Freitag,
26.08.2016 - 09:00
5 min
48 Stunden in Bratislava
Von Marc Vorsatz

Mit dem Schnellboot Twin-City-Liner reist man bequem von Wien nach Bratislava. Foto: Marc Vorsatz ( Foto: Marc Vorsatz )
Freitag, 16.30 Uhr: Sie erreichen Bratislava – je nach Verkehrsmittel entweder am Bahnhof mit dem ICE ab Frankfurt oder über den Flughafen Wien. Von dort bringt Sie ein Shuttlebus, die Regionalbahn oder das Schnellboot Twin City Liner bequem in die slowakische Hauptstadt.
17 Uhr: Ein Taxi chauffiert Sie zu einem unschlagbar günstigen Preis in das Hotel Ihrer Wahl in die City. Wer absolute Privatsphäre bevorzugt, kann auch eine Ferienwohnung übers Wochenende anmieten. Doch jetzt wartet Bratislava schon darauf, erobert zu werden.
18 Uhr: Flanieren Sie durch die schmalen Gassen der Altstadt, die Fußgängern vorbehalten sind. In historischen Gemäuern buhlen schnucklige Cafés, internationale Restaurants und kreative Boutiquen um die Gunst der Laufkundschaft. An altehrwürdigen Plätzen, die förmlich Geschichte atmen, thronen Regierungsgebäude und Botschaften. Spätestens daran erkennt man, dass Bratislava die Hauptstadt der Slowakei ist. Denn ansonsten geht es in der 430 000 Einwohner zählenden Stadt eher kleinstädtisch und recht gemütlich zu. Alle Sehenswürdigkeiten in der Altstadt sind in nur wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.
Kartoffelpiroggen mit Liptauer Käse
20 Uhr: Nach so vielen kulinarischen Inspirationen fordert ein energisch knurrender Magen seinen Tribut. Wer nicht im Bratislavskej reštaurácii gegessen hat, war nicht wirklich in Bratislava, sagen zumindest die Macher vom Flagship Restaurant Bratislava. Sie könnten recht haben. In einem ehemaligen Kino wird deftige lokale Küche serviert. Slowakische Krautsuppe, Halušky, also Kartoffelspätzle mit Bryndza, dem gesalzenen Frischkäse, oder gefüllte Kartoffelpiroggen mit Liptauer Käse, Speck und Dill. Mmmmmh, ist das lecker! Hauptgericht ab 4,80 Euro. www.bratislavskarestauracia.sk
22 Uhr: Darf es zum Abschluss des grandiosen ersten Tages auch mal etwas eleganter sein? Ja? Schön! Dann noch hinauf in die Sky Bar. Auf der schicken Open-Air-Terrasse genießen Sie zusammen mit ebenso schicken Menschen einen bunten Cocktail. Jetzt liegt Ihnen ganz Bratislava zu Füßen. Naja, fast. Denn vis-à-vis thront das Wahrzeichen der Stadt, die Pressburg. Doch die steht erst morgen auf dem Programm.
INFORMATIONEN
Anreise: Ab Frankfurt mit der Bahn nach Bratislava ab 39 Euro. www.bahn.de. Alternativ mit Czech Airlines via Prag für ca. 135 Euro, aber 21 Stunden unterwegs. Oder aber nach Wien fliegen mit Austrian oder Lufthansa ab 109 Euro und dann weiter mit dem Shuttlebus ab 7,50 Euro, Twin City Liner über die Donau ab 20 Euro oder Regionalexpress ab 16 Euro.
Übernachten: Bratislava bietet mittlerweile 120 Beherbergungsbetriebe aller Kategorien. Von der individuellen Ferienwohnung übers einfache Motel bis hin zum Botel (Boot und Hotel) oder großen Luxushotel ist alles dabei. www.visitbratislava.eu
Der besondere Tipp: Die geführte Tour „Bratislava – Altstadt und Burg“ gibt in fünf Stunden einen umfassenden Überblick über die Highlights der Stadt: Mit Martinsdom, Altem Rathaus, Palais Mirbach, Primatialpalais, Franziskanerkirche, Kriegsdenkmal Slavin sowie der Pressburg. 45 Euro, www.bratislava-tours.sk
Reiselektüre: Der Städteführer Bratislava beschreibt detailliert bekannte und unbekannte Gesichter der Metropole, Trescher Verlag, Berlin, 14,95 Euro, eBook 12,99 Euro, www.trescher-verlag.de
Auskunft: Allgemeine Informationen erteilt die Slowakische Zentrale für Tourismus, www.slovakia.travel
Übernachten: Bratislava bietet mittlerweile 120 Beherbergungsbetriebe aller Kategorien. Von der individuellen Ferienwohnung übers einfache Motel bis hin zum Botel (Boot und Hotel) oder großen Luxushotel ist alles dabei. www.visitbratislava.eu
Der besondere Tipp: Die geführte Tour „Bratislava – Altstadt und Burg“ gibt in fünf Stunden einen umfassenden Überblick über die Highlights der Stadt: Mit Martinsdom, Altem Rathaus, Palais Mirbach, Primatialpalais, Franziskanerkirche, Kriegsdenkmal Slavin sowie der Pressburg. 45 Euro, www.bratislava-tours.sk
Reiselektüre: Der Städteführer Bratislava beschreibt detailliert bekannte und unbekannte Gesichter der Metropole, Trescher Verlag, Berlin, 14,95 Euro, eBook 12,99 Euro, www.trescher-verlag.de
Auskunft: Allgemeine Informationen erteilt die Slowakische Zentrale für Tourismus, www.slovakia.travel
Samstag, 8.30 Uhr: Gut geschlafen? Bestimmt. Dann ran ans üppige Frühstücksbuffet. Der Kaffee duftet schon verführerisch. Aber lassen Sie noch etwas Platz, denn um …
10 Uhr: ... öffnet die Alte Markthalle mit allerlei Leckereien wie Palacinky, den Eierkuchen mit Füllung Ihrer Wahl, oder erfrischenden selbst gemachten Limonaden. Familiengeführte Bauernhöfe beliefern die Stände mit knackigem Obst und Gemüse. Auf der Balustrade herrscht dagegen reger Andrang auf modische und super preiswerte Second-Hand-Klamotten. www.staratrznica.sk
Geschichtenerzähler mit Schmalzlocke
11 Uhr: Am Slowakischen Nationaltheater am Hviezdoslav Platz – in bekanntem Terrain, nur einen Steinwurf von der Sky Bar entfernt – treffen Sie Igor von Bratislava Tours. Der Slowake mit russischem Namen hat einst in Dresden studiert, spricht perfekt Deutsch und sieht mit seiner Schmalzlocke irgendwie aus wie der Tscheche Karel Gott in den frühen 70ern. Igor entpuppt sich schnell als absoluter Kenner seiner Stadt und begnadeter Geschichtenerzähler. Zu Fuß geht es den Burghügel hinauf zum gotischen Martinsdom, dem größten und imposantesten Kirchengebäude der Stadt. Und dann, gegenüber der Franziskanerkirche, zum Palais Mirbach, dessen Räumlichkeiten im sogenannten Bratislaver Rokoko-Stil erbaut wurden. Ein architektonisches Schmuckstück ist auch das Primatialpalais, in dem 1805 der Pressburger Frieden unterzeichnet wurde, infolge dessen Österreich unter anderem Tirol und Dalmatien verlor.
13 Uhr: Nach einem leichten Mittagssnack besichtigen Sie das imposante sowjetische Kriegsdenkmal Slavin nahe dem Bratislaver Villenviertel. 6 845 Soldaten der Roten Armee liegen auf der Anhöhe begraben, die bei der Befreiung der Stadt im April 1945 ihr junges Leben in der Fremde ließen.
Der Höhepunkt der absolut sehenswerten Tour ist jedoch die Besichtigung der Burg Bratislava, der Pressburg. Der gotische Bau thront erhaben über der Donaumetropole und ist das Wahrzeichen der Stadt. Die erste steinerne Festungsanlage wurde hier bereits vor 1 000 Jahren errichtet. 750 Jahre später residierte die noch heute hochverehrte Kaiserin Maria Theresia in den massiven Gemäuern hoch über ihren Untertanen. www.bratislava-tours.sk
16 Uhr: Nun haben Sie reichlich Sonne getankt. Höchste Zeit für ein lichtgeschütztes architektonisches Kleinod: Die preisgekrönten Räumlichkeiten der Galerie Nedbalka erinnern an das New Yorker Guggenheim Museum. 600 Werke slowakischer Künstler umfasst die junge, gemeinnützige Galerie. Die Maler und Bildhauer eröffnen dem feinfühligen Besucher einen Blick in die wahre Seele der Slowakei. Absolut sehenswert. www.nedbalka.sk
17.30 Uhr: Ein Spaziergang über die 431 Meter lange SNP-Brücke aus dem Jahr 1972, die einzige asymmetrische Schrägseilbrücke Europas übrigens, führt Sie über die schöne braune – und nicht blaue – Donau zum Restaurantschiff Dunajský Pivovar. Auf dem Sonnendeck des Botels, also des Hotelschiffs, machen Sie es sich mit einem kühlen Drink in einem Liegestuhl bequem, hüpfen nach Belieben in den Swimmingpool und genießen den Panoramablick auf die ehrwürdige Altstadt.
20 Uhr: Zwei Decks tiefer werden dann gegrillte Forellen und panierte Wiener Schnitzel serviert. Letztere sind auch in Bratislava sehr populär. Kein Wunder, fühlt man sich doch kulturell verbunden mit der Hauptstadt Österreichs, die grade 65 Kilometer Luftlinie flussaufwärts liegt. An dieser Verbundenheit konnte auch der Eiserne Vorhang nichts dauerhaft ändern, der die benachbarten Donau-Metropolen vier Jahrzehnte lang trennte. www.dunajskypivovar.sk
21.30 Uhr: Der Tag verabschiedet sich, höchste Zeit fürs UFO. Also zurück zur SNP-Brücke und hinauf in ihr luftiges Turmrestaurant, das an Captain Kirks und Mr. Spocks Enterprise erinnert oder eben an ein Ufo. Mit einem überteuerten Absacker in 90 Meter Höhe und einem unbezahlbaren Blick auf die schöne Stadt am längsten Strom Europas lassen Sie den Abend ausklingen. Oder Sie ziehen danach noch durch die Altstadt und genießen das bunte Treiben in den gemütlichen Gassen. www.redmonkeygroup.com
Sonntag, 9 Uhr: Ein gesundes Frühstücksbuffet verleiht Ihnen die nötige Energie für Ihren finalen Tag in der spannenden Metropole.
10 Uhr: Sie bewegen sich mit schlafwandlerischer Sicherheit zu den Kunsthandwerksständen zwischen Sky Bar und Nationaltheater. Denn inzwischen kennen Sie die überschaubare Altstadt schon fast wie Ihre Westentasche. Vielleicht finden Sie ja ein kleines Souvenir. Ein Kühlschrankmagnet in Pressburgform, eine I-Love-Bratislava-Tasse oder ein ähnlich bedrucktes T-Shirt. Also irgendetwas, was Sie vermutlich zu Hause ziemlich kitschig finden werden.
Verlassene U-Bahn-Station und Plattenbau
11 Uhr: Mit einem freundlichen Lächeln bittet Sie Juro Sikora in seinen klapprigen Skoda-Transporter aus fast vergessenen, realsozialistischen Zeiten. Der dürfte älter als der Guide selbst sein. Mit zwei Kumpels entwickelte Juro eine witzige Geschäftsidee: Gästen „ihr“ Bratislava zeigen, das sonst in keinem Hochglanzprospekt abgebildet ist: Verfallene Traditionsbrauereien, eine auf dem Kopf stehende, vor sich hin rostende Pyramide, gruselige Bunkeranlagen direkt neben einer Plattenbausiedlung und eine noch viel gruseligere U-Bahn-Station samt Tunnelröhren, die sich irgendwo im Dunkeln verlieren und durch die nie ein Zug gerollt ist. Krimi-Drehbuchautoren hätten ihre wahre Freude an diesem Ausflug. Sie sicherlich auch, denn Juro spickt die Tour mit spannenden Anekdoten aus der jüngeren Geschichte Bratislavas.
14 Uhr: Zurück im Hotel heißt es duschen, packen, auschecken. Dann sitzen Sie auch schon wieder im Taxi zum Transportmittel ihrer Wahl.
17 Uhr: Nun ist die Zeit gekommen für einen tiefen Seufzer, gefolgt von einem „Auf Wiedersehen“ zur slowakischen Metropole mit ihrem charmanten Kleinstadtflair. Denn eines steht fest: Wiederkommen lohnt in diese gastfreundliche Stadt, die sich ihre kulturelle Identität bis heute zu bewahren wusste.