Eintracht Frankfurt: „Eine 1 mit Sternchen für die Moral“
Die Frankfurter Eintracht bot beim 2:2 gegen Borussia Dortmund eine ihrer besten Leistungen der vergangenen Monate. Holten einen 0:2-Rückstand auf. Und hatten sogar genügend Chancen, um selbst als Sieger vom Platz zu gehen. Für Sportvorstand Fredi Bobic eine "1 mit Sternchen".
Von Tobias Goldbrunner
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Lautstark beim Leckerbissen: Frankfurts Marius Wolf bejubelt seinen Treffer zum 2:2 gegen Borussia Dortmund. Foto: Jan Hübner
( Foto: Jan Hübner)
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FRANKFURT - David Abraham war noch lange nach dem Spektakel außer Atem. „Das war eine wahre Schlacht“, sagte der Kapitän der Frankfurter Eintracht. „Und wir waren am Ende stehend k.o., aber wir haben uns diesen Punkt verdient.“ Schließlich boten die hessischen Bundesliga-Fußballer beim 2:2 (0:1) gegen Borussia Dortmund eine ihrer besten Leistungen der vergangenen Monate. Holten einen 0:2-Rückstand auf. Und hatten sogar genügend Chancen, um selbst als Sieger vom Platz zu gehen. „Sensationell, wie sich das Team heute zurückgekämpft hat“, frohlockte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. „Die Moral bekommt eine Eins mit Sternchen.“
Bitter: Chandler muss operiert werden
Die 51.500 Zuschauer in der ausverkauften WM-Arena hatten ein „überragendes Bundesliga-Spiel“ gesehen, wie Bobic treffend zusammenfasste. „Einen Leckerbissen für alle Fußball-Fans“, so Eintracht-Routinier Kevin-Prince Boateng. Eine Begegnung, „in der keine Wünsche übrig blieben“, fügte Niko Kovac hinzu. „Obwohl man das als Trainer in dieser Form nicht braucht. Ich mag es eigentlich nicht so gerne, wenn wir so viele Möglichkeiten zulassen.“ Die Eintracht kam zu 14 Gelegenheiten, der BVB sogar zu 20. „Es hätte auch 4:4 oder 5:5 ausgehen können“, sagte Torwart Lukas Hradecky. Die 19. Dortmunder Chance hätte den Gastgebern allerdings fast noch das Remis geraubt. Nuri Sahin zog in der 90. Minute ab. Frei vor dem im Grunde leeren Tor. „Ich habe den Ball zu 90 Prozent schon dringesehen“, gestand Abraham. Und Hradecky, der zuvor glänzend gegen Pierre-Emerick Aubameyang reagiert hatte, befürchtete, „dass wir diesmal in letzter Sekunde verlieren“. Doch Makoto Hasebe wehrte den Schuss auf der Linie noch ab. „Das Spiel hätte in beide Richtungen ausgehen können“, fand Bobic. „Beide Teams haben mit offenem Visier agiert. Ohne Mittelfeld – das kenne ich sonst nur von uns bei den Alten Herren“, scherzte der Ex-Stürmer.
„Ich bin sehr glücklich über diesen Zähler“, sagte Kovac später. „Wir haben über 90 Minuten in einem Topspiel gegen eine Topmannschaft bewiesen, dass wir mithalten können. Ich hoffe, dass wir das auch gegen vermeintliche Nicht-Topteams zeigen.“ Gegen ein solches geht es am Dienstag: Die Eintracht strebt das Weiterkommen im DFB-Pokal bei Regionalligist FC Schweinfurt an. Verzichten müssen die Hessen dabei auf Timothy Chandler. Der US-Amerikaner erlitt in der 37. Minute ohne Fremdeinwirkung einen Riss des Außenmeniskus und muss operiert werden. Wie lange Chandler ausfällt, ist erst nach dem Eingriff klar. Ein schwerer Schlag für die Frankfurter, schließlich steht Kovac kein anderer gesunder Rechtsverteidiger zur Verfügung.
Gut möglich, dass der Trainer künftig hinten rechts auf Marius Wolf setzt. „Er holt auf allen Positionen das Maximum aus sich raus“, erklärt Kovac. Gegen den BVB nahm die Hannover-Leihgabe nicht nur immer Sahin aus dem Spiel, er erzielte auch sein erstes Bundesliga-Tor. Besorgte den 2:2-Ausgleich (68). Nur vier Minuten nach dem Anschlusstreffer. Sébastien Haller verwandelte einen Foulelfmeter, Borussia-Torwart Roman Bürki hatte Ante Rebic umgerannt, souverän. „Wir haben immer an uns geglaubt“, erläuterte Boateng. „Weil wir wussten, dass wir das 0:2 nicht verdient hatten.“ Sahin (19.) und Maximilian Philipp (57.) hatten den Champions-League-Teilnehmer in Front gebracht. BVB-Coach Peter Bosz war nach dem vierten Pflichtspiel in Folge ohne Sieg sichtlich verärgert: „Wenn man 2:0 führt und solche Chancen hat, muss man gewinnen. Wir zeigen nicht das, was wir können. Uns fehlt aber auch das Glück.“
Dass die Eintracht schon 14 Punkte auf dem Konto hat, hat nichts mit Glück zu tun. Die Hessen sind nun schon seit drei Duellen unbesiegt. Gegen Dortmund erarbeiteten sie sich kurz nach dem 0:1 Chancen im Minutentakt. Nach dem 2:2 hätten Mijat Gacinovic und Haller, dessen Seitfallzieher gegen den VfB Stuttgart als „Tor des Monats“ ausgezeichnet wurde, noch nachlegen können. Allein Ante Rebic, bester Frankfurter, von der Borussia nie wirklich zu stoppen, hätte vier Tore schießen können. „Da soll noch mal einer sagen, Eintracht Frankfurt spiele keinen guten Fußball“, meinte Boateng. Zu euphorisch wollte sich der 30-Jährige nicht geben. „Es kann sich jederzeit alles ändern. Aber wenn wir so weitermachen, blicke ich positiv in die Zukunft.“