Mainz 05-Vorsitzender Kaluza: Keine Entlohnung fürs Ehrenamt...

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Der Vorstandsvorsitzende von Mainz 05: Johannes Kaluza. Foto: Sascha Kopp

Vor seine Wahl zum Mainz 05-Vorsitzenden sprach Johannes Kaluza noch davon, das Ehrenamt "ohne finanzielle Interessen" anzustreben, wollte keine Entlohnung. Rund vier Monate...

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MAINZ. Bei der Informationsveranstaltung Mitte Juni hatte Johannes Kaluza zur Vorstellung seiner Person sogar eigene Flyer mitgebracht. Wie seine Mitbewerber um das Amt des Vereins- und Vorstandsvorsitzenden des 1. FSV Mainz 05, präsentierte auch Kaluza damals in der Opel Arena seine Ansätze und Ideen. Eine Kernbotschaft, mit der er sogar auf jenen Flyern warb, bestand darin, dieses Ehrenamt „ohne finanzielle Interessen“ anzustreben. Auch im Gespräch mit dieser Zeitung vor der Mitgliederversammlung am 25. Juni erklärte Kaluza: „Ich bin finanziell unabhängig, übergebe in diesen Tagen an meinen Nachfolger im Unternehmen.“

Gemeint war die Geschäftsführung des Essigherstellers Speyer & Grund. Selbst bei der Antrittsrede kurz nach seiner Wahl wiederholte Kaluza, dessen Kernthema unter anderem der Kampf gegen den Kommerz im Fußball ist, für sein Ehrenamt keine Entlohnung zu fordern. Das war einmal.

Auch Aufsichtsrat tut sich mit Kaluzas Vorstellungen schwer

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Rund vier Monate später hört sich das ganz anders an. Auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Montag befasste sich der 63-Jährige in einem großen Teil seiner Rede mit seinen Vorstellungen einer Entlohnung. Konkret brachte der Ehrenamtler einen Dienstwagen, Erstattung der Spesen und einen Verdienstausfall ins Spiel. Vor allem die Forderung eines Verdienstausfalls ist spannend, nannte Kaluza als eine seiner Qualifikationen für das Amt doch die Tatsache, durch die Übergabe seines Unternehmens eben nicht mehr im Berufsleben zu stehen und dadurch die notwendige Zeit zu haben. Bedeutet aber auch, ihm fehlt der berufliche Verdienst für einen Verdienstausfall.

Bei den Mitgliedern kamen seine Vorstellungen überhaupt nicht gut an. Gerade als Nachfolger von Harald Strutz, der aufgrund der Honorierung seines Ehrenamtes enorm unter Druck geraten war und schließlich auf eine weitere Kandidatur verzichtet hatte. Aber auch der Aufsichtsrat tut sich mit Kaluzas Vorstellungen enorm schwer. Nicht nur, dass das Kontrollgremium bei der Mitgliederversammlung auch rund vier Monate nach der Wahl keine Einigung im Hinblick auf Kaluzas Entschädigung verkündete, schlug Aufsichtsratsvize Engelbert Günster direkt auch ein paar verbale Pflöcke ein und verwies auf die Satzung. „Dort steht: Es kann eine pauschale Aufwandsentschädigung gezahlt werden“, führte Günster aus. „Daran halten wir uns. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine einvernehmliche Lösung finden werden.“

Keine Stärkung für seine Position

Wenn das nicht der Fall sein sollte, ist der Aufsichtsrat durch die Satzung legitimiert, eine Aufwandsentschädigung festzulegen – ob Kaluza deren Höhe passt oder nicht. Sicher ist, dass das Kontrollgremium die Entschädigung für das Ehrenamt verhältnismäßig niedrig ansetzen wird. Es dürfte auf eine Summe im vierstelligen Bereich hinauslaufen. Zum Vergleich: Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt, erhält eine Entschädigung von 8.000 Euro brutto im Monat.

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Kaluza wies in seiner Rede zwar auch darauf hin, dass ein Gehalt von einer Million Euro und mehr für hauptamtliche Vereinsbosse in der Bundesliga nicht unüblich sei, allerdings ist Kaluza eben ein Ehrenamtler. So sieht es die Satzung vor – auch wenn genau das mittlerweile von vielen Leuten als entscheidender Konstruktionsfehler angesehen wird. Das ist aber erst einmal nicht mehr zu ändern. Und so tragen Kaluzas Sinneswandel und seine finanziellen Forderungen nicht gerade zur Stärkung seiner Position bei. Im Gegenteil.