Eintracht Frankfurt hat noch keine Klarheit, ob die Partien gegen Basel und Mönchengladbach Geisterspiele werden. In der Euro League könnte die Hütter-Elf sogar vom doppelten...
FRANKFURT. Europaweit wurden am Dienstag immer mehr Sportveranstaltungen, darunter auch viele Fußballspiele, wegen der Ausbreitung der Coronaviruserkrankung und entsprechenden Empfehlungen der Gesundheitsminister der verschiedenen Regierungen abgesagt. So hatte sich das hessische Ministerium für Soziales und Integration am Mittwoch der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angeschlossen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern abzusagen.
In Frankfurt aber wird dennoch mit Publikum gespielt. Zumindest das Europa-League-Heimspiel der Eintracht gegen den FC Basel (Donnerstag, 18.55 Uhr) wird nach Informationen mehrerer Medien wie geplant stattfinden. Darauf haben sich das städtische Gesundheitsamt, das hessische Gesundheitsministerium und der Verein verständigt, wie die FAZ erfahren haben will. Allerdings wird es für die Zuschauer Auflagen geben. Auf einer Pressekonferenz wollen Stefan Majer (Gesundheitsdezernent der Stadt Frankfurt), Prof. Dr. Dr. René Gottschalk (Leiter des Gesundheitsamtes) und Axel Hellmann (Vorstand der Eintracht) am Mittwochmorgen informieren welcher Art diese Auflagen sein werden. Noch nicht entschieden ist, ob auch das Bundesligaspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach mit Zuschauern stattfinden wird.
Immer mit genügend Abstand
Die Mannschaft hat sich unabhängig von den Irrungen und Wirrungen um die Spiele sportlich auf das Achtelfinal-Hinspiel gegen Basel vorbereitet. Die Corona-Epidemie war zwar Thema in der Kabine wie überall im ganzen Land, aber die Trainingsarbeit habe sie nicht beeinflusst. Man sei von den Ärzten über Vorbeugemaßnahmen „gut informiert“, hatte Trainer Adi Hütter gesagt. Die hygienischen Zustände rund um das Trainingsgelände Arena sind gut. Die Kabinen wurden erst im vergangenen Sommer von Grund auf saniert. Mit der Öffentlichkeit sind die Spieler in den letzten Tagen außer im privaten Bereich nicht in Kontakt gekommen, alle Trainingseinheiten wurden ohne Zuschauer absolviert, auch ohne Medienvertreter.
Eine Einschränkung für die berichtenden Medienvertreter ist schon jetzt sicher: Auf die normal übliche und vom europäischen Verband UEFA sonst vorgeschriebene „Mixed-Zone“, also die Räumlichkeiten für die Interviews nach dem Spiel, wird verzichtet. Das hat die UEFA im Vorfeld für alle Europa-League-Spiele bekanntgegeben. Die Eintracht selbst hat in den letzten Tagen wegen der Ausnahmesituation auf Medienkontakte verzichtet und weist auf ihre offiziellen Pressekonferenzen hin, die sowohl am Mittwoch im Vorfeld als auch am Donnerstag nach dem Spiel stattfinden werden. Der Trainer sitzt dabei auf der Bühne des Presseraumes mit genügend Abstand zu den Journalisten. In den Pressearbeitsräumen der Frankfurter Arena hat es schon bei den letzten Begegnungen an den Ausgängen Desinfektionsmittel-Spender gegeben.
Doppeltes Heimrecht für die Eintracht?
Die sportlichen Einschätzungen fallen in Anbetracht der Umstände ziemlich schwer. Die Eintracht geht gegen den Schweizer Rekordmeister, der in diesem Monat noch kein Pflichtspiel absolviert hat, sicher nicht als Außenseiter in die Spiele. Zumal dann nicht, wenn auch die zweite Partie in Frankfurt stattfinden sollte. Dies ist im Gespräch, da die Baseler Kantonspolizei das Rückspiel (19.März) in Basel bereits untersagt hat. „Derzeit befinden sich die Klubs und die UEFA in engem Austausch bezüglich der Austragung des Rückspiels. Nach der Spielabsage in Basel werden verschiedene Optionen, mit dem Ziel einer schnellen und für alle Parteien sinnvollen Entscheidung, geprüft“, sagt Eintracht-Medienchef Jan Martin Strasheim, „auch Frankfurt kommt dabei als Austragungsort in Betracht.“ Das doppelte Heimrecht wäre sicher ein Vorteil für die Eintracht. Für Basel sei dies aber „das kleinere Übel“, glaubt Frankfurts Präsident Peter Fischer, zwei Spiele in Frankfurt seien „allemal besser als überhaupt nicht zu spielen.“
Der Frankfurter Trainer kann personell am Donnerstag (fast) aus den Vollen schöpfen. Und er wird ziemlich sicher einige Änderungen gegenüber der 0:4-Pleite von Leverkusen vornehmen. Mit David Abraham, Danny da Costa, Timothy Chandler und Mijat Gacinovic könnten gleich vier frische Spieler in die Anfangsformation kommen. Zum ersten Mal im Aufgebot könnte Lucas Torró stehen. Verletzt ausfallen werden lediglich die Langzeitverletzten Marco Russ nach einer Achillessehnen-OP, Gelson Fernandes nach einer Hüft-OP und Bas Dost nach Adduktorenschmeruzen. Auch dieses Trio ist allerdings auf einem guten Weg zurück. Russ steigert seit einigen Wochen das Lauftraining, Fernandes macht große Fortschritte in der Reha und bei Dost bahnt sich eine schnellere Rückkehr an als noch vor ein paar Tagen befürchtet. „Bas kann vielleicht im Rückspiel gegen Basel eingreifen", sagte Trainer Hütter in einem Interview mit dem Schweizer „Blick“. Dost hat in der Rückrunde erst drei Spiele bestritten und wird sehnlichst zurückerwartet.
Von Peppi Schmitt