Ausgelassen, wenn auch einem ungewohnten Ort, bejubelte Trainer Sandro Schwarz den Kopfball-Treffer von Emil Berggreen für den FSV Mainz zum 2:2-Endstand bei RB Leipzig. Nicht...
LEIPZIG. Dass er inmitten von Leipziger Fans saß, war Sandro Schwarz in diesem Moment egal. Als Emil Berggreen für den FSV Mainz 05 in der 87. Minute das Tor zum 2:2-Endstand köpfte und dem Fußball-Bundesligisten damit einen Punkt beim Spitzenteam RB Leipzig sicherte, gingen mit dem Trainer die Emotionen durch. Wenige Minuten, nachdem er von Schiedsrichter Patrick Ittrich aus dem Innenraum verwiesen worden war, jubelte Schwarz so ausgelassen, dass er nach dem Spiel sagte: „Ich muss mich bei der netten Frau neben mir entschuldigen, weil ich sie nach dem 2:2 aus der Emotion heraus auf die Stirn geküsst habe.“ Und seine eigene Ehefrau vergaß er in diesem Moment auch nicht. „Ich entschuldige mich auch bei ihr. Sie muss sich keine Gedanken machen“, betonte er grinsend.
Die Szene zeigt, wie befreiend dieser Treffer und dieser Punktgewinn für die 05er war. Trotz einer guten Leistung gegen die individuell so stark besetzten Leipziger standen sie vor der dritten Niederlage in Folge. „Es war wichtig zu spüren, dass gute Leistungen belohnt werden“, erklärte Schwarz nach einer Begegnung, die wieder jede Menge Gesprächsstoff bot.
Die 05er fanden gut in die Partie und hatten durch den neu in die Startelf gerückten Stürmer Robin Quaison die erste Chance. Nach 20 Minuten entwickelte Leipzig eine Druckphase, die in das herrlich herausgespielte 1:0 von Kevin Kampl (29.) mündete. Quaison glich aus (39.), Timo Werner brachte RB mit einem von Leon Balogun an Diego Demme verwirkten Foulelfmeter wieder in Führung (45.+3). Und nachdem Schwarz in der 74. Minute auf die Tribüne musste, „weil ich ein, zweimal die Leistung des Schiedsrichters etwas lautstark kritisiert habe“, wie der Coach erzählte, sah er von der Tribüne aus, dass die Leipziger nach einem Eckball Berggreen aus den Augen ließen und der Däne dies zum 2:2 nutzte. „Es war ein hochverdienter Punkt für uns“, sagte Schwarz.
Sehr konzentrierte Defensivleistung
Schließlich setzte seine Mannschaft die Vorgabe seines Trainers um, defensiv gut organisiert zu stehen. Der Coach, der unter anderem auf Yoshinori Muto (Rückenprobleme), Kenan Kodro (Muskelverhärtung) und Levin Öztunali (Zerrung) verzichten musste, hatte dafür auf ein 5-3-2-System gesetzt und sah, wie seine Spieler gegen die pfeilschnellen Leipziger Offensivkräfte sehr konzentriert agierten und sich gegenseitig immer wieder halfen. Mit zunehmender Spieldauer stellte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl dann vier Tage nach dem Champions-League-Spiel gegen Besiktas Istanbul eine „größer werdende Müdigkeit bei seinen Spielern fest“ und fand schließlich auch, dass der Punkt für die Mainzer „nicht unverdient war“.
Gleichwohl war Hasenhüttl der Meinung, dass seine Elf in der Nachspielzeit nach einer Aktion von Jean-Philippe Gbamin gegen Timo Werner noch einen Foulelfmeter verdient gehabt hätte. Und spätestens da sind wir wieder beim beherrschenden Thema dieser Bundesliga-Saison, das auch die Partie in Leipzig prägte: dem Video-Beweis.
Vor dem 05-Treffer zum 1:1 entschied Ittrich nach Rücksprache mit der Zentrale in Köln auf Freistoß für Mainz vor der Strafraumgrenze. Wobei Hasenhüttl anzweifelte, ob er diese Entscheidung überhaupt treffen durfte, weil der Video-Schiedsrichter doch nur bei Tor, Elfmeterszenen und Platzverweisen eingreifen dürfe. Die Elfmeterszene, die zum 2:1 führte, überprüfte Ittrich auch, beließ es diesmal bei seiner Entscheidung. In der Nachspielzeit verzichtete der Referee dann darauf, sich die Szene von Gbamin noch einmal anzuschauen. Sonst hätte er vielleicht tatsächlich noch einmal auf Strafstoß entschieden. So aber blieb es beim 2:2 und bei zufriedenen Mainzer Gesichtern angesichts des ersten Punktgewinns seit drei Spielen.