Mit dem Fußball fast verheiratet

Die angenehmsten Pflichten eines Fußball-Klassenleiters: Klaus Kuhn überreicht nach der Saison 2009/10 die Meisterurkunde an die Zweite Mannschaft seines Heimatvereins TSG Pfeddersheim. Archivfoto: pa/Uhrig

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt erinnern sich Weggefährten an die Zeit mit Fußball-Klassenleiter Klaus Kuhn

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WORMS. Sein Weggefährte seit nahezu den ersten Tagen, Hansi Lieb, bringt es auf den Punkt, wenn er von Klaus Kuhn redet: „Irgendwo ist er mit dem Fußball verheiratet. Und so lange wie alleine sein Funktionärsleben schon andauert, kann man da mit Fug und Recht von einer Goldenen Hochzeit reden.“ Und dabei bezieht sich Lieb bewusst nur auf die Laufbahn abseits des Platzes, die der Pfeddersheimer schon in ganz jungen Jahren eingeschlagen hat. Denn in einer Sache war der inzwischen 77-Jährige ein Visionär. Schon in jungen Jahren erkannte er die Wichtigkeit einer guten Jugendarbeit für Verein und Verband. Dass Kuhn sich früh für die Funktionärskarriere entscheiden würde, war für Mitstreiter lieb alles andere als verwunderlich. „Schon als Fußballer war er der Organisator auf dem Platz“, erinnert sich Lieb an die große Stärke des schmächtigen Spielers.

Die angenehmsten Pflichten eines Fußball-Klassenleiters: Klaus Kuhn überreicht nach der Saison 2009/10 die Meisterurkunde an die Zweite Mannschaft seines Heimatvereins TSG Pfeddersheim. Archivfoto: pa/Uhrig
Das Büffet ist freigegeben: In der Rolle als Gastgeber glänzte Klaus Kuhn gerne. Foto: Ueberschär

Dabei war Kuhn keiner, der sich in den Vordergrund drängte oder den es gar nach Posten oder Titeln gierte. „Er wollte immer nur seine Arbeit machen“, sagt auch der derzeitige Vorsitzende des Fußball-Kreises Alzey/Worms, Lothar Renz. Den hatte Kuhn ebenfalls schon in jungen Jahren davon überzeugen können, sich auf Kreisebene zu engagieren. „Klaus war es, der mich 2002 in den Vorstand des damaligen Kreises Worms geholt hat“, erinnert sich Renz. Und der ihm dann schon zwei Jahre später sein Amt als Stellvertretender Vorsitzender quasi übertrug. „Das war in der Zeit, als Erich Schneider noch Kreisvorsitzender war und sich mit Klaus Kuhn die ganze Arbeit geteilt hat.“ Kuhn hatte Renz damals damit geködert, dass er ja weiterhin seine Klassen machen wolle und Renz als Vize so langsam in die Arbeit hineinwachsen könne. Soweit der Plan. Doch der wurde jäh durchkreuzt, als Schneider im Jahr 2005 völlig überraschend starb und Renz plötzlich als Vize voll in der Verantwortung stand. Doch auch da war Klaus Kuhn wieder schnell an seiner Seite. Kuhn, so Renz heute, habe sich um Ämter nie gerissen, sei aber immer da gewesen, wenn ein Posten kurzfristig zu besetzen war. So auch in dieser Zeit, in der er wieder sein altes Amt des Stellvertretenden Vorsitzenden bekleidete und Renz in der Folge half, die später anstehende Fusion der beiden Altkreise Worms und Alzey vorzubereiten.

Allerdings war die Zeit als Klassenleiter und Kreisfunktionär eigentlich die zweite Etappe des Fußballers Kuhn abseits des Platzes. Denn in der Jugendarbeit war er schon vorher ein Malocher, der sich über die Kreisgrenzen hinaus einen Ruf erworben hatte. Als Betreuer von Auswahlmannschaften im Südwesten agierte Kuhn lang und erfolgreich, was schon alleine durch die Namen manifestiert wird, mit denen der Pfeddersheimer in jener Zeit zu tun hatte. Mario Basler oder Rudi Kargus sind wohl die bekanntesten, die Reihe ließe sich mit Hans Werner Moser, Franco Foda, Benny Auer oder Markus Schupp beliebig fortsetzen. „Was viele dabei vergessen ist, dass Klaus Kuhn in Pfeddersheim auch die erste Frauenmannschaft ins Leben gerufen hat“, erinnert sich Mitstreiter Heinz Ueberschär. „Er hat damals den Schwestern und Freundinnen Pfeddersheimer Spieler die Möglichkeit gegeben, selbst auch zu spielen“, blickt der heutige Vorsitzende der TSG zurück. Nachdem Kuhn die Mannschaft in andere Hände übergeben hatte, schlief die Episode Frauenfußball bei der TSG allerdings dann doch wieder ein.

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All diese Erinnerungen zeichnen von Klaus Kuhn das Bild eines emsigen Arbeiters für den Fußball, der er sicher auch war. „Klaus hat etwas ganz, oder gar nicht gemacht“, sagt Ueberschär. Was aber nicht bedeutet, dass er nicht auch der „dritten Halbzeit“ den nötigen Respekt gezollt hat und immer noch zollt. Und auch hier brachte er bei unzähligen Vereinsfesten und Jubiläen sein organisatorisches Geschick ein.

Und dann sind da ja noch die berühmten Fußball-Frühschoppen im berühmten „Garten Eden“ der Familie Kuhn. „Im Nachhinein hatte da manch ein Kreisliga-Fußballer die Fähigkeiten eines Nationalspielers“, erinnert sich Hansi Lieb an die vielen nostalgischen Fachsimpeleien im Kuhn’schen Garten, zu dem Metzgermeister Lieb meist seinen kulinarischen Beitrag leistete. „Da kam wirklich immer alles zusammen, was im Wormser Fußball Rang und Namen hatte, und manchmal war auch einer der alten Weggefährten aus dem Verband da“, erinnert sich Lieb. Und diese „Feste des Fußballs“ werden es wohl auch sein, die die Brücke in die Zukunft schlagen. Auch wenn Klaus Kuhn inzwischen nicht mehr als Fußball-Funktionär tätig ist und Hansi Lieb seine Metzgerei inzwischen geschlossen hat.