Krise bei Mainz 05: Kaluza will Weg für Neuwahlen freimachen

aus Mainz 05

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Johannes Kaluza. Archivfoto: Kopp  Foto:

Johannes Kaluza hat auf die Ereignisse der vergangenen Tage reagiert und schließt Neuwahlen in naher Zukunft nicht aus. „Ich stehe bereit, den Weg zu Neuwahlen zu...

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MAINZ. Johannes Kaluza hat auf die Ereignisse der vergangenen Tage reagiert und schließt Neuwahlen in naher Zukunft nicht aus. „Ich stehe bereit, den Weg zu Neuwahlen zu ermöglichen und werde entsprechende Gespräche aufnehmen. Damit gewinnt der Verein Zeit, die Ereignisse der vergangenen Tage aufzuarbeiten“, ließ der 63-Jährige über den Verein mitteilen. Auf Nachfrage dieser Zeitung erläuterte Kaluza: „Es ist wichtig, jetzt nicht in Hektik zu verfallen und die Dinge in Ruhe aufzuarbeiten, um dann auf einer Faktenlage zu entscheiden.“ Was das im Einzelnen bedeutet, ist noch nicht klar.

Damit spricht der Vereinsvorsitzende des 1. FSV Mainz 05 nicht seinen Rücktritt aus, macht aber deutlich, dass er eine zeitnahe Lösung anstrebt. Wie auch immer die aussehen mag. „Neuwahlen können auch ein Vorgang sein, nach dem alle wissen, woran sie sind.“ Ob er noch einmal antreten werde, wollte Kaluza noch nicht beantworten, sondern verwies auf die Gespräche in den entsprechenden Gremien in den nächsten Tagen.

Zerrüttetes Verhältnis zwischen Kaluza und Geschäftsführern

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Zuvor hatte das ohnehin schon zerrüttete Verhältnis zwischen Kaluza und den vier Geschäftsführern und Sportvorstand Rouven Schröder demnach bei einem Krisengespräch Ende der vergangenen Woche einen neuen Tiefpunkt erlangt. Dort sprach die Vereinsführung dem 63-Jährigen nicht nur die Führungskompetenz ab, sondern legten ihm auch einen Rücktritt nahe, da eine weitere Zusammenarbeit nicht möglich sei. Dann eskalierte es. Kaluza drohte den Anwesenden nach Informationen dieser Zeitung mit Konsequenzen ohne dies näher zu benennen. Im Nachgang der Runde bat Schröder Kaluza zu einem persönlichen Gespräch nach der Partie gegen den 1. FC Köln. Dort versetzte Kaluza den Sportvorstand jedoch mit Verweis, auf dem Herzball der Stiftung Mainzer Herz zu sein.

Nach diesem offensichtlichen - und nun auch öffentlichen - Bruch mit Kaluza scheinen die Tage des Vorsitzenden bei Mainz 05 gezählt. Wobei anzumerken ist: Feuern kann ihn niemand. Der von den Mitgliedern vor nicht einmal fünf Monaten gewählte Kaluza müsste entweder selbst zurücktreten oder auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit einer Drei-Viertel-Mehrheit abgewählt werden. Hinter vorgehaltener Hand wird sogar schon darüber spekuliert, dass Mitglieder sich zusammenschließen, um die notwendigen Stimmen für eine Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zusammenzubekommen. Somit nimmt das Theater um Kaluza weiter kein Ende. Erst in dieser Woche hatte der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung die monatliche Aufwandsentschädigung für den Ehrenamtler auf 3000 Euro festgelegt - mit dem Zusatz, dass Kaluza aufgrund seiner ehrenamtlichen und zwingend unentgeltlichen Tätigkeit kein Verdienstausfall zustehe. Diesen hatte der Vorsitzende aber auf der Mitgliederversammlung Ende Oktober gefordert - und damit eines seiner zentralen Wahlversprechen gebrochen. Denn in seinem Wahlkampf hatte Kaluza unter anderem für sich damit geworben, mit diesem Amt keine finanziellen Interessen zu verbinden. Kaluza hatte die Festlegung der Aufwandsentschädigung auf 3000 Euro akzeptiert. Dennoch hat sich der 63-Jährige in Fankreisen mit seinen Forderungen fast jeglichen Kredit verspielt.

Ein Grundproblem in der Zusammenarbeit zwischen ihm und dem restlichen Verein bleibt jedoch seine Art. In 05-Kreisen wird Kaluza immer wieder als beratungsresistent beschrieben. Eine ernsthafte und verbindliche Zusammenarbeit sei nur schwer möglich, heißt es. Nachhaltig stößt der Vereinsführung noch immer auf, dass Kaluza Mainz 05 immer wieder als "arm, aber sexy" bezeichnet hat. Erstmals im Interview mit dieser Zeitung, später unter anderem mehrmals auf der Mitgliederversammlung. Dass Kaluza intern keine Ratschläge annimmt und oftmals auf eigene Faust handelt, sorgt intern immer wieder für Irritationen. Unter anderem deshalb kam es zwischen den Geschäftsführern, Vorstandskollege Rouven Schröder und eben Kaluza zu einem Krisengespräch - mit einer ganz bitteren Nachricht für den 05-Vorsitzenden.