ROSSDORF - Von seiner Leidenschaft hat Helmut Rau nichts eingebüßt. Sein Herz hängt noch immer am Fußball. Und am SV Darmstadt 98. Am Dienstag (27.) wird die „Bawett“, so der Spitzname des ehemaligen Torhüters der Lilien, 80 Jahre alt. „Und natürlich verfolge ich das noch“, erklärt er. Egal wie alt er sei.
„Ich kann mich jedenfalls nicht beklagen. Mir geht es wirklich recht gut“, sagt Rau und ergänzt: „Wir werden auch ein bisschen feiern mit Freunden und Familie.“ Und zwar in seinem Heimatort Roßdorf. „Aber Sie schreiben nicht wo, sonst kommen mehr als geplant“, fügt der Jubilar an und lacht. Seinen Humor hat sich der frühere Fußballer bewahrt. Es macht nach wie vor Spaß, mit dem 79-Jährigen zu reden.
„Helmut Rau? Haben wir nicht. Aber wenn Sie mit der Bawett sprechen wollen, sind Sie hier richtig“, hat er einst vor seinem Siebzigsten gesagt. Nun, zehn Jahre später, wirkt Rau noch genauso rüstig wie damals, ist noch immer zu Späßen aufgelegt. Nur, selbst Fußballspielen, „das geht nicht mehr. Da machen die Knochen einfach nicht mehr mit.“
Insgesamt 316 Spiele absolvierte der Schlussmann von 1956 bis 1969 beim SV 98 in Zweiter Liga und Regionalliga. Nach seiner Zeit bei den Lilien wechselte er zur SKG Roßdorf – dem zweiten Lieblingsverein der „Bawett“. Den Spitzennamen hat Rau seit seiner Einschulung – dank seiner damaligen Tischnachbarin Babette.
Seinen Klubs hält er nach wie vor die Treue. Bei der SKG Roßdorf engagierte er sich lange nach seiner aktiven Zeit – er hörte 1976 auf – als Jugendtrainer, machte mit 68 Jahren aber auch da Schluss. „Wie gesagt, die Knochen“, so Rau, „aber ich gehe zu den Heimspielen der SKG.“
Viel Lob für „Nachfolger“ Daniel Heuer Fernandes
Und auch beim SV 98 ist er regelmäßig zu Gast. „Fünf Spiele habe ich bestimmt die Saison live im Stadion miterlebt. Ansonsten schaue ich mir das im Fernsehen an – mit Kapp, Schal und gedrückten Daumen.“
Seinen „Nachfolger“ Daniel Heuer Fernandes hat er im vergangenen Jahr bei einem gemeinsamen Termin kennengelernt. „Ein Super-Torwart und toller Kerl“, sagt Rau. Und wenn das einer beurteilen kann, dann der ehemalige Torsteher der Lilien.
Die Hoffnung, dass der SV 98 den Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga schafft, hat Rau nicht aufgegeben. Selbst nach dem bitteren 1:2 unter der Woche gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht. „Das ist momentan ein bisschen extrem“, meint Rau, fügt aber an: „Ich hoffe, dass der Knoten bald platzt und das, was im Training klappt, auch endlich im Spiel hinhaut. Zwei Siege in Folge – und schon sieht die Sache viel besser aus.“ Das Schicksal seiner Lilien, mit denen er selbst zweimal ab-, aber auch sofort wieder aufstieg, beschäftigt ihn also weiter intensiv. Schließlich hat Helmut Rau auch mit 80 Jahren nichts verloren von seiner Leidenschaft für den SV 98. Und den Fußball.