„Einfach beherzt auftreten“ – Eintracht-Legende Lajos Detari über seinen Freistoßtreffer im Finale 1988 und die Chancen gegen den BVB
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FRANKFURT - Obwohl Lajos Detari nur für eine Saison das Trikot der Frankfurter Eintracht überstreifte, genießt er heute noch Legendenstatus in der Mainmetropole. Als er im Sommer 1987 für knapp zwei Millionen US-Dollar von Honved Budapest zur Eintracht wechselte, war er der teuerste Transfer der Bundesligageschichte. Lange Zeit hatte es den Anschein, dass die Verpflichtung des filigranen Mittelfeldregisseurs ein großes Missverständnis war. In der Rückrunde jedoch drehte der Ungar auf, erzielte insgesamt 14 Tore und führte das Team von Trainer Karl-Heinz Feldkamp ins Pokalfinale gegen den VfL Bochum. Dort krönte er mit einem Freistoßtreffer seine Leistung und sicherte der Eintracht den bis dato letzten Titel der Vereinsgeschichte. Anschließend verkauften ihn die Frankfurter für eine Rekordablösesumme von 17 Millionen DM an Olympiakos Piräus. Heute lebt der 54-jährige als Spielerberater in Budapest.
Herr Detari, der 28. Mai 1988 dürfte ein besonderes Datum für Sie repräsentieren.
Allerdings. Das Datum hat sich in meinem Gedächtnis eingeprägt, zumal ich an dem Tag mit Eintracht Frankfurt im Berliner Olympiastadion den DFB-Pokal gewonnen habe. Für mich symbolisiert er weiterhin den schönsten Titel meiner Karriere.
Vor allem dank Ihres sehenswerten Freistoßtreffers. Stimmt es, dass es ein Tor mit Vorankündigung war?
Ich habe in der Woche vor dem Finale im Training mit Charly Körbel geflachst, dass ich das Siegtor per Freistoß erzielen würde. Es war ja nicht ganz abwegig, da bekanntlich Freistoßtreffer meine Vorliebe waren. Bevor ich zum Freistoß angetreten bin, hatten sich manche Spieler schon auf den Weg zur Mittellinie gemacht, wohl ahnend, dass ich treffen würde. (lacht)
Das lag aber nicht an den bunten Fußballschuhen, mit denen Sie im Saisonverlauf immer wieder für Aufsehen gesorgt hatten?
Ursprünglich wollte ich mit einem Paar auflaufen, das mir mein Ausrüster zur Verfügung gestellt hatte und die mit den Landesfarben Ungarns rot, weiß und grün verziert waren. Heute siehst du alle mögliche Farben und Modelle auf dem Spielfeld, damals war es schon ein Hingucker, zumal fast alle Spieler in schwarzen Schuhen spielten. Im letzten Moment entschied ich mich jedoch für meine üblichen Treter, weil ich mich in den neuen Schuhen nicht ganz wohl fühlte.
Sehr zum Leidwesen von Torhüter Ralf Zumdik und dem VfL Bochum.
Die meisten hatten schon die Verlängerung im Hinterkopf, zumal die 86. Spielminute lief, als ich in Strafraumnähe gefoult wurde. Ich legte mir den Ball zurecht, nahm paar Meter Anlauf und der Rest ist nunmehr Fußballgeschichte. Die Szene haben wir übrigens mit Ralf Zumdik vor ein paar Jahren nachgestellt, da er als Co-Trainer bei Ferencvaros Budapest tätig ist, und uns das ungarische Fernsehen darum gebeten hatte. Bei der Neuauflage des Freistoßes hat „Katze“ jedoch den Ball abgewehrt. Ich war aber nicht gut aufgewärmt!
Am Samstag steht die Eintracht nach langer Abstinenz wieder in einem Pokalfinale. Wie beurteilen Sie die Chancen gegen Borussia Dortmund?
Ich habe mich riesig gefreut, dass die Eintracht wieder für positive Schlagzeilen sorgt und sich für das Finale qualifiziert hat. Letztes Jahr wären sie ja beinahe abgestiegen. Auf dem Papier ist Dortmund ob der individuellen Klasse der Spieler und der Erfahrung Favorit. Aber in einem Finale sind schon etliche Favoriten gescheitert. Der Fußball schreibt bekanntlich die unmöglichsten Geschichten. Insofern sollte die Eintracht einfach beherzt und selbstbewusst auftreten.