Eintracht Frankfurt: „Sehr zufrieden, aber bei Weitem noch nicht da, wo wir hin wollen“
"Der Oktober war goldig für uns“, sagte Niko Kovac nach dem Unentschieden in Mainz am Freitagabend. Eintracht Frankfurt ist immerhin seit nunmehr fünf Pflichtspielen ungeschlagen, dementsprechend positiv fällt auch das Zwischenfazit des Trainers zum bisherigen Saisonverlauf aus. Ausruhen könne sich sein Team aber nicht, vor allem bei Heimspielen will Kovac künftig mehr rausholen.
Von Tobias Goldbrunner
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Bester Laune: Frankfurts Trainer Niko Kovac (rechts) und Mainz 05-Coach Sandro Schwarz. Foto: imago
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MAINZ - Die 90 Minuten zuvor waren enttäuschend. Von Kampf und Krampf geprägt. Die Stimmung bei den Trainern bestens. „Gratulation an Mainz, Gratulation aber auch an uns“, frohlockte Niko Kovac nach dem 1:1 seiner Frankfurter Eintracht bei Mainz 05. Woraufhin sein Gegenüber Sandro Schwarz sich schnell zu Wort meldete: „Ich will auch gratulieren.“ Beide herzten sich später noch mal innig. Verließen zufrieden die Arena. „Wir können mit dem Punkt leben. Vor dem Stuttgart-Spiel wollten wir eine Serie starten. Das ist uns gelungen. Der Oktober war goldig für uns“, meinte Kovac, dessen Auswahl seit nunmehr fünf Pflichtspielen ungeschlagen ist.
"Wir müssen weiter fleißig sein"
„Sehr zufrieden“ ist Kovac auch mit dem bisherigen Saisonverlauf. Nach zehn Spieltagen wollte er ein erstes Zwischenfazit ziehen. „Die Mannschaft findet sich langsam“, lobte der 46-Jährige. Und war „zuversichtlich, dass wir eine ruhige Saison spielen können“. Kovac betonte: „Ich sage können, nicht werden.“ Schließlich sei sein Team „bei Weitem noch nicht da, wo wir hin wollen. Wir müssen weiter fleißig sein, um die nötigen Punkte zu holen, um uns unten abzusetzen“. Vor allem zuhause will Kovac mehr rausholen: Elf ihrer 15 Punkte holten die Hessen in der Fremde.
Auch die spielerische Leistung in Mainz begeisterte den Kroaten nicht gerade. „Wir waren viel zu passiv im Ballbesitz“, monierte Kovac. „Hatten acht Torchancen – viel weniger als sonst.“ Der Chefcoach hofft, dass spätestens mit den Comebacks von Marco Fabian und Omar Mascarell in der Rückrunde mehr Klasse ins Offensivspiel kommt. Bis dahin müssen es andere richten. Am besten macht seine Sache derzeit einer, mit dem vor wenigen Wochen niemand gerechnet hatte: Marius Wolf. „Er hat eine richtig gute Entwicklung genommen“, freute sich Kovac. „Sein Beispiel zeigt: Arbeit zahlt sich aus. Wer an sich glaubt, wird auch erfolgreich sein. Und ich bin sogar davon überzeugt, dass er noch besser werden kann.“ Der 22-Jährige sei sich „nicht zu schade, auch mal nicht seine Lieblingsposition zu spielen. Er gibt immer Vollgas“. In der zweiten Halbzeit gegen die 05er habe Wolf „Slaloms gezeigt, bei denen selbst mir die Ohren geschlackert haben“, so Kovac.
LOB FÜR ZENTNERS BUNDESLIGA-DEBÜT
05-Torwart Robin Zentner hat reichlich Lob für sein Bundesliga-Debüt erhalten. „Top“, sagte der Mainzer Trainer Sandro Schwarz. „Robin hat Ruhe und Sicherheit ausgestrahlt, das war sehr gut.“ Schwarz habe „schon in der Vorbereitung gesehen, was Robin auf dem Schläger hat, deswegen gab es überhaupt keine Zweifel, ihm das zuzutrauen.“ Zentner, der am Samstag seinen 23. Geburtstag feierte, soll auch weiterhin die verletzte Nummer eins René Adler vertreten. Der Routinier fehlt nach einer Oberschenkel-OP mindestens drei Monate.
Der gebürtige Rüdesheimer Zentner, der 2006 von der Spvgg. Eltville zu den Rheinhessen kam, gab sich selbst bescheiden: „Meine Leistung fand ich in Ordnung. Ich hatte nicht groß die Möglichkeit, Fehler zu machen. Ich mache jetzt keine Luftsprünge, bin aber auch nicht tieftraurig.“
Hannover-Leihgabe Wolf hatte in der vergangenen Rückrunde gerade mal drei Liga-Partien absolviert. Auch zu Begin dieser Saison spielte er zunächst keine Rolle. Nun ist er gesetzt. Hat eindrucksvoll den Part des verletzten Rechtsverteidigers Timothy Chandler übernommen. In den jüngsten vier Begegnungen erzielte Wolf zwei Treffer selbst, zwei bereitete er vor. In Mainz klaute er Daniel Bronsinski den Ball, „zwang“ Stefan Bell zum Eigentor. Der gelernte Offensivspieler war stärkster Zweikämpfer der Eintracht (gewann 86,7 Prozent seiner Duelle), ließ allerdings auch Suat Serdar beim Ausgleich gewähren. SGE-Sportvorstand Fredi Bobic findet Wolf „fußballerisch schon richtig gut. Er muss nur noch etwas mehr auf die Rippen bekommen“. Der Youngster soll in jedem Fall am Main bleiben. „Ich bin mir sicher, dass wir die Kaufoption ziehen werden“, kündigte Kovac an.
Unklar ist derweil, wie schnell Makoto Hasebe wieder zur Verfügung steht. „Er hat latente Schmerzen im Knie“, erklärte Kovac. Hasebe droht also auch gegen Bremen am Freitag auszufallen. Kovac wäre glücklich, wenn der Japaner anschließend nicht die beiden Freundschaftsspiele seines Landes bestreiten müsste. Hasebe fehlt als Spielgestalter schmerzlich. Die Dreierkette um David Abraham, Simon Falette und Carlos Salcedo ließ zwar defensiv nichts zu, setzte aber auch keine Impulse – was diesmal aber auch auf Kevin-Prince Boateng und Marc Stendera zutraf. „Wir waren energieleer nach der Englischen Woche“, entschuldigte sich Torwart Lukas Hradecky.
Auch Schwarz, dessen Elf offensiv bis auf das Tor nicht viel zustande brachte, war froh, dass nach dem kraftraubenden Pokalspiel und dem „Abnutzungskampf“ gegen Frankfurt zwei Tage frei zum Durchschnaufen folgten. „Wir haben jetzt von den letzten vier Partien nur eine verloren, so können wir weitermachen“, warf 05-Profi Pablo de Blasis den Blick optimistisch nach vorne.