Dem Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 macht bei der Niederlage gegen Borussia Dortmund vor allem fehlende Qualität im Abschluss zu schaffen. Trainer Sandro Schwarz vermisst...
MAINZ. Der Redebedarf war groß. Nach der Niederlage gegen den FC Augsburg vor zehn Tagen musste ein Gespräch her. Die Spieler des FSV Mainz 05 trafen sich in der Kabine. Nur die Mannschaft, ohne Trainer. „Ein super Gespräch, alle haben sich beteiligt“, sagte Daniel Brosinski, Außenverteidiger beim Fußball-Bundesligisten. Jeder habe mal sein Herz ausgeschüttet. Dabei war es vor allem um die Einstellung gegangen. Die bezeichnete Brosinski bei der Niederlage gegen Augsburg als „Frechheit“, bei der Niederlage gegen Freiburg sprach der 29-Jährige sogar von Arbeitsverweigerung. Klare Worte des derzeitigen Kapitäns.
„Es ist wichtig, dass man intern die Dinge bespricht, die innerhalb einer Truppe zu laufen haben“, fand auch 05-Trainer Sandro Schwarz. Der bemängelte nach der 0:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund am Dienstagabend nicht die Einstellung seiner Spieler. Der 05-Trainer sah das Problem vor allem an einer Stelle: vor dem gegnerischen Tor. Abschlüsse hatten die Mainzer gehabt, sei es durch Suat Serdar, Daniel Brosinski oder Abdou Diallo. Wobei bereits die Aufzählung dieser drei Namen eines der Probleme verdeutlicht: Von den etatmäßigen Stürmern Robin Quaison und Emil Berggreen ging gegen den BVB keine Torgefahr aus. Berggreen, der sein Startelfdebüt feierte, ackerte, lief und machte die Bälle fest, doch er selbst kam nur einmal zum Abschluss. Sturmpartner Quaison, gegen Leipzig noch als Torschütze erfolgreich, tauchte gegen Dortmund weitestgehend unter.
Im Offensivspiel noch Luft nach oben
So kam von der Offensivabteilung zu wenig, um gegen Dortmund etwas zu holen. Natürlich war auch etwas Pech dabei, etwa beim Lattenschuss von Suat Serdar in der sechsten Minute. „An guten Tagen gehen die Dinger rein“, haderte Schwarz, der auch an den Pfostentreffer von Danny Latza in der Partie gegen den FC Augsburg erinnerte. Der 05-Trainer gab aber auch zu, dass im Offensivspiel noch Luft nach oben besteht. „Es gibt Aktionen, die wir zielstrebiger zu Ende spielen könnten. Diese Aufgabe begleitet und schon länger“, sagte Schwarz. Dem 39-Jährigen fehlte nicht nur die Zielstrebigkeit, sondern vor allem die Ruhe im Abschluss. Beispiel Daniel Brosinski: Der hatte aus vollem Lauf frei vor Roman Bürki übers Tor geschossen (70.). Mit einem Tick mehr Gelassenheit wäre an dieser Stelle durchaus mehr drin gewesen. „Die letzten 30 Meter sind das schwierigste im Fußball, und dann noch die Ruhe im Abschluss zu haben“, sagte Schwarz. Die Mainzer seien nicht die einzigen, die dieses Problem hätten. Auch andere Mannschaften aus den unteren Tabellenregionen würden sich da schwer tun.
Bei den 05ern liegt die fehlende Torgefahr auch am Weg in den Strafraum. 25 bis 30 Pässe „in die Box“ pro Spiel, sei der Rahmen, in dem sich seine Mannschaft bewege, erklärte Schwarz. Und fügte hinzu: „Diese Anzahl können wir erhöhen.“ Denn natürlich brauchen die Stürmer auch Bälle, die sie verwerten können.
Keine Rechenspiele, keine Diskussionen
Trotz der Brisanz, unter der das Spiel gegen Werder Bremen am kommenden Samstag steht, will Schwarz sich nicht auf irgendwelche Rechenspiele einlassen. Auch nicht auf Diskussionen, welchen Druck der Tabellenplatz der Mainzer auf ihn ausübe. „Wir haben jeden Tag Druck, das fängt morgens an, wenn wir aufs Klo gehen“, sagte der 39-Jährige. „Wir dürfen nicht so tun, als wäre das eine große Überraschung, dass wir uns in solchen Tabellenregionen befinden.“ Der 05-Trainer ist überzeugt davon, dass sich aus tabellarischen Prognosen keine Motivation ziehen lässt. In seinen Ansprachen will er deshalb auch nicht auf die Tabelle verweisen. „Wenn ich da sage, wir wollen nicht im Keller stehen, gucken mich die Spieler an und sagen: Trainer, die Tabelle können wir auch selbst lesen.“
Um die Gefilde, über die Schwarz nicht sprechen will, zu verlassen, sind Tore nötig. Fraglich ist jedoch, wer die gegen Bremen schießen soll. Ob Emil Berggreen nach den 90 Minuten gegen Dortmund noch Kraft hat, bleibt ebenso abzuwarten, wie der Genesungsfortschritt von Yoshinori Muto.