Die Wandlung des „Bad Boy“ Kevin-Prince Boateng bei Eintracht Frankfurt
Bei der Eintracht ist Kevin-Prince Boateng längst angekommen. Der Mannschaft und dem ganzen Verein tut ein Spieler seiner Qualität gut. Der 30 Jahre alte Profi, kurz vor der Saison von UD Las Palmas geholt, ist dabei, die Eintracht auf eine höheres Niveau zu hieven.
Von Peppi Schmitt
Voller Einsatz im Eintracht-Trikot: Kevin-Prince Boateng geht im Kampf um den Ball mit Hannovers Pirmin Schwegler (links) und Julian Korb zu Boden. Foto: dpa
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FRANKFURT - Bei der Eintracht ist Kevin-Prince Boateng längst angekommen. Der Mannschaft und dem ganzen Verein tut ein Spieler seiner Qualität gut. Der 30 Jahre alte Profi, kurz vor der Saison von UD Las Palmas geholt, ist dabei, die Eintracht auf eine höheres Niveau zu hieven.
Er hat schon ein Siegtor erzielt, er hat Tore vorbereitet und er will dem Club noch viel mehr seinen Stempel aufdrücken. „Ich muss noch mehr arbeiten und noch mehr vorangehen“, sagt er. In der Stadt Frankfurt freilich ist er noch nicht angekommen. Seit bald drei Monaten lebt er hier, „aber es reicht nur vom Trainingsplatz bis auf die Couch“. In der knapp bemessenen Freizeit reist er nach Mailand oder Berlin, zu Frau und Kind nach Italien oder zu den Eltern in die Hauptstadt. Sportlich und privat habe sich der Wechsel „komplett gelohnt“. Und bald wird er auch am Main heimisch werden, denn in zwei Wochen sollen Ehefrau Melissa Satta und Söhnchen Maddox Prince endlich nach Frankfurt ziehen.
Boateng warnt vor BVB, sagt aber auch: Werden Chance bekommen
Boateng, einst eine „Skandalnudel“, ein sogenannter „Bad Boy“, hat eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Der Mann weiß, was er will, er hat inzwischen klare Vorstellungen vom Leben und von seinem Beruf. Er ist ruhiger geworden und damit überlegter, aber er ist dabei meinungsstark und selbstbewusst geblieben. Die jüngste Aktion der Berliner Hertha-Profis, die alle vor dem Heimspiel gegen Schalke auf dem Boden gekniet hatten, um sich solidarisch zu erklären mit amerikanischen Sport-Größen, die damit gegen Rassismus demonstrieren, fand er „generell sehr gut“. Es sei wichtig, gegen Rassismus vorzugehen. Er selbst hat gerade in einem viel beachteten Interview den „Video-Beweis“ gegen krakeelende Rassisten in den Stadien gefordert.
Chandler zwickt die Achillesferse
Seit dem Auswärtsspiel in Hannover sitzt Timothy Chandler in den Trainingseinheiten nur noch auf dem Fahrrad. Die Achillesferse schmerzt den Verteidiger der Eintracht. Und dies schmerzt wiederum den Trainer. Denn wenn einer im Moment unersetzlich ist, dann ist es Chandler. „Es ist nicht so schlimm“, versucht Manager Bruno Hübner zu beruhigen, „es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.“
Das Heimspiel gegen Borussia Dortmund am Samstag würde den richtigen Rahmen für eine außergewöhnliche Aktion bieten. Boateng will sich zunächst aber auf das Sportliche konzentrieren. Die Erwartung vieler Eintracht-Fans, auf eine durch die jüngsten Negativergebnisse (Niederlage gegen Leipzig, Remis in Nikosia) angeschlagene Borussia zu treffen, teilt er nicht. „Das ist eine der besten Mannschaften Europas und sie werden gerade nach den letzten Spielen hoch motiviert zu uns kommen“, vermutet er. Freilich ist Boateng davon überzeugt, „dass wir unsere Chancen bekommen“. Ganz einfach, weil die Dortmunder zur seltenen Gattung jener Bundesligateams gehören, die selbst auf Angriff spielen und damit dem Gegner Platz einräumen. Das könne der Eintracht liegen.
Auf welcher Position er spielen wird, weiß der in Berlin geborene Ghanaer nicht. Trainer Kovac hat ihn abwechselnd in der Sturmspitze, im defensiven und offensiven Mittelfeld eingesetzt. Fast alle Aufgaben hat er zur Zufriedenheit erfüllt. „Es ist nicht immer einfach, mal da, mal dort zu spielen“, gibt er zu, „aber wenn der Trainer mich als Stürmer braucht, versuche ich ein Tor zu schießen und wenn er mich als Sechser braucht, versuche ich die Bälle zu verteilen.“ Kovac, seinen ehemaligen Mitspieler von Hertha BSC, weiß er dabei hinter sich. „Er macht das richtig gut mit den Spielern“, lobt er den Trainer, „er ist sehr direkt, kann aber auch einen Spieler mal in den Arm nehmen, das passt.“ Und wenn es mal knallt in der Kabine, dann sei er ja auch noch da. „Ich versuche der verlängerte Arm des Trainers zu sein“, sagt Boateng, „wenn mal was vorkommt, versuche ich, die Wogen zu glätten.“