Das „Jahrtausendprojekt“ der Eintracht: Ein Sieg in München

aus Eintracht Frankfurt

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Verkörpert wie kein anderer die neue Eintracht: Keeper Kevin Trapp. Archivfoto: dpa

Zwanzig Jahre ist es her. Im November 2000 hat die Eintracht zuletzt in München gewonnen. Zum "schönsten Spiel des Jahres" reisen die Frankfurter ungeschlagen und mit viel...

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FRANKFURT. Adi Hütter hat in den letzten zwei Jahren mit der Frankfurter Eintracht schon einige negative Serien geknackt. Nur an einer hat auch er sich die Zähne ausgebissen. In München bei den Bayern war für die Eintracht nichts zu holen, nicht vor Hütter, nicht mit Hütter. Der letzte Sieg ist zwanzig Jahre her (2:1 im November 2000), das letzte Unentschieden dreizehn Jahre (0:0 im November 2007). Am Samstag geht es für die Frankfurter wieder einmal nach München zum Meister aller Klassen. Auf ihrer Homepage bezeichnet die Eintracht einen Sieg bei den Bayern historisch nicht ganz korrekt, der Schwere der Aufgabe aber angemessen, als ein "Jahrtausendprojekt“.

Die Eintracht kommt ungeschlagen in die Allianz-Arena. Aber was bedeutet das schon? „Von uns erwartet keiner was“, sagt Mittelfeldspieler Stefan Ilsanker. Das klingt nach einer realistischen Einschätzung. Andere haben da eine andere Meinung. „Wir können und müssen Selbstvertrauen haben und können damit auch in München punkten“, sagt Torwart Kevin Trapp, „wie im Pokalspiel letzte Saison, da haben wir die Bayern geärgert und es wäre noch viel mehr drin gewesen.“ Am Ende hatte die Eintracht „nur“ 1:2 verloren. Da gab es in den Jahren zuvor schon ganz andere herbe Pleiten.

Ausgerechnet der Torwart, der bei den Bayern so unter Beschuss stehen wird wie in kaum einem anderen Spiel, bezeichnet die Partie als „eines der schönsten Spiele im ganzen Jahr.“ Trapp drückt damit das gewachsene Selbstvertrauen der Mannschaft aus, aber auch seine eigene Herangehensweise. Seit seiner Rückkehr aus Paris im September 2018 wird der Nationalspieler nicht müde, die seiner Ansicht nach großen Möglichkeiten der Eintracht öffentlich zu vertreten. Trapp ist die Personifizierung der neuen Eintracht. Er will immer mehr, er will immer gewinnen, er setzt hohe Ziele. Genau darum ist er ja so wichtig für diese Mannschaft. Er liegt damit auch auf einer Linie mit seinem Trainer. Auch Adi Hütter will nicht in Trippelschrittchen vorankommen, sondern will große Sprünge machen. Torwart und Trainer könnten mit dieser Einstellung auch bei den Bayern unter Vertrag stehen.

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Frankfurt kommt ausgeruht nach München

Aber wie er realistisch sind die Chancen der Eintracht bei den Bayern am Samstag wirklich? Der Rückstand in der Tabelle beträgt nach vier Spieltagen nur einen einzigen Punkt. Aber das hat in der Frühphase der Saison so wenig Bedeutung wie der vierte Platz der Frankfurter und der zweite der Münchner. Wenn Eintracht-Manager Bruno Hübner davon spricht, „dass wir genau wissen, wo wir landen, wenn wir den Zwei-Punkte-Schnitt beibehalten“, nämlich in der Champions-League, ist das nicht mehr als eine nette Zahlenspielerei. Die Champions-League ist für die Eintracht meilenweit entfernt, dementsprechend auch der Champions-League-Sieger. Und doch ist es gerade die Champions-League, die der Eintracht ein klein wenig Hoffnung machen kann. Denn an diesem Mittwoch müssen die Bayern in der „Königsklasse“ noch gegen Atletico Madrid antreten, was bei der rustikalen Spielweise der Spanier nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Die Belastung der Münchner ist schon zu Beginn der Saison sehr hoch, die Eintracht-Profis können dagegen in dieser Woche „normal“ trainieren und sich auf das Auswärtsspiel bei der „besten Mannschaft der Welt“, wie Neuzugang Amin Younes gesagt hat, vorbereiten. Und sie können fast aus den Vollen schöpfen. Alleine Neuzugang Ragnar Ache und Filip Kostic werden noch fehlen. Kostic hat nach seiner Knieverletzung am Dienstag immerhin schon wieder das Lauftraining aufgenommen.

Ausgeruhter als die Bayern werden die Frankfurter also sein. „Man hat schon oft gesehen, dass vieles möglich ist, wenn man mit der richtigen Einstellung hinfährt und nicht schon vorher aufgibt“, sagt Trapp. Das ist zweifellos der richtige Ansatz. Dass keine Zuschauer in der Allianz-Arena zugelassen sind, könnte auch als Vorteil angesehen werden, schließlich hat der Heimvorteil in Corona-Zeiten seine Bedeutung komplett verloren. Am letzten Spieltag gab es nicht einen einzigen Heimsieg. Aber bei den Bayern kann man auch darauf nicht bauen. Seit es die Corona-Einschränkungen gibt, haben sie alle Heimspiele gewonnen.

Und so wird es am Samstag sein wie es immer ist. Nur an einem besonders schlechten Tag der Bayern könnten gute Frankfurter gewinnen. Kevin Trapp hat einen ganz besonderen Blick auf das Spiel. „Wir freuen uns darauf, weil wir uns mit den Besten messen können“, sagt er. Na denn…

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Von Peppi Schmitt