Irgendwie haben Johannes Kaluza und der 1. FSV Mainz 05 zu keinem Zeitpunkt zusammengefunden. In den nicht einmal sechs Monaten Amtszeit hat sich der 63-Jährige an vielen...
MAINZ. Irgendwie haben Johannes Kaluza und der 1. FSV Mainz 05 zu keinem Zeitpunkt zusammengefunden. In den nicht einmal sechs Monaten Amtszeit hat sich der 63-Jährige an vielen Fronten abgekämpft. Die Chronologie des Scheiterns eines Quereinsteigers.
25. Juni: Als Nobody setzt sich der Geschäftsführer eines Essig-Herstellers mit 498 Stimmen im entscheidenden Wahlgang auf der Mitgliederversammlung in der Halle 45 gegen Jürgen Doetz (458 Stimmen) durch. Schon damals machten Gerüchte die Runde, Kaluza habe sich die Stimmen der Ultras, die seinen Sieg lautstark bejubelten, mit nicht näher bekannten Zugeständnissen gesichert.
27. Juni: In seinem ersten AZ-Interview betont Kaluza, den Ultras nichts versprochen zu haben. Er erbittet 100 Tage Zeit, um sich einzuarbeiten.
14. August: Im „Kicker“ spricht Kaluza unter anderem über den SV Wehen Wiesbaden und gibt dem Drittligisten einen Sponsor-Tipp. „Der SV Putin Wiesbaden würde Champions League spielen.“ Großes Kopfschütteln. Es war nicht das erste Mal, dass Kaluza mit unüberlegten Aussagen für Schlagzeilen gesorgt hat.
27. September: Während sich Kaluza und Vorstandskollege Rouven Schröder für die Variante aussprechen, die maximal noch zwei offenen Stellen im Vorstand mit den beiden aktuellen Geschäftsführern Dag Heydecker und Christopher Blümlein zu besetzen, geht der Aufsichtsrat seinen eigenen Weg und beschließt, lediglich einen dritten Vorstand zu berufen. Das ohnehin schon belastete Verhältnis zwischen Aufsichtsrat und Kaluza wird zunehmend schlechter. Es geht vor allem um Positionskämpfe innerhalb der neuen und noch nicht trennscharfen Satzung.
30. Oktober: Mit seinem äußerst unglücklichen Auftritt auf der Mitgliederversammlung läutet Kaluza selbst den Anfang vom Ende ein. Mit seiner Forderung nach einem Verdienstausfall bringt er sich unter Druck. Nun zweifeln auch die Ultras an ihrer Entscheidung für Kaluza.
14. November: Nach zwei Wochen voller Diskussionen rund um Kaluzas Forderungen und vermeintlich gebrochenen Wahlversprechen legt der Aufsichtsrat die Aufwandsentschädigung für den ehrenamtlichen Vorstandsvorsitzenden des 1. FSV Mainz 05 auf 3000 Euro im Monat fest. Eine deutliche Ansage Richtung Kaluza.
19. November: Der „Kicker“ berichtet, dass die vier Geschäftsführer und Sportvorstand Rouven Schröder Kaluza einen Rücktritt nahe gelegt haben. Das Vertrauen sei total zerstört. Daraufhin veröffentlicht der Vereinsvorsitzende eine Erklärung, dass er den Weg für Neuwahlen frei machen will. Ein sofortiger Rücktritt war das aber (noch) nicht.
28. November: Der Aufsichtsrat terminiert eine außerordentliche Mitgliederversammlung für den 11. Januar. Dort soll über die Satzung und die Neuwahl diskutiert werden.
1. Dezember: Kaluza thematisiert einen Machtkampf zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Schröder distanziert sich von Kaluza und fordert ihn auf festzuhalten, dass es sich um einen Machtkampf zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsrat handelt. Spätestens jetzt ist Kaluza innerhalb des Vereins komplett isoliert.
2. Dezember: Im Internet taucht ein Video auf, in dem Kaluza mit einem 05-Trikot Werbung für seine Essig-Firma macht. Ein weiterer peinlicher Auftritt.
5. Dezember: Es kursiert eine vermeintliche Pressemitteilung, die ein offizielles Abschiedsspiel zwischen Mainz 05 und einer Essig-Auswahl zum Abschied von Kaluza verkündet. Es wird immer grotesker
6. Dezember: Johannes Kaluza erklärt seinen sofortigen Rücktritt.