weg liegt inmitten des Te Urewera National Parks und führt größtenteils am Ufer des weitläufigen Sees entlang – durch unberührten Regenwald, aufgeforstetes Buschland und durch einige Grasfelder, vorbei an kleinen Flüssen, Wasserfällen und nebelverhangenen Tälern.
Der Aufstieg zu den Panekire Bluffs ist dabei das schwerste Stück für die Beine, aber fürs Auge bringt er eine große Belohnung: ausgedehnte Ausblicke über den See, den Wald und die nicht enden wollenden Berge. Da es sich bei dem Trek nicht um eine Rundtour handelt, werden die Wanderer in der Regel von lokalen Bootsunternehmern zu den Startpunkten entlang der Strecke gebracht, an der zahlreiche Hütten zur Übernachtung bereitstehen (Dauer 3 bis 4 Tage, Länge 46 Kilometer).
Ein Südseetraum: Abel Tasman Track
Paradiesische Strände und bizarre Felsformationen, Ebbe und Flut – Wanderer auf dem Abel Tasman Track haben fast immer auch das kristallklare Wasser der Tasman Bay im Blick. Denn genau genommen führen die einzelnen Etappen von einem Strand zum nächsten, die immer wieder zu einem erfrischenden Bad im Meer einladen. Zwischen den kleinen Buchten liegen ebenso fotogene Felsformationen, die der Wind und die Wellen zu Riffs, Blöcken und Plateaus bearbeitet haben. Ein beliebtes Motiv ist der Split Apple Rock in der Nähe von Marahau – ein gigantischer, in zwei Teile gespaltener Felsblock.
Niedlich sind die winzigen Zwergpinguine, die abends zu ihren Schlafplätzen auf den Inseln des Parks zurück wackeln, Robben tummeln sich auf den granitenen Landzungen am Separation Point, und große Tümmler spielen im Meer und begleiten die Wassertaxis entlang der Küste. An der Strecke gibt es mehrere Hütten und einige Zeltplätze, die direkt am Meer liegen. Einschlafen mit Meeresrauschen – großartig! (Dauer 5 Tage, Länge 51 Kilometer).
Wandern mit dem Kanu: Whanganui Journey
Ein Great Walk im Kanu oder Kajak: Die Whanganui Journey ist eine mehrtägige Bootstour auf dem Whanganui River, Neuseelands längstem schiffbaren Fluss. Die Wasserstraße führt 145 Kilometer lang durch unberührte Wälder, steile Canyons und über mehr als 200 Stromschnellen. Ein bisschen Kraft in den Armen sollten die „Wanderer“ für diese Tour deshalb schon mitbringen. Und reichlich Proviant. Denn entlang der Route gibt es keinerlei Geschäfte, Straßen oder Siedlungen – dafür Stille, ursprüngliche Natur sowie rustikale Unterkünfte. Auf kleinen Rastplätzen stellen die Journey-Teilnehmer ihre Zelte auf. Die Ausstattung dort ist mit Wasserversorgung, Toiletten und einer Kochgelegenheit einfach, die Sternen-Kulisse nachts dafür vom Feinsten.
Gebucht wird die Fahrt auf dem Fluss – wie auch alle anderen Great Walks – über das Department of Conservation (DOC). Vor Antritt der Tour muss gebucht und bezahlt werden. Weitere Veranstalter vor Ort verleihen Boote und übernehmen den Transport zum Start- und Endpunkt (Dauer 4 bis 5 Tage, Länge 145 Kilometer).
Mit Delfinen schwimmen: Tuatapere Hump Ridge Track
Er zählt zwar nicht zu den Great Walks, gilt aber bei Wanderfreunden als einer der ganz Großen: Der Tuatapere Hump Ridge Track ist ein dreitägiger Rundweg, der entlang der Südküste Neuseelands bis in die subalpine Zone des Hump Ridge und durch dichten Regenwald führt. Dabei geht es über historische Viadukte, entlang einer alten Holzfäller-Bahnlinie und kilometerlang über Holzbohlenstege, die vor allem in sensiblen Feuchtgebieten die Fauna schützen.
Der Wanderweg ist in privater Hand. Die Hütten wurden extra für diesen Track erbaut und sind wesentlich komfortabler als die Hütten, die an den Great Walks stehen. So gibt es hier auch einen Hüttenwirt, der morgens für alle Porridge kocht, abends den Holzofen anzündet und Schokolade, Bier und Wein aus dem hauseigenen Shop verkauft. Auch die heiße Dusche kann dazu gebucht werden. Zu den Höhepunkten – abgesehen von den geografischen, etwa dem Gipfel des Hump Ridge – zählt zweifellos die Chance, Hector-Delfine zu beobachten und mit ihnen zu schwimmen (Dauer 3 Tage, Länge 61 Kilometer).