Kolumne von Eric Scherer: Kühlwetter rettet FCK im "Grottenkick"
Kritische Anmerkungen zum Pokalsieg des 1. FC Kaiserslautern auf Verbandsebene von Blogwart Eric Scherer.
Von Eric Scherer
Er beleuchtet das Geschehen rund um den Betzenberg: Eric Scherer. Foto/Grafik: Scherer/Wilinski
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KAISERSLAUTERN - Der 1. FC Kaiserslautern schließt eine in jeder Hinsicht unbefriedigende Spielzeit mit dem Gewinn des Verbandspokals ab, schlägt - wie berichtet - Wormatia Worms im Finale 2:1. Durch ein Elfmetertor von Christian Kühlwetter in der 90. Minute. Nein, es ist keine Überraschung, dass das Ergebnis so knapp ausfällt, und es ist auch keine Überraschung, dass der FCK nicht annähernd so viele Offensivaktionen zustande brachte wie beim 4:1 vor einer Woche zum Ligaabschluss gegen den SV Meppen – sogar Trainer Sascha Hildmann benutzte hinterher die Bezeichnung „Grottenkick“. Überraschend ist viel mehr, wie nah der künftige Oberligist an einem Triumph über den Drittligisten war.
Sechs Minuten vor Schluss wäre es ums Haar soweit gewesen. Sascha Korb zwirbelte einen Freistoß aus 20 Metern aufs FCK-Tor, der überragend reagierende Keeper Lennart Grill faustete den Ball an die Unterkante der Latte, von dort sprang er auf die Torlinie – und wohl eher nicht dahinter – und anschließend ins Feld zurück.
Von diesem erneuten Rückschlag hätten sich die Lautrer wohl kaum noch erholt. Und es muss gesagt werden: Außer den Wormatia-Anhängern hätte auch jeder neutrale Zuschauer im Stadion – sofern denn welche anwesend waren – den Wormsern diesen Erfolg gegönnt, der vielleicht eine Überraschung, aber noch nicht einmal eine Sensation gewesen wäre.
Dazu war schon vor dem Spiel zu absehbar gewesen, dass der FCK 2018/19 gegen diesen Gegner Mühe haben würde, und die ersten 84 Minuten der Partie hatten diese Befürchtung voll bestätigt.
Halbzeit eins aus FCK-Sicht: zum Vergessen. Da Sascha Hildmann seine Jungs von den Medien oft zu hart kritisiert sieht, überlassen wir die Manöverkritik ihm: „Die erste Halbzeit war schwach, viel zu viele Fehler, wir waren beim Gegenpressing viel zu weit weg von den Gegenspielern. So machst du den Gegner stark. Dann fangen wir das 0:1 durch einen Konter, gehen mit einem Pfeifkonzert in die Pause, da hieß es, ruhig bleiben.“
Wobei: Ganz so sehr auf Konter haben die Wormser gar nicht spielt, spätestens nach 25 Minuten trauten sie sich auch beherzt nach vorne, selbstbewusst geworden, nachdem sie ihren Gegner gut in den Griff bekommen hatten.
Wormatia-Trainer Steven Jones hatte sich den FCK in den vergangenen Wochen offenbar genau angeschaut, seine Elf gut eingestellt auf deren typischstes Stilmittel, die weiten, diagonalen Flankenwechsel. Sofern überhaupt einer dieser Bälle auf den Außenbahnspieler mal ankam, waren sofort zwei Gegenspieler bei ihm und nahmen ihm den Raum, den er für einen Flankenlauf benötigt hätte.
Lautern hatte ein paar halbgare Aktion nach Ballgewinnen im Mittelfeld. Eine Rechtsflanke von Dominik Schad segelte zu weit, eine Sternberg-Flanke von links flog wenigstens in die Nähe des köpfbereiten Timmy Thiele, Florian Pick drang mal gefährlich in den Wormser Strafraum ein – und damit hat sich’s auch schon.
Pech allerdings: Bereits in der 5. Minute hätte es nach einem Handspiel von Wormatia-Innenverteidiger Tom Scheffel Elfmeter für Lautern geben müssen, Schiedsrichter Nicolas Winter ließ jedoch weiterspielen. Das wäre vielleicht das berühmte frühe erste Tor gewesen, das die Köpfe frei macht.
So kam die Wormatia immer besser ins Spiel – und es war ihr Stürmer Koki Matsumoto, der in der 33. Minute den ersten geraden Torschuss fabrizierte. Grill hielt. Damit hatte sich das Unheil bereits angedeutet, das in der 40. Minute Realität wurde. Wormatia-Rechtsverteidiger Malte Maas durfte von der rechten Seite in die Mitte einen ganz weiten Weg gehen, halblinks auf den lauernden Luca Graciotti ablegen – und der vollstreckte.
1:0 für Worms. Die Sensation lag in der Luft. Sensation? Aber woher denn.
Der FCK in Hälfte zwei: energischer, auch zielstrebiger. Muss ja. Wirklich torgefährlicher? Nicht unbedingt.
Mit Julius Biada war ein spielstarker Mittelfeldspieler für Innenverteidiger Kevin Kraus gekommen, Carlo Sickinger dafür in die Viererkette zurechtgerückt, das verbesserte die Qualität des ersten Passes im Aufbauspiel. Aber Biada, der dem Vernehmen nach auf dem Absprung ist, statt des ebenso geeigneten Theo Bergmann, der beim FCK noch eine Zukunft hat? Das ist nicht unbedingt nachzuvollziehen, aber egal.
In der 59. Minute die erste wirklich gelungene Lautrer Offensivaktion. Christoph Hemlein ging im richtigen Moment endlich mal so tief, wie der Trainer sich das öfter wünscht, Schad passte ihm gut in den Raum, Hemlein zog den Ball von rechts nach innen, Kühlwetter lauerte in der Mitte und markierte den Ausgleich.
Also Kühlwetter mal wieder. Zwölf Treffer hat er bereits in der Liga markiert, dazu jetzt auch noch das rettende Tor im Verbandspokal. In der Halbzeit sei es auch der 23-jährige gewesen, der in der Kabine eine „Motivationsrede“ gehalten habe, erzählte Sascha Hildmann später.
Auch sein Auftreten auf dem Platz und seine Körpersprache zeigten: Diese so maue Saison hat dem 1. FC Kaiserslautern wenigstens einen Siegertypen geformt, der das Potenzial zur Führungsfigur hat. Solche fehlen dem Team so dringend.
Von daher wundert auch nicht, wer zum Elfmeter antrat, den Schiri Winter in der 90. Minute gab, nachdem Thiele beim Versuch, eine Freistoßflanke Florian Picks zu erreichen, geschubst wurde. Hart für Wormatia, aber vertretbar. Keeper Chris Keilmann ahnte die Ecke zwar, aber Kühlwetter schoss so satt, wie es halt nur jemand mit richtig viel Selbstvertrauen kann.
Wie es beim FCK in den kommenden Tagen weitergeht und warum dabei neue Unruhe droht, lesen Sie unter www.blogvierzwei.de