Machtkampf bei Mainz 05: Alle gegen Johannes Kaluza

aus Mainz 05

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Hat anscheinend nicht mehr allzu viele Freunde beim 1. FSV Mainz 05. Foto. Sascha Kopp

Die Fronten sind verhärtet und die Gräben werden immer tiefer: Mittlerweile scheint der gesamte Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitzenden Johannes Kaluza abzulehnen. Und nun...

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MAINZ. Die Fronten innerhalb des Fußball-Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 verhärten sich. Konkret gesagt: Die Fronten zwischen Johannes Kaluza und dem Rest des Vereins verhärten sich. Nachdem der Vorstandsvorsitzende unter der Woche mal wieder per Alleingang in verschiedenen Medien für Irritationen gesorgt hat, ist der 63-Jährige innerhalb des Klubs mittlerweile komplett isoliert. Die vier Geschäftsführer Christopher Blümlein, Dag Heydecker, Tobias Sparwasser und Michael Kammerer hatten Kaluza bekanntlich schon vor zwei Wochen einen Rücktritt nahe gelegt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Kaluza und der operativen Ebene komplett zerstört ist. Eine Zusammenarbeit scheint nicht mehr möglich. So tief sind die Gräben.

Wie tief der Graben zwischen Kaluza und seinem Vorstandskollegen Rouven Schröder ist, wurde in den vergangenen Tagen deutlich. In „SWR“ und „Kicker“ sprach Kaluza davon, erst dann zurücktreten zu wollen, wenn „der Machtkampf zwischen Vorstand und Aufsichtsrat“ geklärt sei. Dass Kaluza damit für sich und Schröder gesprochen hat, fand der Sportvorstand überhaupt nicht lustig und forderte Kaluza auf, seine Aussage zu korrigieren. Im „Kicker“ steht deshalb mittlerweile: „Ich trete dann zurück, wenn der Machtkampf zwischen Aufsichtsrat und dem Vorstandsvorsitzenden und die Geldfragen geklärt sind.“ Schröder ist von den ständigen Alleingängen des Ehrenamtlers nicht nur genervt, sondern distanziert sich nun von ihm.

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Sven Hieronymus meldet sich zu Wort

Auch im Aufsichtsrat schlägt dem Vereinsvorsitzenden deutliche Kritik entgegen. In einem Interview mit der „Bild“ sagte Kaluza: „Man hat ja auf der Mitgliederversammlung gesehen, dass es eine Auseinandersetzung zwischen mir und dem Aufsichtsrat gab. Man ist sich gegenseitig auf die Füße getreten.“ Weil viele das immer wieder auf einen Machtkampf zwischen Aufsichtsratschef Detlev Höhne und Kaluza zuspitzen, meldet sich gegenüber dieser Zeitung nun Sven Hieronymus zu Wort. „Ich möchte einmal klarstellen, es hat nie einen Machtkampf zwischen Aufsichtsrat und Hans Kaluza, und auch nicht zwischen unserem Vorsitzenden und damit Sprecher Detlev Höhne und dem Vorsitzenden gegeben“, sagt das Mitglied des Aufsichtsrates.

Zu Beginn seiner Tätigkeit habe das Kontrollgremium die Geschäftsstelle kennenlernen wollen, „und anschließend mussten wir hören, dass Hans Kaluza das in der Geschäftsstelle als Beginn eines Machtkampfes bezeichnet hat, das kann ich gar nicht verstehen“. In Bezug auf die Mitgliederversammlung sagt Hieronymus: „Hans Kaluza behauptet, auf der letzten Mitgliederversammlung hätte man gesehen, dass es eine Auseinandersetzung zwischen Aufsichtsrat und ihm gibt. Er hat seine Vorstellung zur Vergütung vorgetragen und Dr. Engelbert Günster hat mit knappen Worten gesagt, dass dies rechtlich nicht möglich sei. Und das soll ein Machtkampf gewesen sein?“

Und dann wird Hieronymus noch deutlicher – und widerlegt Kaluza, der mittlerweile immer wieder betont, die Diskussionen um seine Aufwandsentschädigung nicht aus eigenem finanziellen Interesse, sondern zum Wohl des Amtes zu führen. „Kaluza hat ganz konkrete finanzielle Forderungen an den Aufsichtsrat gestellt, dafür gibt es genügend Zeugen“, sagt Hieronymus. „Jetzt sollen das nur allgemeine rechtliche Betrachtungen gewesen sein?“

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Aufsichtsrat geschlossen gegen den Vorsitzenden

Auch der von Kaluza geäußerte Vorwurf, der Aufsichtsrat berate nicht nur, sondern greife in das Geschäft ein, missfällt Hieronymus. „Ja es stimmt, wir haben auch ungefragt dem Vorsitzenden in unserer Sitzung Ratschläge erteilt“, sagt Hieronymus. „So haben wir zum Beispiel alle dringend empfohlen, unseren Verein nicht mehr als arm aber sexy zu bezeichnen. Bei 110 Millionen Umsatz und zehn Millionen Euro Gewinn vor Steuern ist der Verein wohl kaum arm.“

Der Aufsichtsrat ist nach Informationen dieser Zeitung geschlossen gegen den Vorsitzenden. Kaluza selbst hat mittlerweile zwar eingeräumt, zu gegebener Zeit zurücktreten zu wollen, äußert sich aber weiter nicht, ob er bei Neuwahlen noch einmal antreten würde. Angesichts dieser Gräben eine kaum vorstellbare Option.