Eintracht Frankfurt-Trainer Kovac vor dem Pokalfinale: „Dortmund hat nur Stärken, kaum Schwächen“
Vor dem Duell mit Borussia Dortmund im Pokalfinale am Samstag in Berlin ist die Anspannung bei Eintracht-Coach Niko Kovac hoch. Für den 45-Jährigen wäre es der erste Triumph als Chefcoach. Nach gerade mal 14 Monaten im Amt. Und das ausgerechnet noch in seiner „Mutterstadt“. Sein Team sieht Kovac als Außenseiter, will aber trotzdem nach vorne spielen lassen und alles reinwerfen.
Von Tobias Goldbrunner
Stellv. Chefredakteur Inhalte
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FRANKFURT - Wenn es denn tatsächlich klappen sollte, ja wenn, dann würde Niko Kovac „ganz sachlich feiern. Ich würde mir schon das ein oder andere alkoholische Getränk gönnen. Mich wird aber niemand rumliegend oder entkleidet sehen“. Wenn, ja wenn seine Frankfurter Eintracht am Samstag gegen Borussia Dortmund zum fünften Mal in der Vereinshistorie den DFB-Pokal gewinnt. Für Kovac wäre es der erste Triumph als Chefcoach. Nach gerade mal 14 Monaten im Amt. Und das ausgerechnet noch in seiner „Mutterstadt“. So ruhig der Kroate feiern würde, so emotional wirkt er vor dem Duell.
„Es ist natürlich etwas ganz Besonderes für mich“, erklärt Kovac. „Es als Trainer in so kurzer Zeit ins Endspiel zu schaffen, das ist außergewöhnlich und macht mich sehr stolz.“ Im März hatte der 45-Jährige die Eintracht dem Abstieg nahe übernommen. In der Relegation gerettet. Und nun also der vorläufige Höhepunkt. Dort, wo Kovac zur Welt kam. Wo er aufwuchs. Und mit dem Fußballspielen begann. Allein für Hertha BSC spielte er acht Jahre. „Es werden viele Freunde und Verwandte kommen. Für alle konnte ich gar nicht Karten besorgen“, schildert Kovac, dessen Schwiegereltern noch in der Bundeshaupstadt leben.
„Auf dem Papier sind wir natürlich Außenseiter“
Er selbst gibt zu, dass es ihm schwer fällt, vor der Partie („Für manche unserer Jungs ist es das Spiel ihres Lebens.“) Ruhe zu finden. Abzuschalten. „Und doch“, betont der Kroate, der 2003 den Pokal als Profi mit Bayern München holte, „müssen wir den Fokus in die richtige Richtung lenken.“ Kovac erklärt: „Auf dem Papier sind wir natürlich Außenseiter. Dortmund ist fußballerisch viel besser als wir. Eigentlich haben sie nur Stärken, kaum Schwächen. Aber es ist nur ein Spiel. Und ich gehe zuversichtlich rein.“ Hinter verschlossenen Türen bereitet der Trainer seine Auswahl vor. Impft ihr ein, „dass wir auch nach vorne spielen müssen, wenn wir gewinnen wollen. Wenn wir uns verstecken, wird es schwierig. Wir haben oft genug bewiesen, dass wir ein ekliger Gegner sein können. Wenn wir unsere Tugenden reinwerfen, kann es bis zum Schluss ein Spiel auf Messers Schneide werden“.
Kennen sich bestens: SGE-Coach Niko Kovac (links) hat vor eineinhalb Jahren bei BVB-Trainer Thomas Tuchel hospitiert Foto: imago
( Foto: imago)
Gleichzeitig hat der Kroate höchsten Respekt vor seinem Gegenüber Thomas Tuchel, bei dem er im vorletzten Winter hospitiert hat: „Er ist fachlich eine Koryphäe. Ein absolutes Genie. Du weißt nie, wie er anfängt. Wie er umstellt. Und aufhört.“ Dass in diesen Tagen Unruhe beim BVB herrscht, Tuchel angeblich auf dem Sprung zu Bayer Leverkusen ist, lässt Kovac kalt. „Das ist kein Vorteil für uns“, hebt der 45-Jährige hervor. Und gibt im Zuge dessen ein klares Bekenntnis ab. Denn auch Kovac wurde als neuer Trainer bei der Werkself gehandelt. „Ich habe noch zwei Jahre Vertrag und bleibe definitiv in Frankfurt.“ Am liebsten natürlich als Pokalsieger. Dafür macht er in diesen Tagen „keine ausgefallenen Sachen“. Am Mittwoch und Donnerstag trainiert die Eintracht noch mal zu Hause, am Donnerstagabend geht es dann per Linienflug nach Berlin. Am Sonntag dann übrigens mit dem Charter zurück. Schließlich gibt es um 16.30 Uhr einen Empfang auf dem Römer – egal, wie das Spiel ausgeht.
BVB-STAR REUS GIBT SICH SIEGESGEWISS
Noch immer wartet Marco Reus auf seinen ersten Titel als Profifußballer. So groß wie am Samstag (20 Uhr/ARD) im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt war die Chance für den Mittelfeldstrategen von Borussia Dortmund noch nie. Zumal der BVB, der zum vierten Mal in Folge im Berliner Endspiel steht, als Favorit gegen den hessischen Liga-Konkurrenten antritt.
Entsprechend selbstbewusst wird der Tempodribbler, der nach der Verletzung von Kapitän Marcel Schmelzer am Samstag die Binde tragen wird, auf der Vereinshomepage zitiert: „Wir alle werden bereit sein. Wir wollen den Pott holen!“ Der erste Titel, er wäre für Reus gleichzeitig ein vorträgliches Geburtstagsgeschenk – der Westfale wird am 31. Mai 28 Jahre alt.
Eine Portion Extra-Motivation
20 Profis will Kovac mit an die Spree nehmen. 18 davon schaffen es dann in den Kader. Derzeit kann Kovac nämlich auf alle gesunden Akteure zurückgreifen. Einzig die Langzeitverletzten Omar Mascarell, Makoto Hasebe und Marc Stendera fehlen. Auch Alexander Meier und Jesus Vallejo seien nach ihren Comebacks „in guter Verfassung“, der spanische Innenverteidiger sogar ein Kandidat für die Startelf. Vor dem Anpfiff will Kovac seine Mannschaft „noch mit einer Portion Extra-Motivation versorgen“. In Form von Videos. Dabei will er auch die Rede von Ultra-Anführer Dino nach dem Leipzig-Spiel einbauen. „Auf unseren Support können wir uns auch in Berlin verlassen. Solche Fans haben höchstens drei, vier Vereine in der Liga.“