Urlaub mit dem Camper

Zahllose schöne  Bergstraßen führen über  die Pässe in den Alpen. Foto: Urs Flueeler

Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, hat seine Unterkunft für sich allein und muss sich an keinem Hotelbuffet anstellen: die ideale Reiseform um Ansteckung mit Corona zu vermeiden.

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. Unabhängig zu sein, loszufahren und stehen zu bleiben, wann und wo man will: Urlaub mit dem Wohnmobil oder Campingbus in Europa liegt im Trend – und wird in Zeiten von Corona immer beliebter. Wir stellen sechs Routen vor.

Deutsche Alleenstraße: 2900 Kilometer unter Baumriesen

Die Deutsche Weinstraße, Romantische Straße oder Alpenstraße kennt jeder. Doch wie steht es um die von Rügen bis zum Bodensee führende Alleenstraße, die sich wie ein grünes Band von Bäumen durch die Republik schlängelt? Die erste Etappe beginnt an der Ostsee und führt von Rügen bis nach Rheinsberg in Brandenburg. Auf der rund 300 Kilometer langen Strecke durch den Nordosten Deutschlands gibt es nicht nur Baumriesen und wunderschöne Landschaften zu entdecken, sondern auch interessante Orte. Dazu gehören das Naturschutzgebiet Mönchshof, die Hansestadt Stralsund mit ihrem Meeresmuseum, dem Naturkundemuseum Ozeanum und dem Segelschulschiff Gorch Fock, die Mecklenburgische Seenplatte im Landkreis Müritz und der staatlich anerkannte Erholungsort Rheinsberg. Wer mehr Zeit hat, folgt den Bäumen und Wäldern nach Potsdam, Wittenberg, Moritzburg und Dresden bis in die Drachenhöhle Syrau in Plauen – was eine Weglänge von knapp 500 Kilometern bedeutet.

Österreich: Berge und Seen auf dem Weg von Tirol in die Steiermark

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Berge, Gletscher, Flüsse, Thermalbäder und sagenhafte Seen: Die 350 Kilometer lange Austria-Route beginnt und endet an einem See und führt vom Walchsee in Kössen bis zum Wörthersee in Klagenfurt. Für den Startpunkt Kössen in Tirol, der nicht weit von der deutschen Grenze entfernt ist, sollte man ein paar Tage einplanen, denn hier liegen die imposanten Felsmassive Wilder und Zahmer Kaiser mit vielen Sportmöglichkeiten. Zudem gibt es eine Sommerrodelbahn, Seilbahnen und einen Freizeitpark. Über die Berge geht es dann nach Zell am See ins Salzburger Land, in den Nationalpark Hohe Tauern. Hier steht auch der höchste Berg Österreichs, der Großglockner. Spektakulär ist die Strecke nach Lienz, der Hauptstadt Osttirols. Zu ihren Füßen liegen die Lienzer Dolomiten, das Schloss Bruck und der Zusammenfluss der Isel, des letzten freifließenden Gletscherflusses Österreichs, mit der Drau. Entlang dieses Nebenflusses der Donau führt die Strecke nach Spittal an der Drau, wo die Kärntner Nockberge, der Millstätter See und das Schloss Rothenthurn liegen. Das vorletzte Ziel heißt Villach, dort gibt es ein Warmbad mit Thermalbädern, die Burg Landskron und Österreichs einziges Pilzmuseum zu entdecken. Endstation ist Kärntens Hauptstadt Klagenfurt am Ostufer des Wörthersees.

Von Österreich nach Italien: Auf der Hochalpenstraße übers Timmelsjoch

Wer nicht so lange Urlaub hat, aber trotzdem eine der spektakulärsten Panoramarouten Europas erfahren will, wählt die Verbindungsstraße zwischen dem österreichischen Ötztal und dem Südtiroler Passeiertal. Die Timmelsjoch Hochalpenstraße schlängelt sich in vielen Kehren und Kurven über das Timmelsjoch und den Pass auf 2509 Metern. Die Panoramastraße ist mautpflichtig und nur im Sommer tagsüber von sieben bis 20 Uhr befahrbar, denn es herrscht Nachtfahrverbot. Oben angekommen ist ein Stopp im neuen Passmuseum ein Muss, das schon wegen seiner modernen Architektur auffällt. Achtung: Es kann kühl werden. Es bieten sich auch Wanderungen in der hochalpinen Zone an – zum Beispiel auf den Schmugglerpfaden, die zum Europäischen Fernwanderweg E5 gehören oder die Rundwanderung um den Kummersee. Unten im Passeier Tal warten die höchsten Wasserfälle Südtirols und das kinderreichste Dorf Europas.

Italien: von Genua nach Rom und zurück über die Marken

Im Nordwesten des Landes, in Genua, beginnt die knapp 1600 Kilometer lange Camperroute, die alles hat, was Italien so schön und liebenswert macht. Genua ist mehr als nur Hafen, was das Opernhaus Teatro Carlo Felicel, der Bronzebrunnen und die Strände an der ligurischen Küste eindrücklich zeigen. Auf dem Weg nach Florenz bietet sich ein Stopp in Pisa an. Die Bilderbuchlandschaft der Toskana mit ihren sanften Hügeln, Weinbergen und Zypressen macht die Fahrt nach Siena zu einem Highlight. Die mittelalterlichen Ziegelgebäude in dem Städtchen mit seinem berühmten Hauptplatz Piazza del Campo machen ein Weiterziehen schwer. Doch die Ewige Stadt lockt als nächstes Ziel. Auch, wenn in Rom viele Touristen unterwegs sind, ist ein Besuch der Villa Borghese, der Piazza Navona, von Trevi-Brunnen, Piazza del Popolo, Spanischer Treppe, Kolosseum und Petersdom ein Muss. Tipp: Die Altstadt lässt sich gut mit dem Fahrrad erkunden, weil der Verkehr eingeschränkt und relativ entspannt ist. Über die Abruzzen geht es an die Adriaküste nach Pescara zum Baden. Richtung Norden heißt der nächste Stopp San Marino, der Zwergstaat mit seiner imposanten Festung in der wenig bekannten Region der Marken. Über den Städtegeheimtipp Bologna geht es weiter nach Piacenza, wo es die Kathedrale, das Museum Palazzo Farnese und den Palazzo Gotico zu entdecken gibt. Nun ist es nur noch ein Katzensprung zurück an die Küste, nach Genua zum Ausgangspunkt der Rundtour.

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Frankreich: romantischer Trip entlang der Côte d´Azur

Bergstraßen, Städte, kleine Buchten, azurblaues Meer – Romantik pur im Südosten Frankreichs von Saint-Tropez bis nach Nizza: Der Road-Trip entlang der französischen Riviera beginnt mit einem Hauch von Glamour in Saint-Tropez mit seinem berühmten Jachthafen. Von hier führt die Route direkt an der Küste entlang zu den Badeorten Sainte Maxime, Fréjus und Saint-Raphaël. Die Ausblicke von den Klippen auf das azurblaue Meer und die vielen Buchten gehören zu dem Schönsten, was dieser Teil der Erde zu bieten hat. Tipp: In Théoule-sur-Mer aussteigen und einen Spaziergang am feinsandigen Strand mit dem klingenden Namen Plage du Château machen. Nächstes Ziel ist Cannes, mit seiner schicken Flaniermeile La Croisette, den luxuriösen Boutiquen und weißen Stränden. Der nächste Stopp Antibes ist nicht weit entfernt. Hier hatte Pablo Picasso einst sein Atelier im Schloss der Familie Grimaldi direkt am Meer, heute beherbergt es eines der wichtigsten Picasso-Museen. Die letzte Station der Küstentour heißt Nizza. Für Kulturfans gibt es hier Museen von Henri Matisse und Marc Chagall, für Naturfans heißt das Sonnenuntergangsziel Saint-Jean-Cap-Ferrat, eine Halbinsel ein paar Kilometer außerhalb der Stadt auf dem Weg zum Fürstentum Monaco.

Kroatien: malerische Städte und Strände an der Adria

Diese rund 580 Kilometer lange Tour nach Rijeka beginnt in Istrien, in der Küstenstadt Umag. Es ist die erste Stadt auf der Halbinsel, wenn man von Norden kommt. Die Römer wählten Umag als Sommerresidenz und noch heute versprüht die Altstadt mit ihrer Stadtmauer, den Türmen und venezianischen Häusern einen besonderen Charme. Auf dem Weg zum nächsten Ziel Pula im Süden Istriens reiht sich ein Strand an den nächsten und bietet perfekte Abwechslung zu den Stadtbesichtigungen. Über den Kurort Opatija am anderen Ende der Halbinsel geht es nach Rijeka, das als das Tor zu den Inseln Kroatiens gilt. Auf die Insel Krk führt eine 1,4 Kilometer lange Autobrücke, sodass sich die so genannte goldene Insel ganz leicht mit dem Camper entdecken lässt. Nächster Stopp ist der kleine Fischerort Klenovica an der kroatischen Festlandküste, von wo aus es ins Landesinnere zum berühmten Nationalpark Plitvicer Seen geht. In dem Unesco-Weltnaturerbe wurden etliche Winnetou-Filme gedreht. Es eignet sich aufgrund seiner spektakulären Wasserfälle, Seen, vielen Höhlen, unberührten Natur und wilden Tiere wie Braunbären perfekt als Filmkulisse. Letzte Station des Road-Trips ist die Renaissance-Stadt Karlovac in Mittelkroatien, in der vier Flüsse zusammenfließen.

Von Michaela Strassmair