Eintracht: Die Hoffnung auf das Außergewöhnliche

aus Eintracht Frankfurt

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Verkörpert wie kein anderer die neue Eintracht: Keeper Kevin Trapp. Archivfoto: dpa

Zuhause ist Bayern München seit zwölf Spielen ungeschlagen - und zudem auf allen Positionen besser besetzt als die Eintracht. Chancenlos sind die Frankfurter aber nicht.

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FRANKFURT. Sie gewinnen und gewinnen und gewinnen – der FC Bayern München zeigt einfach keine Schwächen, zumindest nicht in Heimspielen. In der Münchner Allianz-Arena sind die Bayern saisonübergreifend zwölf Spiele ungeschlagen, bei elf Siegen und einem einzigen Unentschieden, einem Torverhältnis von 45:10. Dabei hat es auch keine Rolle gespielt, ob Zuschauern im Stadion sind oder keine.

Die geradezu unheimliche Heimstärke bekam nun auch Atletico Madrid in der Champions-League zu spüren. Einer der vermeintlich defensivstärksten Mannschaften, eine „Rabaukentruppe“, wie Thomas Müller respektvoll feststellte, schenkten die Münchner vier Gegentore ein. Und dabei hat der, der sonst immer trifft, Europas Fußballer des Jahres Robert Lewandowski, nicht einmal getroffen.

Eintracht hat seit 20 Jahren nicht mehr in München gewonnen

Und nun kommt die Frankfurter Eintracht nach München. Jener Klub, der seit zwanzig Jahren dort nicht mehr gewonnen hat. Zur Erinnerung: Beim letzten Sieg wurde noch im Olympiastadion gespielt und Jan-Aage Fjörtoft war der „Held“ im Adler-Trikot.

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Dass die Frankfurter trotzdem optimistische Töne anschlagen (Torwart Kevin Trapp: „Es ist definitiv machbar, dort was zu holen“), ist durchaus lobenswert und entspringt einem gesunden Selbstvertrauen. Aber ist es auch realistisch? Geht man die einzelnen Positionen Spieler für Spieler durch, sind die Münchner auf allen elf und darüber hinaus den ersten vierzehn oder fünfzehn besser besetzt. Selbst die Stars der Eintracht, allesamt auch Nationalspieler, hätten im Bayern-Team noch größere Stars vor sich und bekämen wohl wenig bis gar keine Spielanteile beim Rekordmeister. Ob das nun Nationaltorwart Trapp im Vergleich mit dem weltbesten Torhüter Manuel Neuer betrifft, den zweitbesten Torjäger der letzten Monate, André Silva, verglichen mit Lewandowski oder Spielmacher Daichi Kamada gegenüber dem seit Monaten in Länderspielform auftretenden Thomas Müller. So könnte man alle Positionen durchgehen und käme immer zur gleichen Bewertung: Die Münchner sind überall noch ein bisschen besser.

Frankfurter sind aber nicht chancenlos

Ist die Eintracht also chancenlos? Das nicht, denn das Schöne am Fußball ist ja, dass es ab und zu außergewöhnliche Umstände gibt. In bester Erinnerung ist noch der 5:1-Erfolg der Frankfurter in der Vorrunde der letzten Saison, als Bayerns Jerome Boateng früh vom Platz flog und die Eintracht sich danach in einen Rausch spielte. Oder, noch schöner, der Pokalsieg 2018. Doch oft passiert das nicht. In München ist es in diesem Jahrtausend überhaupt noch nicht passiert. Zehnmal hat die Eintracht hintereinander bei den Bayern in der Bundesliga verloren, 6:34 Tore stehen zu Buche.

Normalerweise grübeln die Trainer der Mannschaften vor jedem Bundesligaspieltag, wie sie am Wochenende Spiele gewinnen können. Bei Aufeinandertreffen mit den Bayern stehen sie aber alle zwei Wochen auch vor der Frage, wie sie Schadensbegrenzung betreiben können. Das ist keine schöne Aussicht, aber eine realistische. Und es gilt auch für den Frankfurter Trainer Adi Hütter. Auch er hat in der Vergangenheit schon versucht, Spiele über die Abwehr zu gewinnen, gemeint ist über eine defensive Aufstellung, nur mit einem Stürmer, mit drei defensiven Mittelfeldspielern und einer Dreier-Abwehrkette, die im Bedarfsfall zur Fünferkette wird. Das ist bei der Eintracht schon gegen andere Gegner schief gegangen.

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Hütter wird es gegen diese Bayern taktisch sicher so nicht angehen. Vielmehr wird er bevorzugen, die kleine Chance zu nutzen, die sich vielleicht doch bietet. Mit Eigeninitiative, mit frühem Attackieren der Münchner, in der vagen Hoffnung, den Bayern könnte das Europacupspiel gegen Atletico noch ein wenig in den Beinen stecken. Die Erkenntnis, dass die Münchner, wenn überhaupt, in der Abwehr verwundbar sind, ist ja nicht neu. Die TSG Hoffenheim bei ihrem 4:1-Sieg und Hertha BSC bei einer 3:4-Niederlage haben davon profitiert. Also wird die Eintracht versuchen konzentriert zu verteidigen, aber auch konzentriert anzugreifen. Nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Auch wenn dies das Risiko birgt, eine Klatsche zu bekommen. Im Schnitt haben die Frankfurter in den letzten zehn Ligaspielen (Torverhältnis: 6:34) in München 3,4 Gegentore pro Spiel geschluckt.

„Wir müssen auch unsere Chance suchen“, fordert Kevin Trapp dennoch auch im ganz eigenen Interesse. So schön es für einen Torwart auch ist, viele Bälle aufs Tor zu kriegen, so wichtig ist es auch, ab und zu mal für Entlastung zu sorgen.

Hilfreich ist für die Eintracht, dass bis auf Filip Kostic voraussichtlich alle Stammspieler die Reise nach München mit antreten können. Auch Kapitän David Abraham, der am Mittwoch das Training vorzeitig abgebrochen hatte, konnte am Donnerstag schon wieder mitmachen.

Von Peppi Schmitt