Der formstarke Japaner hat sich im Champions-League-Spiel gegen Tottenham eine schwerwiegendere Knieverletzung zugezogen. Diese Verteidigung könnte Trainer Glasner nun...
FRANKFURT. Die schlechte Nachricht kam am Freitag um die Mittagszeit. Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt muss in den kommenden Wochen auf Altmeister Makoto Hasebe verzichten. Der Defensivmann hat sich in der Champions-League-Partie bei Tottenham Hotspur eine Innenbandverletzung im Knie zugezogen, wie die Hessen mitteilten.
Ein herber Verlust für die SGE
Hasebe musste Mitte der zweiten Halbzeit ausgewechselt werden und wird nun wohl bis zur WM-Pause ausfallen. Ein herber Verlust für die Frankfurter, denn der 38-Jährige war zuletzt in bestechender Form und gab der Abwehrkette eine Menge Stabilität.
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Im Hinspiel gegen Tottenham (0:0) vor rund einer Woche zeigte der Japaner eine Weltklasse-Leistung und nahm Superstar Harry Kane aus dem Spiel. Für die Eintracht ist das nicht nur ein weiterer Ausfall auf einer langen Liste, es ist so etwas wie der Super-Gau für die abwehrende Abteilung. Alternativen gibt es kaum noch, so leistungsstarke wie Hasebe schon gar nicht. „Die personelle Situation hat sich verschärft“, sagt Trainer Oliver Glasner fast noch untertreibend, „es gibt nicht mehr viele Rochaden, die wir machen können“.
Die Abwehr der Eintracht geht am Stock, so viel steht fest. Nun rächt sich, dass ein Abgang wie Martin Hinteregger nicht ersetzt und nach frühzeitigen Verletzungen der beiden neuen Spieler Aurelio Buta und Jerome Onguéné nicht nachgebessert wurde. Buta kann frühestens im neuen Jahr spielen. Onguéné steht zwar wieder im Training, ist aber noch nicht bereit für Spiele. Das Gleiche gilt für Almamy Touré. „Zu früh“, sagt der Trainer. Beide Spieler sind für die Champions-League auch gar nicht gemeldet. Ansgar Knauff fehlt weiter mit einer Muskelverletzung. Und Luca Pellegrini plagt sich mit einer nicht näher definierten Schulterverletzung. „Es ist nichts kaputt, aber die Schmerzen sind zu groß“, sagt Glasner.
Glasner hat nur noch 17 Feldspieler zur Verfügung
Als ob das alles nicht schon genug wäre, befindet sich Tuta in einer tiefen Schaffenskrise. Der Brasilianer kann zwar gegen Leverkusen spielen, ist aber für das nächste internationale Spiel gegen Marseille gesperrt. Glasner ganz tapfer: „Wir dürfen nicht abhängig sein vom 38jährigen Hasebe. Wir müssen uns der Herausforderung stellen“. Glasner stehen nur noch 17 Feldspieler zur Verfügung.
Und so bastelt der Frankfurter Trainer zunächst an einer Formation, die gegen Leverkusen bestehen kann. Hrvoje Smolcic ist ein Kandidat für die letzte Reihe. Der Kroate hatte in Tottenham durchaus verheißungsvoll für ein paar Minuten ausgeholfen. Kristijan Jakic, wegen der großen Not gerade erst vom Mittelfeldspieler zum Außenverteidiger umfunktioniert, kann sich womöglich schon wieder auf eine neue Rolle einstellen. „Ihnen brauchen wir jetzt vielleicht in der Mitte“, sagt der Trainer. Wenn er ein Loch stopft, reißt er ein anderes auf. „Es hilft ja nichts, wir müssen das Beste draus machen“, sagt Glasner fast schon trotzig. Das Vertrauen in seine Spieler ist dabei groß. „Ich bin sicher, dass jeder sein eigenes Ego zurückstellen und seine beste Leistung abrufen wird, auch wenn er auf einer Position spielen muss, die er nicht gewohnt ist“, sagt er.
Die Vorbereitung der Spieler auf eine neue Position muss in erster Linie in der Theorie vor dem Bildschirm stattfinden. Trainiert wurde vor dem Spiel gegen Leverkusen nur ein einziges Mal, am Freitagmorgen. Dabei hat der Trainer nach der Rückkehr aus London einen durchweg guten Eindruck von seinen Spielern bekommen. „Ich habe das Gefühl, dass der Tank wieder voll ist“, sagt er fast schon mit Galgenhumor, „wenn nicht müssen wir halt an die Zapfsäule, um vollzutanken.“
Glasner warnt: "Kein anderes Team hat so viel Tempo wie Bayer"
Mit Bayer Leverkusen kommt ein Gegner, der unter der Woche beim 0:3 gegen Porto in der Champions-League arg gebeutelt worden ist und den eigenen Ansprüchen in der Liga meilenweit hinterherhechelt. Der neue Trainer Xavi Alonso hat ein schweres Erbe von Gerardo Seoane übernommen. Die Eintracht will sich vom Tabellenplatz der „Werkself“ (15.) nicht blenden lassen. „Sie haben einen absoluten Top-Kader“, warnt der Trainer, „kein anderes Team hat so viel Tempo wie Bayer.“ Vor allem in der Offensive bieten die Leverkusener mit Jeremie Frimpong, Moussa Diaby und Callum Hudson-Odoi drei wahre Sprinter auf. Schnell rennen können die Frankfurter Stürmer freilich auch, allen voran Jesper Lindström und Kolo Muani, aber auch die beiden Neulinge Junior Ebimbe und Faride Alidou.
Erstaunlich: In den letzten neun Begegnungen der beiden Klubs hat jeweils die Heimmannschaft gewonnen, viermal die Eintracht, fünfmal Bayer. Zuletzt siegte die Eintracht im Dezember letzten Jahres in der eigenen Arena mit 5:2. Ex-Eintracht-Keeper und Bayer-Kapitän Lukas Hradecky fährt dementsprechend mit gemischten Gefühlen an die alte Arbeitsstätte. „Es wird wirklich Zeit, dass wir den Fluch beenden und in Frankfurt mal was holen“, sagt der finnische Nationalspieler, „wir wollen so schnell wie möglich da unten raus.“
Und die Eintracht will erst gar nicht unten rein. Der Trainer erwartet ein „ganz, ganz schwieriges Spiel“, ist aber zuversichtlich. „Die Jungs machen einen wirklich guten Eindruck, sie sind bereit“, sagt er, „wir wollen zurück auf die Siegerstraße.“
Eintracht: Trapp – Tuta, Smolcic, Ndicka – Jakic, Sow, Kamada, Lenz – Lindström, Götze – Muani.- Bank: Ramaj, Chandler, Rode, Ebimbe, Alidou, Wenig, Alario, Borré
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