Neubesetzung im Trainerstab: Jochen Hecht gibt seine Erfahrung von 892 NHL- und 429 DEL-Spielen jetzt als Co-Trainer der Adler weiter. Foto: Alfred Gerold
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MANNHEIM - Das vorzeitige Aus im Viertelfinale gegen Pre-Play-off-Qualifikant Eisbären Berlin nagt auch nach vier Monaten noch immer ein bisschen am Selbstverständnis der Mannheimer Adler. „Wir haben noch Wut im Bauch“, sagt Stürmer David Wolf. Können die Kurpfälzer für die neue Spielzeit die richtige Motivation aus dem frühen Scheitern der Vorsaison ziehen? Oder, noch viel wichtiger: die richtigen Lehren?
Seit Freitag stehen die Profis wieder auf dem Eis, um sich auf die am 8. September beginnende Spielzeit in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) vorzubereiten. Das Wiedersehen mit den Fans wurde am Freitagabend vor der SAP Arena bereits mit der traditionellen Party „The Boys are back in Town“ begangen. Zudem wurde zu dieser Gelegenheit die neue Arbeitskleidung enthüllt. Am Montag gaben die Offiziellen im Rahmen der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz erste Einschätzungen ab.
Dass das Play-off-Aus in der Verlängerung von Spiel sieben in der SAP Arena noch in den Köpfen der Verantwortlichen herumspukt, kann man einigen Äußerungen entnehmen. Nach einer starken Vorrunde mit Platz zwei hatten sich die Adler für den Titelkampf viel vorgenommen, scheiterten aber letztlich an ihrer eigenen Unbeständigkeit in den Play-off-Spielen und an einer Eisbären-Mannschaft, die zum richtigen Zeitpunkt der Saison ihr bestes Eishockey spielte und obendrein bessere Nerven bewies.
NEUE BANDE, MEHR DATEN
Die Adler installieren zum Start in die neue Saison eine neue „Flexbande“, die bereits beim Winter Game im Sinsheimer Fußballstadion zum Einsatz kam.
Diese Bande gibt bei Bodychecks besser nach als die bis dato üblichen Umrandungen. „Wir nehmen unsere Verantwortung im Hinblick auf Kopf- und Nackenverletzungen sehr ernst“, erklärt Geschäftsführer Matthias Binder.
Die Mannheimer wollen noch besser vom Trainings-Knowhow der TSG Hoffenheim profitieren und umgekehrt. Die Zusammenarbeit mit dem Fußball-Bundesligisten wird intensiviert.
Die von SAP entwickelte App Sports One führt alle Daten zur Analyse zusammen. „Wir können den Spielern Trainingsinhalte auf dem Handy bereitstellen, sogar einzelne Spielsequenzen“, berichtet Manager Teal Fowler.
Daraus wollen sie bei den Adlern nun ihre Lehren ziehen. „Wir hoffen, wir bekommen es diesmal besser hin, in den Play-offs auf dem höchsten Level zu sein“, sagt Manager Teal Fowler. Im Sommer setzten die Mannheimer trotz des bitteren Ausscheidens auf Kontinuität. Der Trainerstab wurde auf einer Position umgestaltet. Für Steve Walker rückt Adler-Legende Jochen Hecht nach. Und auch im Spielerkader gibt es nicht viele neue Gesichter.
Cheftrainer Sean Simpson hat weiterhin das Sagen. „Wir müssen uns nicht groß kennenlernen – die Chemie stimmt“, sagt Manager Fowler. Die Adler gehören wie immer zu den Titelkandidaten.
Geschäftsführer Matthias Binder hält sich wie bereits seit mehreren Jahren mit Auskünften zum Etat bedeckt. „Von mir hören Sie dazu nichts“, führt er aus. „Aber Sie können davon ausgehen, dass wir bei den Großen dabei sind“, ist ihm schließlich zu entlocken, nachdem ein Fachblatt letzte Woche in Erfahrung gebracht haben will, dass in dieser Spielzeit gleich mehrere DEL-Clubs die Zehn-Millionen-Grenze hinter sich gelassen haben.
Binder beschränkt sich darauf zu erklären, dass der Klub erneut freie Mittel in die Verbesserung der Infrastruktur rund um die Mannschaft gesteckt habe. So haben die Adler zwölf neue Wohnungen in Betrieb genommen. Außerdem ist in der Kabine kräftig nachgerüstet worden. „Was wir beeinflussen können, haben wir getan, damit die Spieler optimale Voraussetzungen haben“, erklärt Binder.
Mit dem Stand des Dauerkartenverkaufs sind die Adler wieder „sehr zufrieden“ (Binder), auch wenn bislang mit 6800 veräußerten Saisontickets 200 weniger an den Fan gebracht wurden als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Die Logen sind nahezu ausverkauft. Generell kämpft die DEL mit einem Zuschauerschwund. Zu den Heimspielen der Adler kamen letzte Saison im Schnitt rund 600 Fans weniger als noch im Vorjahr.
Wegen der Olympia-Pause im Februar 2018 ist der Spielplan bis zum Play-off-Start straff gestaltet. „Bis zu dieser einmonatigen Pause müssen wir einen guten Platz haben, denn danach sind nur noch wenige Spiele“, betont Cheftrainer Sean Simpson. Trotz der Belastung mit Champions Hockey League und DEL verzichten die Adler vorerst darauf, alle Stellen im Kader zu besetzen. Bereits in der Vorsaison machte Manager Teal Fowler gute Erfahrungen mit unter der Saison verpflichteten Profis. „Wir wollen uns die Option offenhalten, auf Unvorhergesehenes wie Verletzungen reagieren zu können“, sagt Fowler und ergänzt: „Es ist eine schmale Kante zwischen Kadertiefe und ungesunder Tiefe.“
Verspätet stößt Neuzugang Devin Setoguchi zum Kader. Der 30-jährige Außenstürmer mit der Erfahrung von 569 NHL-Einsätzen (unter anderem San José Sharks und Los Angeles Kings) bekam wegen einer Hochzeit verlängerten Urlaub, soll aber möglicherweise bereits am Freitag im ersten Test beim EHC Biel in der Schweiz auf dem Eis stehen. Am 24. August wartet dann der erste Härtetest in der CHL (HV71 Jönköping), die DEL startet am 8. September.