
Bei Eintracht Frankfurt steigt die Hoffnung, dass Randal Kolo Muani bei den Hessen bleibt. Unterdessen versucht ein anderer Spieler, seinen Wechsel nach Frankfurt zu erzwingen.
Frankfurt. Ob Jens-Petter Hauge der „Gewinner der Vorbereitung“ bei der Frankfurter Eintracht ist, sei mal dahingestellt. So manch Sternchen, dem dieses Prädikat in erster Linie von den Medien zugeschrieben wurde, ist in den vergangenen Jahren schnell wieder verglüht. Doch dass Hauge ganz persönlich gewonnen hat in den letzten Wochen, ist nicht zu bestreiten. Er hat an Selbstvertrauen gewonnen, an Ansehen bei den Mitspielern und im neuen Trainerteam, auch an Statur, wenn man alleine die äußeren Veränderungen durch die Gewichtsabnahme von acht Kilogramm berücksichtigt. Kurzum: Der 23 Jahre alte norwegische Nationalspieler, nach zwei enttäuschenden Jahren von vielen schon abgeschrieben, hat sich zurück ins Blickfeld gespielt und kann ab sofort wieder als eine echte Alternative gelten. „Vom Engagement ist das top, was er anbietet“, lobte Trainer Dino Toppmöller nach dem Testspiel gegen Vitesse Arnheim (1:1), „er hat heute ein schönes Tor gemacht, das er auch selbst eingeleitet hat und dann in die Box durchläuft und Torgefahr entwickelt. Das war sehr gut“.
Hauges Selbstfindungsprozess im Sommer mit persönlichem Trainer und der Entwicklung des Ehrgeizes, es allen, die ihn schon abgeschrieben haben, zu zeigen, hat ihm und damit auch der Eintracht geholfen. „Manchmal helfen schwierige Zeiten, um zu erkennen, worauf es wirklich ankommt“, sagt er und beschreibt, was er von sich selbst erwartet: „Ich will auf dem Platz überzeugen und das auf einem hohen Level.“ Er ist auf einem guten Weg und wirkt glücklich mit der neuen Situation. „Es war einfach toll, wieder von Beginn an zu spielen, es hat richtig Spaß gemacht“, sagt er, „ich arbeite sehr viel.“ Der Sportvorstand fühlt sich in seiner Einschätzung bestätigt. „Er hat verstanden“, sagt Markus Krösche. Noch freilich ist nicht alles im grünen Bereich. „Er kann noch einen Tick mehr Verantwortungsbewusstsein in Ballbesitz zeigen, um weniger Ballverluste zu haben“, sagt der Trainer, „aber das gilt nicht nur für ihn, sondern für alle unsere Offensivspieler, um so zu mehr Torchancen zu kommen“. Insgesamt zehn Millionen Euro an Leihgebühr und Ablöse haben die Frankfurter an den AC Mailand in den letzten beiden Jahren für Hauge gezahlt, womöglich wird sich das viel Geld doch noch amortisieren.
Bei der Chancenverwertung ist noch Luft nach oben
Hauge war einer von vier Angreifern, die Toppmöller im ersten ernsthaften Test eingesetzt hat. Vor der Pause spielte er neben Randal Kolo Muani. Nach dem Wechsel durften sich die Neuzugänge Omar Marmoush und Jessic Ngankam zeigen. Sie erledigten die Aufgabe mit viel Dynamik und Frische. Die „Zweitbesetzung“ zeigte eine vielversprechende Leistung. Mit einem Manko: Sie trafen trotz guter Chancen das Tor nicht. Auch Jesper Lindström, hinter den Spitzen über die linke Seite eingesetzt, versemmelte die eine oder andere Gelegenheit ziemlich leichtfertig. „An der Chancenverwertung müssen wir noch feilen“, sagte Toppmöller, „eigentlich hätten wir mit einem 3:0 oder 4.0 heimfahren müssen.“ Aber es wurde nur ein 1:1. Denn die Holländer kamen durch einen direkt verwandelten Freistoß von Maxi Wittek zum Ausgleich.
Es war im Grunde der einzige Schuss in Richtung Frankfurter Tor. Unhaltbar für Kevin Trapp rauschte der Ball ins Eck. In einem Freundschaftsspiel hat es Toppmöller nicht weiter gestört. „Wir haben nichts zugelassen, ich bin sehr zufrieden“, sagte er. Im Trainingslager in Windischgarsten, das mit dem Spiel gegen Arnheim sBeiein schnelles Ende gefunden hat, hatte er das Hauptaugenmerk in den wenigen Übungseinheiten auf die Abwehrarbeit gelegt. Das Ergebnis der Bemühungen habe „schon ganz gut ausgesehen“, sagte Toppmöller, bevor er die Spieler in ein freies Wochenende entlassen hat.
Doch trotz der guten Ansätze ist gerade über die Defensive noch nicht wirklich viel zu sagen. Denn das Fehlen von Robin Koch (Adduktorenzerrung), der ja als Chef der Dreierkette vorgesehen ist, hat die Planungen durcheinandergewirbelt. Der Neue aus Leeds soll in dieser Woche wieder ins Training einsteigen und möglichst am nächsten Samstag bei der Saison-Eröffnung und Saison-Generalprobe gegen Nottingham Forest spielen können. Vertreten wurde er von Makoto Hasebe. Und das gewohnt zuverlässig und gut. „Er ist topfit, da gibt es bei mir auch kein Jung und Alt“, sagte der Eintracht-Coach über den 39 Jahre alten Japaner, „Hase ist ein intelligenter Spieler, ein Evergreen.“ An dessen Seite Tuta und Willian Pacho spielten. Beide mit guten Aktionen, aber auch dem einen oder anderen Fehler. Neuzugang Pacho, ein Baum von einem Kerl, hat sich gut eingefügt. Ob er schon reif für die Bundesliga ist, wird sich zeigen. Toppmöller: „Er hat einen sehr sicheren Eindruck gemacht und ist auf einem guten Weg. Aber er kann sich auch noch verbessern“. Ein paar Fragezeichen bleiben auch wegen des Tempos des Ecuadorianers.
Bleibt Kolo Muani in Frankfurt?
Dass es rund um die neue Eintracht-Mannschaft weitere Fragezeichen gibt, liegt zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung in der Natur der Sache. Große Anlaufschwierigkeiten hat Dina Junior Ebimbe. Der junge Franzose wirkte in den gesamten Tagen von Österreich hektisch, auch nervös, auf der Suche nach der Form. Auf der Suche nach einer Position ist Kristijan Jakic. Es wird schwer sein für den kroatischen Nationalspieler einen Platz im Team zu finden, selbst wenn Djibril Sow wie erwartet in den nächsten Tagen den Klub Richtung Sevilla oder Rom verlässt. Im Mittelfeld ist es trotzdem eng, am ehesten in der Abwehrkette könnte Jakic gebraucht werden. Aber das ist nun mal nicht seinen Lieblingsarbeitsplatz. Bleibt Toppmöller bei der Aufstellung mit zwei Spitzen, und vor allem, bleibt auch Kolo Muani bei der Eintracht, dann können sich die talentierten Youngsters wie Hugo Larsson und vor allem Paxten Aaronson, weiter in Ruhe entwickeln.
Der neue Trainer ist mit dem aktuellen Kader „sehr zufrieden“ und könnte gut damit leben, wenn es keine weiteren Veränderungen gibt. Doch das wird nicht so sein. Neben Sow wird auch Rafael Borré den Klub noch verlassen. Bei Muani und Lindström bleiben es bis zum Ende der Transferperiode Geduldsspiele. Die Hoffnungen der Eintracht auf ein Verbleiben von Torjäger Muani sind aber weiter gestiegen. Mit Manchester United, die den Dänen Rasmus Höjlund von Atalanta Bergamo verpflichtet haben, ist ein weiterer Interessent aus dem Rennen. Und auf der anderen Seite, jener der Zugänge, könnte mit Niels Nkounkou noch ein Verteidiger hinzukommen. Der junge Franzose bemüht sich nach Kräften, seinen Abgang vom Zweitligisten AS St. Etienne zu provozieren. „Ich bin mit der Eintracht einig“, sagt er, „und wenn ich ihnen jeden Tag sagen muss, dass ich gehen will, werde ich das tun. Einen Spieler gegen seinen Willen zu behalten, ist meiner Meinung nach nicht die richtige Lösung.“ Sechs Millionen Euro Ablöse hat die Eintracht geboten, bislang hat St. Etienne konsequent abgelehnt.