Halbfinale! Frankfurt siegt über Barcelona

aus Eintracht Frankfurt

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Eintracht Frankfurts Filip Kostic jubelt nach dem dritten SGE-Tor gegen Barcelona. Foto: dpa/ Arne Dedert

Die Frankfurter zeigen im Rückspiel im Camp Nou eine bärenstarke Leistung und stehen nach dem 3:2-Sieg jetzt im Halbfinale der Europa League.

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BARCELONA/FRANKFURT. Die Sensation ist perfekt. Eintracht Frankfurt steht nach einem verdienten 3:2 (2:0)-Erfolg beim großen FC Barcelona im Halbfinale der Europa League. Überragender Mann bei den Hessen war Außenbahnflitzer Filip Kostic. Im Halbfinale wartet nun der Londoner Verein West Ham United. Das Hinspiel findet in zwei Wochen (28.4.) in London statt, das Rückspiel am 5. Mai in Frankfurt. Aber der Reihe nach. Eintracht-Trainer Oliver Glasner nahm zum großen Rückspiel im Camp Nou die erwarteten Umstellungen vor. Mittelfeldspieler Djibril Sow wurde wegen seiner Knieverletzung nicht rechtzeitig fit, für ihn rückte Sebastian Rode in die Zentrale. Almamy Touré ersetzte den gelb-rot gesperrten Tuta in der Abwehr.

Vor dem Spiel schworen sich die Hessen in einem Spielerkreis ein, was sie ansonsten nicht tun. Da die Aufgabe aber nicht nur auf dem Papier schwer genug erschien, waren letzte Worte von Keeper Kevin Trapp und Co. vielleicht nötig.

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Das Spiel startete mit einer mutigen Eintracht und einem echten Paukenschlag. Barca-Verteidiger Eric Garcia riss Offensivmann Jesper Lindström nach einer Flanke praktisch mit dem ersten Angriff der Hessen im Strafraum um, Schiedsrichter Artur Soares Dias (Portugal) blieb keine andere Wahl – Elfmeter für die SGE. Filip Kostic nahm sich sofort den Ball und verwandelte sicher ins rechte Eck (4.). Der perfekte Start für die Hessen, deren Fans das Camp Nou in ein Tollhaus verwandelten.

Barca tut sich schwer

Drei Minuten später verpasste die Eintracht durch einen schlecht gespielten Pass von Stürmer Rafael Borré eine große Konterchance, im Gegenzug köpfte der Ex-Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang knapp über das Tor (9.). Schon in der Anfangsphase entwickelte sich eine schnelle, gute Partie – den ersten echten Wirkungstreffer hatten allerdings die Frankfurter mit dem Kostic-Tor gesetzt.

Die Gastgeber übernahmen fortan die Spielkontrolle, taten sich gegen stabil stehende Frankfurter aber schwer. Trapp musste sich bei einem Kopfball von Verteidiger Araujo (18.) lang machen, ansonsten initiierte der trickreiche Offensivmann Ousmane Dembélé nahezu alle Angriffe der „Blaugranas“. Die Eintracht wurde in dieser Phase ordentlich in die eigene Hälfte gedrückt, da half bei dem einen oder anderen Angriff der Spanier auch das Glück. Doch die Abwehr um Martin Hinteregger stand in den meisten Situationen sicher. Ab der 30. Minute bissen sich die Hessen förmlich ins Spiel und dann kam der große Auftritt von Stürmer Borré. Der Kolumbianer schnappte sich die Kugel nach einem starken Ballgewinn von Rode, lief und lief und lief auf das Tor von Marc-André ter Stegen zu, fasste sich ein Herz und haute den Ball aus 22 Meter wuchtig ins Tor (36.) – ein toller Treffer zu einem perfekten Zeitpunkt.

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Dieser zeigte Wirkung. Barcelona wirkte geschockt, die Frankfurter kamen mehr und mehr auf. Erst hielt ter Stegen einen Schuss gegen Jakic (40.), dann vernaschte Knauff Barca-Verteidiger Jordi Alba, schoss allerdings dann freistehend über das Tor (44.) – in dieser Szene wäre vielleicht noch mehr drin gewesen. Trotzdem verdiente sich die Eintracht in dieser Phase die Halbzeitführung von 2:0.

Protest der Barcelona-Fans

Der zweite Durchgang begann mit einer Überraschung auf den Rängen: Der Fanblock des FC Barcelona blieb leer. Die Fans der Katalanen hatten offenbar genug gesehen und gaben ihre Mannschaft auf. Sowas sieht man auch nicht alle Tage. Spätestens jetzt hörte man nur noch den Frankfurter Anhang im weiten Rund des Camp Nou. Doch nach zehn Minuten im zweiten Durchgang kamen sie wieder in den Block geströmt. Ihre Mannschaft dominierte bis hierhin die zweite Halbzeit und hätte durch Aubameyang in der 47. Minute den Anschlusstreffer erzielen müssen. Eintracht-Torwart Kevin Trapp hielt acht Minuten später seinen Kasten mit einer Glanzparade sauber, als erneut Aubameyang ein Tor auf dem Fuß hatte.

Doch auch die Eintracht spielte weiterhin munter mit nach vorne. Lindström hätte nach einem feinen Anspiel von Daichi Kamada auf 3:0 erhöhen können, wenn nicht sogar müssen (58.). Die Szene auf der anderen Seite unmittelbar vor diesem Eintracht-Konter sorgte kurz drauf für Verwirrung. Der Schiedsrichter bekam das Signal aufs Ohr, dass Borré im eigenen Strafraum den Ball mit der Hand gespielt haben könnte. Der Unparteiische schaute sich die Szene mehrmals in der Review-Area an, entschied sich dann aber gegen einen Strafstoß (61.).

Und dann schlug erneut die große Stunde des Filip Kostic. Nach einem Einwurf von Knauff legte Kamada den Ball in den Lauf des Serben, der im Anschluss das tat, was er am besten kann: mit links, von links das Spielgerät im langen Eck versenken. Der Eintracht-Wahnsinn ging weiter. „Oh wie ist das schön“ hallte es durchs Stadion. So etwas hat das Camp Nou wohl wirklich lange nicht gesehen. Und ging da vielleicht sogar noch mehr für die Hessen? Borré segelte in der 74. Minute haarscharf an einer Flanke von Knauff vorbei. Wäre der Kolumbianer ein Stückchen größer gewachsen, hätte es wohl 4:0 aus Sicht der Frankfurter gestanden. Drei Minuten später (78.) kam Kamada aus zwanzig Metern zum Schuss. Der Ball flog nur Zentimeter am rechten Pfosten vorbei.

Trainer Glasner nahm mit einem Doppelwechsel in der 80. Minute ein wenig den Fuß vom Gas. Lindström und Rode durften sich vom Anhang feiern lassen. Für sie kamen Ajdin Hrsutic und Jens Petter Hauge in eine heiße Schlussphase. Denn Barca kam doch nochmal ran - vermeintlich. Sergio Busquets hatte den Ball in der 84. Minute über die Linie gestochert. Die Frankfurter Hintermannschaft protestierte direkt energisch und wollte eine Abseitsstellung erkannt haben. Der VAR schaute sich die Szene genau an und entschied zugunsten der Eintracht. Eine Zentimeterentscheidung.

Barca verkürzt kurz vor Schluss

Deutlich kein Abseits war dann der Anschlusstreffer von Busquets in der 90. Minute zum 1:3, kurz darauf zeigte der Vierte Offizielle Fabio Verissimo neun Minuten Nachspielzeit ein. Heißt: die Frankfurter hatten eine noch lange Leidenszeit zu überstehen. Es lief die 9. Minute der Nachspielzeit als es nochmals einen Elfmeter gab. Diesmal für Barcelona. Evan Nidcka hatte Luuk de Jong zu Fall gebracht. Da der Franzose schon Gelb gesehen hatte, hatte diese Aktion nicht nur einen Strafstoß, sondern auch die Gelb-Rote-Karte für den Innenverteidiger zur Folge. Memphis Depay trat zum Elfmeter an, Trapp war dran, konnte den Treffer aber nicht verhindern. Barca verkürzte auf 2:3, was allerdings nicht mehr als eine Randnotiz war, denn der verwandelte Elfmeter war die letzte Aktion des Spiels. Um 22:58 Uhr war es vollbracht: Der Schiedsrichter pfiff die Partie ab, Camp Nou verwandelte sich in ein Tollhaus in Frankfurter Hand. Im Halbfinale der Europa League treffen die Hessen in zwei Wochen auf den Londoner Club West Ham United.

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