Kolumne von Eric Scherer: Spaßfußball gegen dumpfes Grollen
Auf dem Rasen Spaßfußball und ein emotionaler Abschied, dumpfes Grollen auf den Rängen und in den Katakomben: Der Saisonabschluss des 1. FC Kaiserslautern war ebenso turbulent, wie die restliche Saison. Eine Analyse von Blogwart Eric-Scherer.
Von Eric Scherer
Er beleuchtet das Geschehen rund um den Betzenberg: Eric Scherer. Foto/Grafik: Scherer/Wilinski
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KAISERSLAUTERN - Fußball kann wirklich Spaß machen, wenn ihn keiner mehr ernst nimmt. Nur: Wer nimmt ihn heutzutage noch nicht ernst? Die Elf des SV Meppen etwa – zumindest nicht in den ersten 45 Minuten ihres Saisonabschlussspiels gegen den 1. FC Kaiserslautern. Trainer Christian Neidhart erklärte diese hinterher sogar zum „Tag der offenen Tür“. Vier Treffer durften die Lautrer den Emsländern einschenken, am Ende hieß es 4:2. „So ein Sieg tut immer gut“, erklärte FCK-Trainer Sascha Hildmann mit Blick aufs Verbandsligapokalfinale am kommenden Samstag, in dem die Lautrer ihre Teilnahme am DFB-Pokalwettbewerb 2019/20 sichern müssen. Gegen den Regionalliga-Absteiger Wormatia Worms werde es aber ein ganz anderes Spiel. Davon ist in der Tat auszugehen.
Denn so leichtfertig wie die Meppener in der ersten Hälfte werden die Wormser den Lautrern sicher keine Torchance eröffnen. Vor allen vier Gegentreffern eröffneten sie ihren Gastgebern weite Räume zum Marschieren.
Wehmutstropfen: Die beiden Gegentreffer, die Kaiserslautern in der ersten Hälfte kassiert, fallen beide per Kopf nach Standardsituationen. Nein, da sind sie nicht gut gewesen in dieser Spielzeit, aber wie oft wollen wir das eigentlich noch schreiben. Und: FCK-Keeper Lennart Grill muss nach 30 Minuten Wolfgang Hesl weichen, Verdacht auf Nasenbeinbruch. Einsatz gegen Worms gefährdet? „Wegen eines Nasenbeinbruchs fällt ein Torhüter doch nicht aus“, erklärt Torwarttrainer Gerry Ehrmann hinterher kernig. Beruhigend zu wissen, aber: Gerry Ehrmann ist bekanntlich der härteste Typ unserer Tage, seine Maßstäbe müssen nicht für jeden gelten.
Kühlwetter, Pick, Thiele hätten das Ergebnis höher schrauben können, so dass es an das legendäre 7:6 des Jahres 1997 herangereicht hätte. Hat aber nicht sein sollen. Die Saison war halt lang. „Die letzten zehn Minuten bin ich nur noch auf Auto-Pilot gelaufen“, erklärt Kühlwetter hinterher. Der Stürmer verrät auch, weshalb die Mannschaft so vehement loslegen wollte: Der Trainer hatte angekündigt, Florian Dick in der 80. Minute einzuwechseln, wenn das Ergebnis es bis dahin zuließe. So kam er denn dann, der 34-Jährige, der zu Beginn der Saison aus Bielefeld zurückgeholt worden war, die Mannschaft eigentlich als Kapitän führen sollte, dann aber nur noch auf der Bank Platz nahm.
Herzlich begrüßt von seinen Mitspielern, unter dem Jubel der Massen, und als erste Aktion durfte er einen seiner gefürchteten weiten Einwürfe platzieren… 220 Spiele hat Flo Dick für den FCK bestritten, und die verteilen sich auf alle drei Ligen, somit er kündet gerade seine Vita ganz besonders vom Niedergang des Klubs.
Somit war’s eigentlich ein gelungener Ausstand aus einer insgesamt kaum erfreulichen Saison. Außerhalb des Platzes hallen allerdings nach wie vor die Ereignisse der vergangenen Wochen nach.
Seit Samstagabend lässt ein Statement des unlängst wegen Arbeitsüberlastung zurückgetretenen Vereinsvorstands Andreas Buck die sozialen Medien rumoren. Der Ex-Profi positioniert sich klar gegen die Entscheidung für den luxemburgischen Investor Flavio Becca, hält dessen Engagement auch längst nicht für so verbindlich gesichert, wie die Geschäftsleitung es darstellt und verzichtet nun auf die Position des künftigen „Markenbotschafters“, die ihm zugedacht war: „Ich wüsste gar nicht, welche Werte ich vermitteln sollte.“
Jetzt heißt es, erst einmal abzuwarten, wie sich der DFB zu den vom FCK eingereichten Lizenzierungsunterlagen äußert – und ob er eventuell auch Klärungsbedarf zu der Art und Weise anmeldet, wie diese Investorenentscheidung zustande gekommen ist. Erhält der FCK die Lizenz, darf sich die Geschäftsleitung fürs Erste als bestätigt ansehen – und wenigstens über den
„Wir sind der FCK“, stellte jedenfalls die Anhängerschaft der Westtribüne am Samstagnachmittag im Rahmen einer prächtigen Choreo klar – „egal, in welcher Liga, egal, mit welchen Sorgen: Gemeinsam für ein besseres Morgen.“ Schöner kann man es nicht sagen.